Auf verlorenem Posten
noch, als sein Blut und seine inneren Organe zu schäumen begannen und aus der Wunde kochten. Blutstropfen und andere, schrecklichere Dinge spritzten ins Vakuum, und dann schluchzte Porter noch einmal und war gnädig still. Seine Arme erschlafften. Er hing am Wrackteil. Die Innenseite seines Helmes war undurchsichtig durch das Blut, das ihm aus Mund und Nasenlöchern gesprudelt war. Santos starrte ihn an und war vor Schreck und Übelkeit wie versteinert – sie konnte den Blick einfach nicht abwenden.
»Na los, Leute!« peitschte Sally MacBrides Stimme. »Bewegt euren Arsch – na los !« Dominica Santos riß sich aus der Tiefe ihres Schocks und wankte zurück an die ausgeweideten Schaltkreise des Antriebs.
Honor kauerte sich in den Kommandosessel. Trotz des Prallkäfigs wurde ihr Kopf vom Veitstanz der Fearless wild herumgerissen. Neue Schadensalarme schrillten. Honor schüttelte den Kopf hin und her und kämpfte gegen die Benommenheit und die Verschwommenheit der Sicht durch den Aufprall an.
Sie zwang sich, auf die Gefechtsstatustafel zu schauen. Wenigstens ein Dutzend Abteilungen stand unter Vakuum. Lieutenant Webster schlug mit beiden Fäusten auf die Konsole vor sich.
»Volltreffer in die Signalsektion, Ma’am«, meldete er, die Stimme voller roher, dumpfer Qual. Er wandte sich ihr zu und schaute sie an. Sein Gesicht war weiß und schockerfüllt, in seinen Augen glänzten Tränen.
»Sie ist weg. Gütiger Himmel, die Hälfte meiner Leute ist weg. Einfach weg.«
»Verstanden, Lieutenant.« Sie erschrak über den Klang der eigenen Stimme. Sie war zu gelassen, zu distanziert. Sie mordete das eigene Schiff beim Angriff auf die Sirius . Sie wußte das, genausosehr wie sie wußte, daß sie das Gefecht niemals abbrechen würde – könnte. Sie wollte noch etwas sagen, um an Websters Schmerz und Verlust teilzunehmen, doch ihr fehlten die Worte, und sie wandte sich wieder Cardones zu, als dieser erneut den Feuerknopf drückte.
Aus der Fearless schoß eine Rakete, aber nur eine, und ein Alarmsummer schnarrte. Cardones zuckte bei dem Geräusch zusammen und löste per Knopfdruck einen Systemtest aus.
Dann sackten seine Schultern herab, und er wandte sich der Kommandantin zu.
»Werfer Eins ist ausgefallen, Ma’am. Wir haben nur noch ein Rohr.«
Honor preßte die Intercomtaste. »Schadenskontrolle, Captain hier. Was ist mit Werfer Eins?« fragte sie knapp.
»Tut mir leid, Ma’am.« Lieutenant Manning antwortete undeutlich und mit schleppender Stimme. »Zwo meiner Leute sind tot. Wir haben Schadensmeldungen von überall aus dem Schiff, und …« Der Schadenskontrolloffizier verstummte. Er schien sich zusammenzureißen, denn seine Stimme war klar, als er sagte: »Tut mir leid. Wie war Ihre Frage, Ma’am?«
»Werfer Eins. Status von Werfer Eins?«
»Weg, Ma’am. Wir haben ein vier Meter großes Loch im Steuerbordbug. Die ganze Abteilung ist weg – die Crew auch.«
»Verstanden.« Honor ließ die Taste los und sah Cardones an. »Setzen Sie das Gefecht mit Werfer Zwo fort, Waffen«, sagte sie.
»Das muß ihr weh getan haben, Sir«, sagte Lieutenant Commander Jamal, und Coglin grinste triumphierend zurück. Der Abstand zwischen den Schiffen war auf unter sechs Millionen Kilometer gesunken. Auf den Sensordisplays war der Schweif aus verdampftem Stahl und entweichender Atmosphäre, den der Bug der Fearless hinter sich herzog, deutlich zu erkennen. Darüber hinaus feuerte der Kreuzer nun immer nur noch eine Rakete ab. Wenn nur …
Die Sirius erzitterte, als eine weitere manticoranische Rakete gleich hinter ihrem Heck detonierte. Blutrote Schadensmeldungen flammten auf Coglins Display auf.
»Mittschiffslinienlaser Vier ausgefallen, Sir«, meldete jemand. »Die sekundären Feuerleitsensoren haben wir auch verloren. Primäre Sensoren unbeschädigt.«
Coglin stieß einen wilden Fluch aus. »Treffen Sie mir dieses Arschloch noch ein einziges Mal, Jamal!« zischte er.
Dominica Santos winkte MacBride beiseite und rammte den letzten Ersatzschaltkasten dahin, wohin er gehörte. Das grüne Bereitschaftlicht glühte auf. Santos schaltete in das Netz der Schadenskontrollzentrale zurück.
»Wir sind fertig, Al!« schnarrte sie. »Verstanden, Ma’am. Ich starte den Test de …«
»Zum Teufel damit!« bellte Santos. »Wir haben keine Zeit für Tests. Sagen Sie dem Captain, daß wir fertig sind, und geben Sie dem Impeller Saft! und zwar jetzt!«
Honors Augen blitzten wie heißer brauner Stahl, als die
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