Auf Umwegen ins grosse Glueck
außer sich vor Freude über den Hof. "Meine, meine, meine!" Dabei kollidierte er mit dem Zaun, was ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbrachte. Er wandte ihr den Rücken zu, umklammerte mit beiden Händen den Pfosten, und seine Schultern begannen zu beben.
Vor fünf Jahren wäre sie zu ihm gegangen, hätte ihn in die Arme genommen und sich mit ihm gefreut. Damals hatten sie alles geteilt - ihre Gedanken, ihre Freuden und auch ihre Sorgen.
Jetzt verband sie nichts mehr.
Traurig wandte Allie sich ab und ging ins Haus zurück.
Allie stand am Schlafzimmerfenster und blickte starr hinaus in die Nacht. Ein Blitz zuckte über den Himmel, und gleich darauf folgte ein leises Donnergrollen.
"Anscheinend gibt es gleich ein Gewitter."
Sie hatte Zane nicht hereinkommen hören. "Ja", antwortete sie, drehte sich aber nicht um. In diesem Moment fühlte sie sich deplatziert wie noch nie in ihrem Leben. Sie war nicht in der Lage gewesen, den glücklichsten Moment in seinem Leben mit ihm zu teilen. Das zeigte deutlich, wie tief die Kluft zwischen ihnen geworden war. Sie würden nie wieder zueinander finden.
Es war aus und vorbei. Alle Gefühle waren erloschen. Zane würde bald nur noch der Vergangenheit angehören. Warum konnte sie, Allie, sich darüber bloß nicht freuen? Das hatte sie doch immer gewollt.
Zane stellte sich neben sie ans Fenster. "Ich hätte es Hannah so gern erzählt."
"Das kann ich mir vorstellen." Er hatte seine Tochter während des Abendessens nicht aus den Augen gelassen. Und als sie aus Versehen ihre Milch verschüttet hatte, hatte er sie auf die Stirn geküsst und ihr gesagt, dass er sie über alles liebte.
"Ich werde mit ihr darüber sprechen, wenn sie älter ist."
Nachdenklich blickte er hinaus in die Dunkelheit. "Sie sollte Bescheid wissen. Vielleicht nicht über alles, denn ich möchte nicht, dass sie schlecht von ihrer Mutter denkt. Aber nachher hört sie irgendein böses Gerücht, und dann…"
"Das brauchst du ja nicht heute zu entscheiden", erwiderte Allie, als er verstummte.
"Doyle hat angerufen. Er hatte mit Kim ein Verhältnis, als er hier in Aspen einen Film gedreht hat. Dass Kim zu der Zeit auch mit mir geschlafen hat, hat er damals nicht gewusst. Und da der Zeitpunkt genau stimmte, war Doyle sich sicher, dass Hannah seine Tochter ist."
"Wahrscheinlich hatte nicht einmal Kim eine Ahnung, wer Hannahs Vater war. Immerhin hatte sie mit dir und Sean geschlafen… Sie hat also nicht unbedingt gelogen."
Zane nickte. "Als Doyle sich nicht scheiden lassen wollte und sie sitzen ließ, wandte sie sich mir zu. Arme Kim. Sie hatte sich so viel versprochen, und am Ende hat sie nichts bekommen.
Aber sie hat mir mein kleines Mädchen geschenkt." Er berührte ihre Schulter und ließ die Hand gleich wieder sinken. "Und dir habe ich es zu verdanken, dass Hannah jetzt bei mir bleiben kann."
"Die Wahrheit wäre so oder so ans Licht gekommen."
"Du warst von Anfang an überzeugt, dass Hannah meine Tochter ist."
Sie würde nie zugeben, dass auch sie gefürchtet hatte, sie könnte sich irren. "Die Ähnlichkeit zwischen euch beiden ist einfach zu groß."
"Ich habe vorhin meine Eltern angerufen und ihnen die gute Nachricht mitgeteilt. Meine Mutter erinnert sich dunkel daran, dass die Mutter ihres Großvaters rot gelocktes Haar gehabt haben soll. Leider gibt es nur ein Schwarzweißfoto von ihr."
Warum war sie bloß so traurig? Sie hatte doch Recht gehabt.
Allerdings machte es sie auch nicht glücklicher. Und sie wusste, warum. Zane hatte sie ausgeschlossen. Er war nicht bereit, seine Freude mit ihr zu teilen.
Ein Blitz zuckte zur Erde, und plötzlich wurde Allie klar, was sie eigentlich die ganze Zeit schon gewusst, aber verdrängt hatte. Zane brauchte sie nicht mehr. Er hatte Hannah, und die beiden waren glücklich miteinander. Für sie, Allie, war kein Platz mehr in ihrem Leben.
Er konnte einfach nicht einschlafen. Unruhig wälzte Zane sich im Bett hin und her. Was bin ich nur für ein Idiot, dachte er frustriert. Er hatte alles verdorben. Kein Wunder, dass Allie ins Haus gegangen war, als er auf dem Hof die Kontrolle über sich verloren hatte.
Er hatte sich immer für mutig gehalten. Anscheinend hatte er sich geirrt. Sein Stolz war wie weggeblasen. Von dem Augenblick an, als Kim ihm eröffnet hatte, dass er nicht Hannahs Vater war, hatte er mit der Angst leben müssen, seine Tochter vielleicht für immer zu verlieren.
Und er hatte es an Allie ausgelassen. Er hatte ihr vorgeworfen, sie
Weitere Kostenlose Bücher