auf toedlichem Kurs
O’Rien erlaubte. Auf ihrem Nachtisch saß ein in alter Kleidung angezogener Teddybär.
Mrs O’Rien schien der Blick in ihr Schlafzimmer peinlich zu sein und sie zog die Tür zu.
»Ein schöner Bär«, sagte Justus, um den Moment zu übergehen. »Ich kenne mich ein wenig aus mit altem Spielzeug. Im Geschäft meines Onkels ...«
»Ein Erinnerungsstück. Der Bär stammt aus meiner Kindheit«, sagte Mrs O’Rien schroff und wies auf die Treppe: »Bitte schön!«
Dann waren sie oben und Mrs O’Rien schloss die Tür zum Atelier auf. Vorsichtig betraten sie einen großen Raum, der durch die kuppelartige Verglasung des Daches von der tief stehenden Sonne rot erleuchtet war. Abgesehen von dem Staub, der alles bedeckte, schien es, als ob Paddy O’Rien das Atelier erst kurz zuvor verlassen hatte.
»Darf ich fragen, wie Ihr Mann gestorben ist«, fragte Justus vorsichtig.
»Er erlag einem Herzanfall. Ohne jede Vorwarnung. Aus heiterem Himmel. Es geschah hier im Atelier. Ich war gerade am Staubwischen, da röchelte er meinen Namen. Ich rief sofort den Arzt, aber es war schon zu spät!«
»Sie müssen nicht bei uns bleiben, wenn es Ihnen unangenehm ist«, sagte Bob mitfühlend. »Lassen Sie uns schnell die Bilder anschauen, dann kommen wir wieder herunter.«
»Doch, doch, das geht schon. Es ist lange her und ich habe es inzwischen verarbeitet. Schaut euch nur um«, antwortete Mrs O’Rien. Langsam gewann ihr Gesicht an Farbe zurück.
Die beiden Detektive nickten und gingen auf eine Staffelei zu, auf der ein unfertiges Gemälde stand. O’Riens Haus war darauf zu sehen. In einer Mappe, die neben der Staffelei an einem alten Holzstuhl lehnte, entdeckten sie mehrere Vorzeichnungen zu dem begonnenen Bild. Dann kümmerten sich Justus und Bob um die weiteren Mappen und Ständer, in denen O’Rien den Großteil seiner beachtlichen Produktion aufbewahrt hatte. Sie entdeckten Meeresszenarien, Sonnenuntergänge, Häfen und Schiffe und hin und wieder auch ein Portrait seiner Frau. Aber sie fanden kein einziges Bild, auf dem Samantha , Samuel oder gar Gwendolyn abgebildet waren. Das war mehr als ungewöhnlich.
»Mrs O’Rien, wie aus dem Material hervorgeht, hat sich Ihr Mann über mehrere Vorstudien an seine endgültigen Motive herangetastet. Dann müssten wir logischerweise auch auf Zeichnungen der drei Schiffe stoßen.«
»Das stimmt. Aber von den Schiffen habe ich nie solche Zeichnungen gesehen. Und Paddy hat seine Arbeiten immer hier im Atelier aufbewahrt. Vielleicht täuscht ihr euch in eurer Vermutung.«
»Es sieht ganz danach aus«, sagte Justus. Eine leichte Ernüchterung schwang in seiner Stimme mit. Er musste zugeben, dass O’Riens Bilder viel weniger kitschig waren als dieser Südseehintergrund, den er auf Reynolds’ Bild gesehen hatte. Aber andererseits, der feine Strich, mit dem das Schiff gezeichnet war, der passte schon.
»Gut. Das dürfte reichen«, sagte Justus schließlich. Sie wandten sich zum Gehen.
Als sie wieder im Erdgeschoss waren, fielen Bob mehrere alte Fotos und Dokumente auf, die an der Wand oberhalb eines alten Arbeitstisches hingen.
»Darf ich?«, fragte er und auf ein Nicken hin trat er näher. Zwischen mehreren Fotos entdeckte er eine alte Urkunde. »Mrs Elisabeth Elliott, sind das Sie?«
»Ja. Elliott war mein Name, bevor ich Paddy O’Rien heiratete.«
»Sie waren eine gute Köchin. Sie haben mit Auszeichnung bestanden!«
»Ich bin es noch!«
»Natürlich sind Sie das«, sagte Bob. »Entschuldigung.« Sein Blick wanderte weiter. Neben der Urkunde hing ein Schwarzweißfoto, auf dem eine junge Frau mit Küchenschürze zu sehen war. Mit vornehmem Abstand zu ihr strahlte ein perfekt gekleideter Herr in die Kamera.
»Jeff Rothman«, erläuterte Mrs O’Rien.
»Der Ölbaron? Sie arbeiteten in seinem Haushalt?« Es war, als wäre ein Blitz in Justus gefahren.
»Ja, ich war in seinem Haus Köchin. Zumindest ein paar Jahre lang. Dann ging ich für einige Zeit zurück zu meiner Mutter. Bei den Rothmans habe ich auch Paddy kennen gelernt, der auf einem der Schiffe fuhr.«
»Und Sie haben Paddy geheiratet.«
»Nein, das war erst sehr viel später. Rothman war da schon eine ganze Weile tot.«
»Dann müssen Sie etwas über den Untergang der Gwendolyn wissen«, sagte Justus aufgeregt.
»Das Unglück?« Mrs O’Rien sah ihn starr an. »Woher kennst du die alte Geschichte?«
»Wir haben Mr Horowitz aufgesucht, Mrs O’Rien. Er hat uns davon erzählt. Er besaß eins der Bilder, das wir
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