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auf Safari

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Titel: auf Safari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Kafwala, die sie noch nicht kannte, aber dann sah sie im Schein des Lagerfeuers einen langen Gewehrlauf. Und als die drei Männer die Gruppe umzingelten, spürte sie, wie ihre Kehle vor Angst trocken wurde.
     
    „Was ist denn das?“ fragte Steeves schwer atmend.
     
    Sie waren so leise gekommen – das Rauschen der Wasserfälle hatte ihre Schritte übertönt -, daß es Mrs. Pollifax schwerfiel, an ihre Existenz zu glauben. Dann sagte Julian mit grimmiger Miene „Nguti?“ und nun wußte sie, daß diese Männer wirklich und gefährlich waren.
     
    In ausgezeichneten Englisch sagte der Anführer: „Wenn Sie eine Bewegung machen, schießen wir. Wir wollen nur Geiseln. Sie“ – er deutete auf Mrs. Pollifax-, „Sie gehen dort drüben hin.“
     
    „Augenblick mal“, sagte Cyrus und wollte sich von seinem Stuhl erheben, aber einer der Männer stieß ihn zurück.
     
    „Und Sie“, sagte der Sprecher und deutete auf Amy Lovecraft.
     
    Als Mrs. Pollifax sich erhob und zögernd den Kreis durchschritt, registrierte sie ,wie gemütlich die Gruppe um das Lagerfeuer doch war. Außerdem prägte sie sich den Gesichtsausdruck von jedem, an dem sie vorbei kam, scharf ein: John Steeves sah wütend aus, Willem Kleiber war in seinem Stuhl zusammengesunken als wolle er sich unsichtbar machen; Lisa war einfach erschrocken und Tom Henry studierte die Gesichter der bewaffneten Männer. Cyrus sah so empört aus, daß sie gelächelt hätte, wenn ihr nicht mehr nach Weinen zumute gewesen wäre. Schließlich war es Abendbrotzeit, und sie war hungrig. Sie ahnte, daß sie nichts zu essen bekäme.
     
    Als Amy Lovecraft ihr folgte, sprach der Anführer zu Julian: „Verhalten Sie sich bitte ruhig. Ihre Männer sind in der Küche eingesperrt, Ihr Funkgerät ist kaputt und Ihre Landrover haben wir außer Gefecht gesetzt. Ich halte mein Gewehr weiter auf Sie gerichtet. Versuchen Sie nicht, uns zu folgen.“
     
    „Ihr seid keine Sambier“, sagte Julian kurz. „Wie seid ihr in den Park gekommen?“
     
    „Das ist unsere Sache.“
     
    Was sonst noch gesprochen wurde, sollte Mrs. Pollifax nicht erfahren. Einer der Männer zerrte sie hinter sich her, am Flußufer entlang und eine steile Anhöhe hinauf. Die Hände wurden ihr auf dem Rücken fest zusammengebunden und dann stieß man sie in einen im Dunkeln geparkten Landrover. Auch Amy Lovecraft wurde hereingeschubst und landete neben ihr. Der Mann kletterte auf den Fahrersitz und ließ den Motor an. Bald hörte Mrs. Pollifax Schritte, unterdrücktes Lachen und die beiden anderen Männer stiegen ebenfalls ein. „Schnell weg von hier“, sagte einer von ihnen.
    „Wir können Sikota nicht warten lassen.“
     

9
    Erstaunlich, wie wütend sie auf Aristoteles sein konnte, dachte Mrs.
    Pollifax, als sie in der Dunkelheit dahinrumpelten. War es nicht der Gipfel der Ungerechtigkeit, daß sie, die seinetwegen nach Afrika gekommen war, jetzt in die Nacht hinaus entführt wurde, während er sicher, warm und unerkannt am Lagerfeuer zurückblieb und – das empörte sie am meisten – demnächst Abendessen bekam?
    Bestimmt hatte Carstairs ein solches Ende ihrer Mission niemals geahnt. Ihre Reaktion auf die Entführung war eigentlich ein frommer Stoßseufzer gewesen. Dem Himmel sei Dank, daß Chanda ihren Film hatte. Sollte ihr irgend etwas zustoßen, dann enthielt der Film brauchbare Informationen für Carstairs. Ihre zweite Reaktion war weniger edel. Sie wollte einfach nicht, daß ihr etwas zustieß. Sie war außerordentlich empört, daß die Safari unterbrochen worden war. Sie war hungrig. Als sie zu Amy Lovecraft hinüberschaute, bemerkte sie trotz der trüben Beleuchtung, daß deren Hände vorn gefesselt waren und nicht auf dem Rücken, und auch dagegen hatte Mrs. Pollifax sehr viel einzuwenden. Das Ausmaß ihres Zorns überraschte sie selbst. Da ihre Hände auf dem Rücken gebunden waren, konnte sie sich nicht anlehnen um sich auch nur eine Sekunde zu entspannen. Außerdem kostete es sie große Anstrengung, sich auf dem Sitz zu halten, da er glatt war.
    Der Gedankt bedrückte sie, daß es gerade Amy Lovecraft war, mit der sie diese Situation erleben mußte. Die Frau war unberechenbar.
     
    Nachdem sie sich ihren Groll und ihren Ärger eingestanden hatte, begann Mrs. Pollifax sich wohler zu fühlen. Gegen ihren Hunger und gegen ihre Entführung konnte sie nichts machen, aber wenigstens konnte sie versuchen, Mrs. Lovecraft zu mögen. Es mußte doch etwas Liebenswertes an ihr sein, und wenn sie

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