Auf Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela
Sankt Jakobus in der Zeit seine Wunder tun
zu lassen. Halten wir uns offen für diese Wunder! Lassen wir uns die Zeit dazu.
NACHWORT:
Der Jakobusbrief — ein Fingerzeig?
Jeder Kenner der Materie wird
bemerken: Neben Geschichte, Legende, Kunst und Landschaft findet sich bisher in
diesem Buch nichts über das einzige Dokument, das den Jakobus als Urheber
nennt: den „Jakobusbrief“. Nach der heutigen Zählung gehört er zu den ersten
der „Katholischen Briefe“. Sie wenden sich nicht an eine einzelne Gemeinde —
wie etwa die Briefe des Paulus — , sondern an größere Gruppierungen, an die
„Kirche“.
„Unser“ Jakobus, wir wissen es,
ist schon 44 n. Chr. hingerichtet worden. Mit aller Sicherheit ist der
Jakobusbrief späteren Datums und somit nicht von dem „spanischen Jakobus“
verfaßt. Er könnte jedoch von jenem Jakobus stammen, den man den „Bruder des
Herrn“ nannte und dem wir im Kapitel „Der Heilige“ schon begegnet sind. Dieser
„Adelphotheos“ spielte in der Jerusalemer Gemeinde eine große Rolle und galt
nach dem Fortgang des Petrus als ihr Leiter. — Aber auch diese Urheberschaft
ist ungewiß. Der Brief ist in gutem Griechisch geschrieben. Er könnte auch erst
am Ende des 1. Jahrhunderts entstanden sein, „und zwar in Kreisen, die sich auf
Jakobus berufen konnten“ 90 .
Das ist eine interessante
These. Wer am Ende des 1. Jahrhunderts, nach der Zerstörung Jerusalems und der
Flucht der Judenchristen, in einem Brief „die zwölf Stämme grüßt, die in der
Zerstreuung leben“ (Jak 1,1), der steht in einer Kontinuität, welche auch den
44 n. Chr. gemordeten Apostel Jakobus, den „Älteren“, unseren spanischen
Heiligen, mit einschließt. So wäre er denn, mit dem „Bruder des Herrn“
zusammen, im Wort, wenn es im Jakobusbrief heißt:
„Meine Brüder, was nützt es,
wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Wenn ein Bruder
oder eine Schwester ohne Kleidung ist und ohne das tägliche Brot und einer von
euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!, ihr gebt ihnen
aber nicht, was sie zum Leben brauchen — was nützt das? So ist auch der Glaube
für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat“ (Jak 2, 14-17).
Das ist eine theologisch hoch
bedeutsame Stelle. Sie bezieht Franziskus ein und die „Theologie der
Befreiung“. Doch es gibt eine — scheinbare — Gegenposition. Auf diese hat sich
Martin Luther berufen. Sie steht bei Paulus im Römerbrief: „Denn wir sind der
Überzeugung, daß der Mensch gerecht wird durch Glauben, unabhängig von
Werken des Gesetzes“ (Röm 3, 28).
Hie die Werke, hie der Glaube —
das war die theologische Kampfparole der Reformation.
So weist uns der Jakobusbrief,
obwohl nicht originär von „unserem“ Jakobus, in einen Zwiespalt, der aber kein
Gegensatz ist, der das andere ausschließt, sondern ein „Zwiefaches“,
Doppelgesichtiges, ein „Sowohl-Als auch“: Werk und Glaube, Mensch und Gott, Natur und Übernatur, Machtkampf und Religion, Karl V. und Las Casas, armselige Reliquie und das Heilige, Symbol und Inhalt,
Matamoros und Apostel, falscher und wahrer Jakob, Erdenleben und Auferstehung. Dieses „Sowohl-Als auch“ ist die Botschaft des Santiago.
Literaturnachweis
Mit Dank und Respekt verzeichne
ich die von mir benutzten, auch meinen Lesern gewiß nützlichen Bücher, aus
denen ich gelernt habe:
Reiseführer:
Barret, Pierre/Gurgand,
Jean-Noel: Unterwegs nach Santiago, Freiburg 1982
Buisman, Hanns: Spanien, Olten
1972
Domke, Helmut: Burgund, München
1985
Domke, Helmut: Aquitanien,
München 1980
Domke, Helmut: Frankreichs
Süden, München 1982
Domke, Helmut: Spaniens Norden,
München 1977
Hell, Vera und Hellmut:
Nordspanien, Stuttgart-Berlin-Mainz 1985
Hell, Vera und Hellmut: Die
große Wallfahrt des Mittelalters, Tübingen 1984
Kempen, Matthias: Pilgerfahrt
auf dem Jakobsweg, Privatdruck, Aachen 1986
Knaurs Kulturführer, Spanien,
München 1981
Legier, Rolf:
Südwest-Frankreich, Köln 1983
Sing, Hansjörg: Der Jakobsweg,
Ulm 1985
Historische Quellen:
Brandi, Karl: Kaiser Karl V.,
Frankfurt a. M. 1979
Herbers, Klaus: Der Jakobuskult
des 12. Jahrhunderts und der „Liber Sancti Jacobi“, Wiesbaden 1984
Herbers, Klaus: Der Jakobsweg,
Tübingen 1986
Klein, Hans-Wilhelm: Die
Chronik von Karl dem Großen und Roland, München 1986
Der Koran, übersetzt von Max
Henning, Wiesbaden
Mühlbacher, Engelbert: Deutsche
Geschichte unter den
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