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Auf und ab - Mord in Hellwege

Auf und ab - Mord in Hellwege

Titel: Auf und ab - Mord in Hellwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Wuensche
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der drei Räume zum Teil entfernt, und so war ein geräumiger, dreigeteilter Gastraum entstanden. Im vorderen Bereich standen der Tresen und vier kleine Tische, im mittleren der Stammtisch und ein weiterer Esstisch, und im hinteren waren, fast wie in einem Separee, zwei weitere Esstische untergebracht. Durch alle Fenster hatte man einen schönen Blick auf die Wümme. Die Einrichtung war nostalgisch, das Mobiliar bestand aus alten, blanken Tischen, mit Samt gepolsterten Stühlen und alten Plüschsofas. An den Wänden hingen Bilder und Fotos, alle alt und vergilbt. Wenn man die Gaststube betrat, fühlte man sich in die › gute alte Zeit ‹ zurückversetzt. Das alte, fast verkommen wirkende Ambiente passte allerdings nicht zur Küche. Die war modern und perfekt, und was ihre Töpfe und Pfannen hervorbrachten, hatte in weitem Umkreis einen hervorragenden Ruf.
    Betrieben wurde die »Brücke« von einem ehemaligen Seemann und seiner Frau, Hermann und Anneliese, für die Küche war der Sohn, Michael, zuständig. Lupo, ein riesengroßer schwarzer Hund, gehörte auch dazu. Er war immer in der Gaststube zu finden, sah bedrohlich aus und war doch gutmütig und harmlos. Er begrüßte jeden Gast persönlich, indem er sich neben ihn stellte und ein Kraulen zwischen den Ohren erwartete, bevor er sich dem nächsten zuwandte. Stammgäste wussten das, neue wurden darauf hingewiesen.
    «An der Brücke« war ein bei der Politik-, Kultur- und Wirtschaftsprominenz der umliegenden Städte schon immer gefragtes Lokal gewesen, hatte aber nie den Kontakt zu den Einwohnern Hellweges verloren. Und so konnten die vier auch heute viele Bekannte treffen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad gekommen waren, aber auch einige Unbekannte sehen, die aus einem großen und teuren Wagen gestiegen waren.
    Der Stammtisch war heute frei, einige Hellweger hatten dort bereits einen Platz gefunden, und Holtens und Kasings setzten sich ohne zu fragen dazu, denn es war kein weiterer Tisch mit vier freien Plätzen vorhanden – und man kannte sich. Es war nun eine bunte Reihe Hellweger Bürger am Stammtisch versammelt, und die Neuankömmlinge wurden herzlich begrüßt. Neben Holten saß Marie Fermental mit einem Mann, den sie als ihren Bruder Jasper vorstellte, und auf der anderen Seite, neben Anja Kasing, schloss sich Familie Wortmann an, ein Landwirt aus dem Ort mit Frau, Sohn und Schwiegertochter.
    »Ist das hier jetzt der Pilotenstammtisch?«, begrüßte sie der alte Hermann, der Wirt, der von der Theke zu ihnen gekommen war, und damit hatte er nicht ganz unrecht. Holten und Kasing waren Vereinsmitglieder der Flugsportgruppe, die sich Vereinsmaschinen charterten, Marie Fermental gehörte auch zum Verein, hatte jedoch eine eigene Maschine im Hangar stehen, und der alte Wortmann war Gründungsmitglied, inzwischen jedoch kein aktiver Pilot mehr.
    Er begrüßte die Herren mit Handschlag und die Damen mit Handkuss, ganz nach alter Schule.
    »Wenn ihr etwas trinken wollt, mein Weinkeller ist gut gefüllt.«
    Alle lachten, denn dass das Haus gar keinen Keller hatte, wussten alle.
    Aber Hermann erzählte gern solche Geschichten. Fremden versuchte er weiszumachen, dass das Fleisch, das in der Küche verarbeitet wurde, aus seinem eigenen Stall stammte oder das Gemüse aus seinem Garten.
    »Anneliese kommt gleich, um euren Wünschen zu lauschen«, sagte er und verschwand zwinkernd wieder hinter der Theke.
    Anneliese kam und nahm die Getränke auf. Eine Speisekarte gab es nicht.
    »Wir haben noch Sauerfleisch, Schnitzel und Rumpsteak. Hering und Krabben sind auch noch da. Die Krabben sind ganz prima. Was wollt ihr?«
    Sie empfahl pragmatisch immer das Gericht, dessen Zutaten möglichst bald verarbeitet werden mussten.
    Sie bestellten, und Holten fragte nach dem Telefon. Als Anneliese das schnurlose Gerät gebracht hatte, versuchte er Riecker zu erreichen, bekam jedoch erneut keine Verbindung.
    »Du weißt ja, dass man im Restaurant nicht telefonieren soll?«, sprach Marie Fermental ihn an.
    »Mit einem normalen Telefon darf man«, verteidigte Holten sich, »mein Handy habe ich ja auch zu Haus gelassen.«
    »Was gibt es denn so Wichtiges? Du bist doch Privatier.«
    »Ich muss noch einmal mit Riecker sprechen.«
    »Willst du in der Woche fliegen?«
    »Nein, das nicht.«
    Mehr sagte er nicht. Es musste sich schließlich nicht im ganzen Dorf herumsprechen, dass er sich mit dem Fall Lehmberg beschäftigte.
    Die Gespräche kreisten hauptsächlich um ein Thema: das Fliegen. Alle

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