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Auf Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela

Auf Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela

Titel: Auf Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Malangré
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m 3 Wasser und versorgt das ganze Gebiet bis zur Mündung. Steineichen
und Kiefern begleiten den Fluß, manchmal nur im Niederwuchs. Auch hier spürt
man, wie in den meisten südlichen Ländern, den Raubbau am Holz. Systematisch
wird heute wieder aufgeforstet. Eine „Perle“ nördlich des Stausees von Yesa ist
das Kloster Leyre. Zwischen See und Sierra liegt es im weitgestreckten Hang,
ein Monument der Reform von Cluny. In Leyre begegnen wir einer fröhlichen
Gruppe älterer spanischer Frauen. Mitten aus unserem fröhlichen Gespräch heraus
tanzt eine Matrone einen Stierkampf. Ihre große Tasche steht als „torro“ vor
ihr auf der Erde. Über das Photo, das dieses Ereignis festhält, freue ich mich
mehr als über manche gute Kunstaufnahme.
    Sangüesa ist eine weitere
Station unserer Reise. Hier fließt der Rio Aragón nach dem Austritt aus dem
Stausee nach Süden, auf den Rio Ebro zu. Sangüesa besitzt viele bedeutende
Kunstdenkmäler. Dazu gehört vor allem das Portal von Santa Maria la Real.
Dieses Portal hat mit unserem Thema „Landschaft“ zu tun. Es zeigt im rechten
Zwickel oberhalb des Tympanons eine Ansammlung von Gestalten und Symbolen, die
von den meisten Forschern als eine Darstellung nordischer Sagenwesen
interpretiert werden: Sigurd, Fafner, der Drache Regin. Diese Gedankenwelt
könnte mit Pilgern aus dem germanischen Norden in diese spanische Welt gekommen
und „eingeschmolzen“ worden sein in diesem großen Tiegel, der Maurisches,
Jüdisches, Christliches verkraftet und verbunden hat wie kein anderes Land.
    Wir bleiben am Rand der
Pyrenäen. Von Sangüesa geht es zurück auf die N 240, die uns nach Pamplona
führt, die Königsstadt von Navarra auf einem Felsplateau im Arga-Tal, 450 m
hoch gelegen. Bei klarer Sicht haben wir einen wunderbaren Blick auf die
Bergkette der Pyrenäen. Am späten Nachmittag sind wir in Pamplona. Durch die
aufreißenden Wolken fallen Sonnenstrahlen in Bündeln auf die Laubwaldzone im
Norden der Stadt, beleuchten die aufsteigenden Almen und den Kranz der Berge. —
Abends ist der Himmel klar, die Lichter der Stadt funkeln, das schwindende
Abendrot läßt die Berge als dunkle Schatten zwischen Himmel und Erde stehen.
    Vieles gibt es über Pamplona zu
berichten, von seiner Gründung als „Pompeiopolis“, Stadt des Pompejus in den
Jahren der spanischen Statthalterschaft des Pompejus 55-52 v. Chr., über die
Eroberung durch Karl den Großen bis hin zur literarischen Verewigung der Stadt
in Hemingways „Fiesta“. Pamplona ist in der Tat „die“ Stadt der Stierkämpfe.
Die „Feria de San Fermin“ mit dem Eintreiben der Kampfstiere zur Arena, dem
Auftrieb der Jungtiere durch die Straßen und den großen Stierkämpfen in der
Arena findet in der ersten Julihälfte statt.
    Nach dem Abstecher nach
Roncesvalles geht’s nach Süden zum sagenhaften „Sammelplatz“ Puente la Reina,
etwa 25 km entfernt, immer noch entlang des Rio Arga. — Wir sind hier nicht
mehr in Aragonien, sondern schon in Navarra. — In diesem Ort scheint die Zeit
seit dem Mittelalter stehengeblieben zu sein. Die „Kirche des Gekreuzigten“,
des „Crucifijo“, lädt uns zur Meditation vor dem Y-förmigen Gabelkruzifix ein.
Ist hier der Einfluß der germanischen Lebensrune spürbar? Dann die Brücke: Sie
überspannt mit fünf Bögen den Rio Arga. Es ist ein überwältigender Gedanke, daß
Millionen und Abermillionen von Pilgern seit ihrem Bau zu Beginn des 11.
Jahrhunderts (die Bauherrin Doña Major regierte neben König Sancho Garces III.
von 1000 bis 1035) über diese Brücke nach Santiago de Compostela gezogen sind.
Wir fühlen uns betroffen und einbezogen.
    Wir fahren nach Estella, eine
kleine Stadt am Rio Ega, sehen San Miguel, als Portalplastiken die „Frauen am
Grab“. Wir lösen uns vom nördlichen Bergland und kommen nach knapp 100 km über
die N 111 nach Logroño am Rio Ebro in der gesegneten Rioja, wo es die besten
Weine Spaniens, aber auch Obst, Getreide und Kartoffeln gibt. Die Bauern kippen
in einer Protestaktion ihre unverkäuflichen Kartoffeln auf die Straße. Vorgezogener
EG-Protest, Vorübung auf Ansprüche in der Europäischen Gemeinschaft ab 1986? —
Ich freue mich, daß nach der Demonstration nur eine kleine Weile vergeht, bis
Jung und Alt die nahrhaften Knollen aufklaubt und sie als willkommenes „Zubrot“
heimträgt.
    Der Ebro ist einer der größten
und wichtigsten Flüsse Spaniens. Er entspringt bei Reinosa in den Kantabrischen
Bergen. An Logroño

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