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Titel: auf Safari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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aber, ihr Urteil über Mrs. Lovecraft erst noch zurückzustellen und begrüßte Dr. Henry aufrichtig erfreut. Er wurde den Reeds vorgestellt, setzt sich neben Mrs. Pollifax, lächelte sie freundlich an und sagte: „Hoffentlich gibt es bald Abendessen, ich sterbe vor Hunger.“
     
    „In etwa fünf Minuten“, berichtete sie ihm nach einem Blick auf ihre Uhr. „Gerade noch Zeit genug, um Sie zu fragen, was Homer gemeint hat, als er sagte, Sie kämen von einem Missionskrankenhaus. Heißt das etwa, saß Sie in Sambia leben?“
     
    Er riß seine Augen von Lisa Reed los und wandte Mrs. Pollifax seine volle Aufmerksamkeit zu. „Das stimmt. Das Krankenhaus liegt drüben am Sambesi in der Nähe der angolanischen Grenze. Ich bin vor drei Jahren aus Kanada gekommen, und ganz bestimmt haben meine Freunde mich eine Woche später zurück erwartet.“ Er lächelte sie auf seine jungenhafte Art an. „Ich brauche wohl nicht zu erklären, daß ich noch hier bin.“
     
    „Sie leben gern hier.“
     
    „Sehr gern“, bestätigte er. „So gern, daß ich Lust bekam, während meines Siebentageurlaubs auf Safari zu gehen. Vor lauter Arbeit weiß ich fast gar nichts über den Busch, und ich möchte mehr über wilde Tiere wissen.“
     
    „ Homo sapiens inbegriffen?“ fragte Reed und beugte sich vor, um an der Unterhaltung teilzunemen.
     
    „Na, von dem bekomme ich eine Menge Exemplare zu sehen“, sagte Dr. Henry und erwiderte das Lächeln. „Aber außer einigen Missionarsfamilien beim Hospital habe ich lange keine Gruppe wie diese hier getroffen. Ich hatte ganz vergessen, wieviel Unsinn die Leute reden.“
     
    „Ganz meiner Meinung“, sagte Reed lächelnd.
     
    „Worüber reden Sie in Ihrem Hospital, wenn Sie Muße haben?“
    erkundigte sich Mrs. Pollifax.
     
    Er grinste. „Oh, über Leben, Tod, Blutvergiftung. Wird das nächste Trinkwasser abkochen muß oder was der Medizinmann des Dorfes heute geäußert hat.“
     
    Mrs. Pollifax lachte. „Also nicht gerade Konversation.“
     
    „Lieber Himmel, nein“, sagte er ärgerlich. „Offenbar muß ich mich erst wieder daran gewöhnen.“ Er lächelte Chanda zu, der in den Kreis getreten war und sich neben ihn stellte. „ Bweleniko “, sate er. „ Mwapoleni.“
     
    „ Kuntu kuli kusuma “, erwiderte der Junge lächelnd.
     
    „ Endita . Chanda spricht Bemba“, erklärte er und wandte sich an Mrs. Pollifax, „aber jetzt auch schon etwas Englisch, und vor allem versteht er es sehr gut. Als wir uns kennenlernten, war ich gerade dabei, mich mit Nyanga herumzuschlagen, und jetzt muß ich Bemba lernen, und das gibt ein ziemliches Durcheinander. Chanda, diesen Herrn kennst du noch nicht. Es ist Mr. Cyrus Reed.“
     
    Chanda trat vor, reichte Reed die Hand und klatschte dann zur allseitigen Überraschung dreimal in die Hände. „So begrüßt man sich in Sambia“, erklärte Dr. Henry. „Nur hat Chanda Ihnen gegenüber eine einfache Form angewandt. Ganz richtig ist es eine wahre Zeremonie.“
     
    „Jedenfalls fühle ich mich vollendet begrüßt“, sagte Reed.
     
    Der etwas entfernt sitzende Willem Kleiber sagte beunruhigt: „Er ist doch nicht Ihr Sohn, oder?“
     
    Tom Henry lächelte freundlich. „Jetzt ist er es. Er wurde halbtot ins Krankenhaus gebracht, weil bei den Kämpfen an der angolanischen Grenze sein ganzes Dorf ausgelöscht worden war.
    Freiheitskämpfer brachten ihn.“
     
    Lisa, die mitgehört hatte, fragte atemlos: „Dort leben Sie?“
     
    Er nickte.
     
    „Aber das muß aufregend sein.“
     
    „Ist es“, bestätigte er und begegnete ihrem Blick mit einem leichten Lächeln.
     
    In diesem Augenblick kündigte eine Trommel das Abendessen an.
    Als Mrs. Pollifax sich erhob, sah sie einen Jungen in weißer Jacke eine mächtige Suppenschüssel in den Speiseraum unter freiem Himmel tragen. Sie sah auch Mr. McIntosh auf der Schwelle stehen, unschlüssig, ob er sich der Gesellschaft am Feuer zuwenden oder in den Speiseraum gehen sollte. Er hatte sich umgezogen, trug jetzt Khakihosen, ein offenes weißes Hemd und einen schwarzen Pullover mit V-Ausschnitt. Ob er wohl zu jeder Mahlzeit im letzten Augenblick erscheinen, vorzeitig aufstehen und wie ein Schatten verschwinden würde? Intuitiv begriff sie, daß er ein einsiedlerischer, ein in sich gekehrter Mann war. Aber wieso eigentlich? Lag es an der Art seines Blickes, oder lag es an seinem immer gleichen überraschen milden Lächeln? Er stand einfach abwartend da. Als sie sich erhoben, wandte er

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