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Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)

Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)

Titel: Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
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flache, mondbeschienene Wüste.
    Bernie holte die Taschenlampe aus dem Handschuhfach. »Oder war das eine andere Spitzkuppe, oben in Utah? Vielleicht gibt es zu dieser hier überhaupt keine Geschichte.« Er schob sich die Beweismitteltasche über die Schulter und steckte die 38er Special in den Gürtel. »Muss schön sein, eine richtige gediegene Bildung zu haben.«
    Keine Ahnung, wovon Bernie da redete, vielleicht hatte es etwas mit Suzie zu tun. Suzie wurde vermisst und Adelina … Adelina. Adelina und diese Ameisen, damals in der Hütte bei der Geisterstadt.
    »Chet? Was ist denn? Sitz, alter Junge.«
    Was war das denn? Ich hatte mich auf die Hinterbeine gestellt und stemmte meine Vorderpfoten gegen Bernies Brust. Gar nicht gut. Ich ließ mich sofort wieder fallen, den Schwanz zwischen die Beine geklemmt.
    Bernie kniete sich vor mich und nahm meinen Kopf zwischen die Hände. »Was geht dir durch den Kopf? Was stimmt nicht?«
    Ich kann da so ein Geräusch machen – ehrlich gesagt, kommt das Geräusch manchmal ganz von allein aus mir raus –, ein Rumpeln tief in meiner Kehle, kein Knurren oder Bellen, eher ein … ach, ich kann es nicht richtig beschreiben. Aber wie man es auch nennen wollte, jedenfalls machte ich es gerade unter dem Red Butte.
    Bernie strich mir über den Kopf. »Ich wünschte, ich würde deine Sprache beherrschen«, sagte er. Er richtete sich auf, und wir gingen los. Ich schüttelte mich und fühlte mich gleich besser. Zurück an die Arbeit.
    »Mit dem Uhrzeiger oder gegen den Uhrzeiger?«, fragte Bernie. »Die Erde dreht sich gegen den Uhrzeigersinn um die Sonne, deshalb sollten wir andersrum gehen.« Ich rührte mich nicht vom Fleck. Hätten Sie doch auch nicht, oder? »Um die Uhr zurückzustellen, muss man den Zeiger in die andere Richtung drehen, was sozusagen ein Teil unseres Jobs ist, oder nicht, mein Junge?« Ich blieb, wo ich war, sah auf nichts Bestimmtes, wartete nur. Diese Launen von Bernie vergingen immer irgendwann, und dann war alles wieder normal. »Wenn man ein Verbrechen aufklärt – das ist doch ein bisschen wie eine Zeitreise, findest du nicht?« Ich atmete ruhig ein und aus. Die Nachtluft war frisch, kühl, angenehm. Bernie starrte die Spitzkuppe hoch. Hoch oben am Himmel hingen der Mond und die Sterne. »Das hier könnte jede Zeit sein«, sagte er. »Vor den Spaniern, vor den Indianern, irgendwann.« Er klopfte sich an die Stirn. »Nur hier drin sagt eine Stimme Nein und macht alles kaputt.«
    Moment mal. Redete er da etwa von seinem Gehirn? Bernies Gehirn war einer unserer Riesenvorteile, genauso wichtig wie meine Nase. Ohne ersichtlichen Grund juckte es mich plötzlich, und ich fing an, mich überall zu kratzen.
    »Komm, Chet. Gehen wir.«
    Ich hörte auf, mich zu kratzen. Bernie knipste die Taschenlampe an und ging am Fuß der hohen Felswand entlang, dabei ließ er den Strahl der Taschenlampe über den Boden gleiten. Ich trabte neben ihm her. Gleich zu Beginn entdeckten wir etwas Glänzendes: eine CD, von der ein Stückchen fehlte. Bernie drehte sie um. »Best of Deep Purple«, sagte er. »Das heißt, das Wohnmobil muss hier abgestellt gewesen sein.« Er nahm ein Stöckchen mit einer Fahne am Ende aus seiner Umhängetasche und steckte es in den Boden. Wir erkundeten die Gegend um das Stöckchen, wobei wir immer größere Kreise zogen – Bernie leuchtete mit der Taschenlampe, ich schnüffelte –, entdeckten aber nichts weiter.
    Bernie dachte nach. Er stand ganz still da, sein Gesicht leuchtete weiß im Mondlicht; es hätte aus Stein sein können. Die Vorstellung gefiel mir nicht, und ich versetzte ihm einen kleinen Stoß. Er tätschelte mich. Wir gingen weiter, am Red Butte entlang. Der Strahl der Taschenlampe wanderte vor und zurück, auch wenn wir ihn eigentlich nicht brauchten, weil der Mond so hell leuchtete.
    »Riechst du was, Chet?«
    Roch ich was? War das eine Frage? Hieß das, Bernie roch nichts? Nicht einmal die Kojotenpisse? Sämtliche Kojoten in der Wüste mussten den Red Butte als eine Art riesigen Hydranten benutzt haben. Ich musterte Bernies Nase, ein nicht ganz gerades, kleines Ding: Wozu war sie eigentlich da?
    Wir gingen immer weiter, zuerst im Schatten der Spitzkuppe, dann im offenen Mondlicht, uns zur Seite stets unsere eigenen Schatten. Von Zeit zu Zeit murmelte Bernie etwas: »Sind zwei solche Typen – drei vielmehr – überhaupt imstande, so was auszuhecken?« Und: »Die Beweise – nicht einmal ein Geständnis, vielleicht gerade das nicht –

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