Auf verlorenem Posten
für die Major Isvarian und ich uns entschieden haben.« Ein Holo der Enklaven und des Deltas in kleinem Maßstab erglühte bei seinen Worten über dem Konferenztisch. »Wie Sie sehen, Captain, werden wir unsere erste Scoutabteilung hier stationieren, entlang des Kanals, der in den Sand River fließt. Eine weitere Abteilung wird hier stationiert eine andere hier. Danach …«
Honor lehnte sich zurück und beobachtete, wie ein Lichtcode nach dem anderen in dem Holo aufblühte, während Papadapolous den Plan erläuterte. Isvarian warf gelegentlich eine Erklärung ein. Honor war Offizier der Navy und nicht des Marinecorps, doch der Plan wirkte gut durchdacht. Noch wichtiger erschien ihr, daß Isvarian damit offenbar völlig zufrieden war. Also begnügte sie sich damit, einen verstehenden Gesichtsausdruck aufzusetzen und zu versuchen, an allen richtigen Stellen zu nicken. Trotzdem nagte etwas an ihr, während sie zuhörte. Sie konnte jedoch nicht sagen, was, bis Papadapolous fertig war und sich mit dem großen Holo im Rücken erwartungsvoll ihr zuwandte.
»Sehr beeindruckend, Major«, sagte sie dann. »Es kommt mir vor, als wären Sie sorgfältig darauf bedacht gewesen, unsere eigene Kapazität zu maximieren und die Handlungsmöglichkeiten der Gegner gleichzeitig zu beschränken. Hätten Sie etwas dagegen, daß ich einige Fragen stelle?«
»Selbstverständlich nicht, Captain.«
»Vielen Dank. Zunächst einmal: Haben Sie und Major Isvarian diesen Plan mit irgend jemandem am Boden diskutiert?«
Papadapolous sah Isvarian an, und der NPA-Major antwortete für ihn.
»Wir haben mit meinen beiden dienstältesten Einsatzleitern gesprochen, mit Dame Estelle und mit George Fremont, ihrem Stellvertreter. Das sind bisher alle, Captain.«
»Ich verstehe. Könnten Sie mir sagen, wieviel Vorausplanung und Zeit Ihre Leute brauchen, um den Plan in die Tat umzusetzen, Major Isvarian?«
»Um dieses Ausmaß an Integration zu erreichen? Wenigstens eine Woche. Um ehrlich zu sein, hätte ich am liebsten mindestens zehn Tage Zeit.«
»Ich verstehe«, sagte Honor wieder und haßte sich für die Frage, die sie als nächste stellen mußte. »Haben Sie in der Zwischenzeit festgestellt wie die Betreiber des Drogenlabors von der bevorstehenden Razzia erfahren haben, Major Isvarian?«
Das Gesicht des NPA-Mannes verkrampfte sich, und deshalb wußte sie, daß ihm plötzlich klargeworden war, worauf sie abzielte. Isvarian antwortete mit unbewegter Stimme: »Nein, Ma’am.«
»Dann, fürchte ich, haben wir ein Problem, meine Herren«, erwiderte sie leise.
»Ein Problem, Captain?« Papadapolous wirkte verwirrt, und Honor wandte sich ihm gerade zu, da hob Isvarian eine Hand.
»Darf ich, Captain?« fragte er gepreßt, und als Honor nickte, blickte Papadapolous ihn quer über den Tisch aufmerksam an.
»Wir habens vermasselt, Nikos«, seufzte Isvarian. »Um es genauer zu sagen: Ich hab’s vermasselt. Auf dem Boden haben wir ein Sicherheitsproblem.«
»Ich verstehe nicht, Sir.« Papadapolous schaute Honor an. »Captain? Wie könnte etwas, das die Medusianer wissen, unsere Operationen merklich beeinflussen? Die technologische Kluft ist doch sicherlich viel zu groß, als daß sie begreifen könnten, welche Bedrohung unsere Waffen wirklich darstellen.«
»So weit es die Eingeborenen betrifft, haben Sie vermutlich recht, Major«, antwortete Honor. »Doch wir haben guten Grund zu der Annahme, daß die Waffen, um die wir uns solche Sorgen machen, von Außerweltern stammen und daß diese Fremdweltler innerhalb der NPA Informationsquellen besitzen – oder, meiner persönlichen Meinung nach, eher unter den Zivilangestellten der NPA. In beiden Fällen würde jede frühzeitige Stationierung Ihrer Leute unsere Absichten verraten.«
»Das verstehe ich, Ma’am«, sagte Papadapolous stirnrunzelnd, »doch ich fürchte, mir entgeht, worauf Sie hinauswollen. Würde denn nicht gerade dieses Wissen die Fremdweltler von offenen Übergriffen abschrecken?«
»Wir haben das Problem, daß wir gar nicht wissen, was sie eigentlich vorhaben, Nikos«, sagte Isvarian. »Ich weiß, daß Dame Estelle glaubt, es ginge um mehr als Geld, und es sieht ganz so aus, als stimmte Captain Harrington ihr zu.« Er zuckte die Schultern. »Wenn alle dieser Meinung sind, werde ich sicher nicht dagegen argumentieren. Wenn es so ist, könnte die Kenntnis unserer Pläne sie nicht im geringsten abschrecken, sondern ihnen Gelegenheit geben, ihre Pläne entsprechend anzupassen, bevor sie
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