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Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Baumkatzen bildeten die Spitze von Sphinx’ Nahrungskette und erbeuteten die kleineren Pflanzen- und Allesfresser in ihrem Revier. Beim Kauen zerfetzten Nimitz’ nadelspitze Zähne den Sellerie in faserige, grüne Fäden; feuchte, faserige, grüne Fäden.
    Santos warf Honor einen halb entschuldigenden Blick zu, als sie die Bescherung sah, die die ‘Katz anrichtete, und Honor schüttelte den Kopf.
    »Sie wissen, daß das Zeug nicht gut für ihn ist, Dominica«, schalt sie.
    »Aber er mag es doch so gern, Skipper«, verteidigte Santos sich.
    »Das weiß ich selbst, aber er kann es nicht verdauen, jedenfalls nicht vollständig. Er hat keine Enzyme für terranische Zellulose. Es macht ihn einfach nur satt, und dann frißt er sein Abendessen nicht.«
    Nimitz unterbrach das Kauen. Sein Stimmapparat war vielleicht ungeeignet, um etwas hervorzubringen, das auch nur entfernt an menschliche Sprache erinnerte, doch er verstand einen erstaunlich großen Wortschatz, und im Laufe der Jahre hatte er diese Ansprache viel zu oft von dieser Person gehört. Nun warf er Honor einen geringschätzigen Blick zu, ringelte den Schwanz und erhob sich auf die Hinterfüße, um den Kopf gegen Santos’ Arm zu reiben und so unmißverständlich seine Ansichten bezüglich der Angelegenheit zu verkünden.
    Die Ingenieurin war seine Favoritin unter den Offizieren der Fearless – wahrscheinlich, überlegte Honor finster, weil sie in letzter Zeit immer einen Vorrat an Selleriestengeln mit sich herumzutragen schien. Santos grinste zu ihm hinunter.
    »Nun«, seufzte Honor schließlich, »wenn das so ist, dann werde ich mich wohl damit abfinden müssen. Der kleine Teufel kriegt immer jemanden herum, seinen Lastern entgegenzukommen.«
    »Er ist irgendwie niedlich, nicht wahr?« stimmte Santos zu. Sie kraulte den ‘Kater leidenschaftlich unter dem Kinn, dann ließ sie sich auf einen leeren Sessel am Tisch sinken, und Honor mußte grinsen. Schließlich hatte sie selbst, gestand sie sich ein, eine Schwäche für Menschen, die Baumkatzen freundlich behandelten.
    »Sie wollten mich sprechen?« fragte Santos nach kurzer Pause.
    »Ja.« Honor klopfte mit einem Stift auf das Datendisplay vor sich. »Ich habe mir Barneys Werte für den wahrscheinlichen Energieverbrauch angesehen. Sie erscheinen mir alle relativ vage.«
    »Na ja, das ist auch gar nicht so einfach zu quantifizieren, Skipper.« Santos fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und zog nachdenklich die Stirn kraus. »Er hat nicht sehr viele konkrete Daten darüber, wozu die Energie verbraucht wird, also haben seine Leute eine Menge NARRen machen müssen.« Honor hob eine Augenbraue, und Santos grinste. »Das ist ein Fachausdruck unter uns Ingenieuren. Er bedeutet ›nicht aussagekräftiges Rätselraten‹«, erklärte sie. »Man kann einige fundierte Werte aus der Außenbeobachtung entnehmen: aus Phänomenen wie Außenbeleuchtung, Funkverkehr, Wärmeaustauscher. Aber ohne genaue Daten über die interne Hardware einer Enklave kann man danach nur noch im dunkeln tappen. Schon das Wissen, wie viele Leute das Licht abschalten, wenn sie den Raum verlassen, und wie viele nicht, würde den abgeschätzten Endwert deutlich beeinflussen.«
    »Hm.« Honor rieb sich die Nasenspitze und lehnte sich zurück. Sie lauschte Nimitz, wie er den Sellerie zerfetzte und hinunterschlang. »Wie weit sind wir mit dem Anzapfen der Sonnenkollektoren?« fragte sie plötzlich.
    »Wir haben noch drei – nein, vier vor uns«, antwortete Santos. »Es tut mir leid, daß es so lange dauert, aber wir haben nur die Kutter …«
    Honor winkte ab und lächelte. »Entschuldigen Sie sich nicht. Es geht gut voran, vor allem, wenn man bedenkt, daß wir niemanden wissen lassen wollen, was wir vorhaben.« Sie kippte mit dem Sessel leicht zurück, betrachtete weiter die Daten auf dem Bildschirm und sagte achselzuckend: »Na schön, wollen wir mal sehen, ob wir nicht auch anders daran kommen können, Dominica«, murmelte sie und drückte auf den Knopf des Intercoms.
    »Wachhabender Offizier«, meldete sich Lieutenant Websters Stimme.
    »Com, Captain hier. Ist der Eins-O auf der Brücke?«
    »Nein, Ma’am. Ich glaube, er ist unten am Raketenwerfer Zwo. Die Taktische Station hatte da ein Problem mit der Magazinversorgung.«
    »Ich verstehe. Nun, summen Sie ihn bitte mal an, ja? Wenn er Zeit hat möchte er zu mir in den Besprechungsraum kommen. Bitten Sie Lieutenant Cardones ebenfalls dazu.«
    »Jawohl, Ma’am.« Das Intercom blieb für eine kurze

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