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Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maclean
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Entschlossenheit aus, als hätte sie ihr Lebtag als General agiert. Auf dem Küchentisch rollte Isabel das große Papier aus, beschwerte die Ecken mit einem Salzschälchen, zwei Holzschüsseln und einem Hackbrett. Nick trat näher und sah, dass es sich um eine Karte des Anwesens handelte, die sie vor sich ausgebreitet hatte wie einen Schlachtplan.
    Die eingespielte Routine ließ vermuten, dass so etwas nicht zum ersten Mal geschah.
    „Ich habe Sie als Letzte gesehen“, sagte Jane. „Sie wollte mit ein paar von James’ Kleidern zum Waschhaus.“
    Wieder trafen sich Nicks und Rocks Blicke. Sein Freund deutete nach draußen, doch Nick schüttelte den Kopf.
    Er wollte sehen, wie es hier weiterging.
    „Wann?“
    „Vor einer halben Stunde?“, schätzte Jane. „Vielleicht auch vierzig Minuten?“
    „Und dann?“
    „Dann hat Meg die Kleider draußen gefunden, mitten auf dem Weg“, fuhr Jane fort und deutete auf eine junge Frau, die vermutlich Meg war.
    „Wann war das?“ Nick konnte nicht länger tatenlos dabeistehen. Als er sprach, richteten sich alle Blicke auf ihn. Gut möglich, dass er Isabel nie würde überzeugen können, ihm zu vertrauen, aber ihr helfen, das Mädchen zu finden, das konnte er.
    Zumal er vermutlich die Schuld daran trug, dass sie verschwunden war.
    Meg sah Isabel fragend an, und erst als diese mit einem kurzen Nicken ihr Einverständnis gegeben hatte, antwortete sie ihm. „Ist noch keine zwanzig Minuten her, Mylord.“
    „Wo sind die Kleider jetzt?“, wollte Nick wissen.
    Meg zeigte auf einen Wäschehaufen, der auf einem Schemel lag. „Ich hoffe, es war richtig, dass ich sie reingebracht habe, Isabel.“
    „Du hast es genau richtig gemacht, Meg.“ Isabel nahm jedes der Kleidungsstücke kurz in die Hand, dann sah sie Nick an. „Sie sind kaum nass.“
    Er erwiderte ihren Blick und verhehlte nicht seine Bewunderung. Sie hatte verstanden, worauf seine Frage abzielte. Der Boden war noch so nass vom Regen, dass die Kleider das Wasser rasch aufgesogen hätten. „Weit kann sie nicht sein.“
    Isabel nickte und wandte sich wieder der Karte zu. „Ich vermute, dass sie vor höchstens einer halben Stunde verschwunden ist. Wer immer sie abgefangen hat, ist wahrscheinlich zu Fuß gekommen. Oder hast du Hufspuren bemerkt, Kate?“ Sie vergewisserte sich mit einem kurzen Blick zu ihrer Stallmeisterin, die den Kopf schüttelte.
    „Bei Tageslicht dürften sie sich kaum weit mit ihr wagen“, warf Nick ein. „Zu riskant, dass sie erkannt werden.“
    Isabel sah ihn an und nickte bedächtig. „Was bedeutet, dass sie sich noch irgendwo auf dem Anwesen verstecken.“
    Nick atmete auf. Sie erwog seinen Rat. Sie vertraute ihm.
    Was ein großer Fehler war.
    Doch er verdrängte den Gedanken und konzentrierte sich wieder auf Isabels Worte.
    „Wir haben den Vorteil, dass wir uns besser auskennen als sie. Kate, Meg und Regina, ihr nehmt euch das Wäldchen hinter der Viehweide im Osten vor. Jane, Caroline und Frannie, ihr schaut am Westtor und auf den Ländereien von Marbury … vergesst nicht seine Heuschuppen, das wäre ein gutes Versteck.“
    Im Nu hatte sie alle Frauen in Gruppen und das Gelände in Gebiete unterteilt, in denen gesucht werden sollte. Nick staunte nicht schlecht, als die Köchin ein paar Jagdhörner aus der Vorratskammer holte und reihum an die Gruppen verteilte. „Wenn ihr etwas bemerkt“, fuhr Isabel fort, „schlagt ihr Alarm. Geht keine unnötigen Risiken ein, sondern wartet auf Verstärkung. Ich erwarte euch vollzählig und unversehrt zurück. Wer noch etwas braucht, wendet sich an Gwen. Sie bleibt hier und hält die Stellung.“
    Als alles geregelt war, stand sie auf. Die anderen Frauen strafften die Schultern, hielten sich stramm wie Soldaten vor ihrem General. Nick sah es mit Staunen – und mit Bewunderung. Sie hatte hier eine richtige kleine Armee versammelt. Wenn nötig, würden diese Frauen alles für Isabel tun.
    Er könnte es verstehen, ging es ihm doch kaum anders.
    „Lara und ich suchen das Gelände zwischen Haupthaus und Straße ab. Noch Fragen?“
    Er würde sie nicht allein nach dem Mädchen suchen lassen. „Lady Isabel, ich würde mir gern die Stelle ansehen, an der man Georgiana abgefangen hat.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Dazu haben wir keine Zeit.“
    Er wusste, dass es riskant war, sie vor ihren Mädchen infrage zu stellen; er wusste aber auch, dass sie so schneller zum Ziel kämen. „Ich wurde zum Fährtenleser ausgebildet.“
    Aus den Augenwinkeln

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