Auf keinen Fall Liebe
ignorieren.
Nach einer Weile hatte sie sich wieder beruhigt, döste ein wenig vor sich hin, und nickte schließlich richtig ein.
Als sie zu sich kam, stellte sie entgeistert fest, dass Lucian dicht neben ihr lag, halb auf dem Bauch, halb auf der Seite. Er hatte einen Arm um ihre Taille geschlungen, ein Bein angewinkelt über ihres gelegt, sein Gesicht an ihre Schulter geschmiegt, und schien zu schlafen.
Einen Moment blieb sie bewegungslos liegen, dann drehte sie sich ein Stück um und versuchte sich aufzurichten, doch er hielt sie fest.
»Lucian«, sagte sie widerstrebend, »wo ist Emily?«
»Mit deinen Tanten spazierengegangen, sie wollten ein Eis kaufen«, murmelte er schläfrig.
»Könntest du mich bitte …«
»… küssen?«, ergänzte er und zog sie dichter an sich.
Sein Mund kam näher, berührte den ihren, sanft und sehr sinnlich liebkoste er ihre Lippen mit seiner Zungenspitze.
Sie spürte die Wärme seines Körpers, schmiegte sich instinktiv an ihn, fühlte, wie er sofort auf sie reagierte. Zärtlich erwiderte sie seinen Kuss, streichelte über seinen Rücken, drückte sich noch enger an ihn heran.
»Dad«, hörte sie in diesem Augenblick Emily von weitem rufen und zuckte zusammen.
»… loslassen«, vervollständigte sie hastig ihren Satz, während sie ihn von sich schob.
Ihr Puls raste, mit hochrotem Kopf sah sie, wie Lucian sich auf den Bauch drehte.
»Dad«, krähte Emily erneut, dieses Mal direkt neben ihnen, »kommst du mit mir schwimmen?«
»Mh-Mh«, brummte er leicht gequält, »das geht jetzt nicht.«
Er warf Faith einen bittenden Blick zu und verlegen stand sie auf. »Ich gehe mit dir.«
Kurz darauf tollte sie mit Emily im Wasser herum. Mit ihren Gedanken war sie jedoch weit weg, dachte an Lucian, an seine Küsse, seine Berührungen und war sich plötzlich sicher, was sie wollte.
Am Montagmorgen ging sie zur Apotheke und löste das Rezept ein.
26
Z weieinhalb Wochen später stand sie morgens im Bad und hielt unschlüssig die angebrochene Pillenpackung in der Hand.
Eine halbe Stunde lang überlegte sie schon, wie sie Lucian dezent klarmachen konnte, dass sie nicht länger warten brauchten.
»Ach übrigens, was ich dir sagen wollte, ich wäre jetzt so weit …«, teilte sie ihrem Spiegelbild mit, und schüttelte dann den Kopf. Nein, plumper könnte sie es ja wohl kaum anstellen.
Ob sie ihn einfach verführen sollte? Nein, das behagte ihr auch nicht. Seit dem Samstag am Strand ging Lucian ihr hartnäckig aus dem Weg. Er war zwar höflich, aber sehr reserviert, und sie war sich nicht sicher, ob er überhaupt noch an ihr interessiert war. Außerdem widerstrebte es ihr, sich ihm schon wieder so an den Hals zu werfen.
»Vielleicht mit einem romantischen Abendessen bei Kerzenschein?«, grübelte sie weiter.
Plötzlich klopfte es an die Tür.
»Faith, wenn es dir nichts ausmacht, würde ich auch gerne irgendwann duschen«, bat Lucian mit leicht ironischem Tonfall.
Erschrocken zuckte sie zusammen.
»Ja, ich bin gleich soweit«, rief sie hastig.
Sie warf das Pillenpäckchen auf die Ablage über dem Waschbecken, putzte sich dann schnell die Zähne und zog sich an.
Es klopfte erneut.
»Sag mal, was machst du denn so lange?«, fragte er ungeduldig. »Wenn du jetzt nicht sofort rauskommst, komme ich rein.«
»Ist ja gut, ich bin ja schon fertig.«
Rasch band sie sich die Haare zusammen und riss die Tür auf.
»Na endlich«, brummte er genervt und drückte sich an ihr vorbei.
»Ja, danke, dir auch einen guten Morgen«, murmelte sie trocken vor sich hin, während sie den Flur überquerte.
Leise betrat sie Emilys Zimmer und weckte sie liebevoll. Gemeinsam suchten sie etwas zum Anziehen heraus, packten ihre Schulsachen ein, und nachdem Lucian das Bad wieder verlassen hatte, schob Faith Emily hinein.
»Wir sind ein bisschen spät dran. Geh dich waschen und putz dir die Zähne, ich kümmere mich inzwischen unten um alles.«
Sie eilte die Treppe hinab in die Küche, stellte Kaffee auf und deckte den Tisch. Gerade als sie fertig war, erschienen Lucian und Emily, und kurz darauf saßen sie beim Frühstück.
Während Faith sich auf Emilys munteres Geplapper konzentrierte, war Lucian recht schweigsam, und irgendwie wirkte er ziemlich nervös.
Ein paar Mal trafen sich ihre Blicke, er schaute sie durchdringend an, mit einem merkwürdigen Funkeln in den Augen, welches ihren Herzschlag beschleunigte.
Sobald er aufgegessen hatte, kippte er seinen restlichen Kaffee in einem Zug herunter
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