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Auf Umwegen ins Herz

Auf Umwegen ins Herz

Titel: Auf Umwegen ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Saxx
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hatte, und schlüpfte hinein. Es war zehn nach zwölf und das Surren meine Wohnungsglocke – Julian!
    Ich murmelte noch ein leises „Verdammte Scheiße“, als ich im Vorbeigehen einen Blick in meinen Spiegel erhaschte, doch was sollte ich jetzt noch an meinem Erscheinungsbild ändern? Schnell warf ich noch einen Blick durch den Türspion und legte verzweifelt meine Stirn gegen das kühle Holz, als ich ihn an der gegenüberliegenden Wand lehnen sah. Ich drehte den Schlüssel um und drückte die Klinke nach unten. Langsam zog ich die Tür auf, nur einen Spaltbreit, dass vielleicht zwei Finger durchgepasst hätten – mehr schaffte ich gerade nicht, es wäre mir zu peinlich gewesen.
    „Hallo … Sorry, ich hab verschlafen.“ Meine Stimme klang kratzig und heiser, als hätte ich die ganze Nacht gefeiert – oder geweint. Sein Antwortlachen trieb mir eine Gänsehaut über den Körper, und in dem Moment hätte ich ihn nur zu gerne hereingelassen – doch in meinem Aufzug … unmöglich!
    Meine Haare standen in alle Richtungen, ich hatte dicke Ringe unter den Augen, und unter dem Bademantel trug ich einen hässlichen, löchrigen Pyjama aus dunkelrosarotem Flanell. Mit Bündchen! Ich sollte das Teil wirklich mal entsorgen, doch jedes Mal, wenn ich meinen Kleiderschrank ausmistete, konnte ich mich doch nicht von dem flauschigen Nachtgewand trennen.
    „Ich … ähm … kannst du später noch einmal vorbei …“
    „Kommt gar nicht infrage. Ich warte auf dich, bis du fertig bist.“
    „Das ist keine gute Idee …“
    Ich wartete etwas, lauschte in den Gang hinaus, doch außer dem Motorengeräusch des Aufzugs konnte ich nichts hören. War er etwa doch gegangen? Verunsichert riss ich die Tür auf – und starrte in Julians verwirrtes Gesicht. Er musterte mich von oben bis unten, und, als seine Augen das Dunkelrosa um meine Beine unter dem Bademantel erreicht hatten, fing er breit an zu grinsen.
    „Und ich dachte, du hast Männerbesuch und willst mich nur mal eben abwimmeln, um ihn, ohne dass wir uns über den Weg laufen, aus deiner Wohnung schmuggeln zu können.“
    „Und wenn es so wäre?“, maulte ich beleidigt. Okay, mein Erscheinungsbild war nicht gerade das, was man sich nach einer Nacht mit wildem Sex vorstellte, doch dass er dies komplett ausschloss, kränkte mich dann doch. Als Julian auch noch rau zu lachen begann, warf ich ihm einen bösen Blick zu, der hoffentlich das Feuerwerk der Hormone vertuschte, das seine Stimme in mir auslöste.
    „Jana, also jetzt mal im Ernst, einen Mann, der dich so zurichtet, … den schmeißt du doch mit Sicherheit hochkant hinaus – der bleibt nicht heil bis Mittag in deinem Bett. Also was ist jetzt, lässt du mich hinein?“
    Ich zögerte. Ihn jetzt wieder wegzuschicken, wäre auch nicht unbedingt die feine englische Art gewesen. Er konnte ja nichts dafür, dass ich verschlafen hatte. Naja … eigentlich doch … zumindest indirekt. Ich verdrehte die Augen, seufzte tief und öffnete die Tür ganz, um ihn hereinzulassen. Mit hochrotem Kopf zog ich meinen Bademantel noch einmal fest zu, was eigentlich unnötig war, denn der hässliche Pyjama ließ sich nicht verstecken. Von dem verstrubbelten Ding über meinem Hals ganz zu schweigen.
    Julian folgte mir in mein Reich, und ich verfluchte mich. Hätte ich es gestern doch geschafft, die Tagebücher wegzulegen, anstatt sie alle zu lesen, dann wäre mir eben ein höchst peinlicher Moment erspart geblieben.
    Mit einem Räuspern durchbrach ich die Stille. „Also … es tut mir leid, dass du jetzt warten musst. Mir ist das gerade äußerst unangenehm, aber ich verspreche dir, dass ich gleich wieder bei dir bin. Möchtest du etwas zu trinken, bis ich fertig bin?“
    Wehe, wenn der jetzt nicht bald mit dem dämlichen Grinsen aufhört , brummte ich in Gedanken, und ich spürte, wie ich meine Augenbrauen angespannt zusammenkniff.
    Er scannte mich noch einmal abschätzend von oben nach unten, wobei er sich das Grinsen immer noch nicht verkneifen konnte. „Nein, danke, bin nicht durstig.“ Wie zum Beweis leckte er sich mit der Zunge über seine Lippen. Sofort starrte ich gebannt auf seinen Mund.
    „Ich hab uns einen Tisch reserviert, aber ich weiß nicht, wie lange die auf uns warten. Soll ich noch mal anrufen, um die Reservierung zu verschieben?“
    „Für wie viel Uhr hast du reserviert? Und wo?“
    „Für halb eins, im Pöstlingberg Schlössl , ich denke, eine Viertelstunde länger müsste uns der Tisch sicher sein.“
    „Das

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