Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maclean
Vom Netzwerk:
anzudeuten, dass von ihr keine Hilfe zu erwarten wäre. „Ich komme zu Ihnen, Mylord!“, rief Isabel, sprang auf und eilte mit Umsicht übers Dach. Bei ihm angelangt, bedachte sie ihn mit ihrem strahlendsten Lächeln.
    Das von ihm jedoch nicht erwidert wurde.
    „Mylord!“, fuhr sie unverzagt fort. „Was führt Sie hier hinaus aufs Dach? Wünschen Sie etwas?“
    „Nein“, erwiderte er und ließ seinen Blick über ihre Gestalt schweifen.
    Ach herrje, sie trug ja Männerkleider! Das schickte sich natürlich nicht. Wenngleich es sich für eine Dame auch nicht geschickt hätte, im Kleid auf dem Dach herumzuklettern. Wie sich also aus der Affäre ziehen? Vom Dach zu springen schien keine gute Idee. Sie würde diese Begegnung schlicht durchstehen müssen.
    Isabel verschränkte die Arme vor der Brust. „Verzeihen Sie, aber ich hatte nicht mit Ihrer Gesellschaft gerechnet, Lord Nicholas“, sagte sie spitz.
    „Das sehe ich. Allerdings bin ich, gelinde gesagt, überrascht, dass Sie sich so vor den Dienstboten zeigen.“ Er deutete auf Jane, die emsig bei der Arbeit war.
    „Oh.“ Wie sollte sie sich da herausreden ? „Nun ja, Jan …“ Pass auf, Isabe l. „Janney ist schon seit Jahren bei uns. Er kennt mittlerweile all meine kleinen Spleens.“ Sie lachte etwas zu laut.
    „Verstehe“, sagte er sichtlich verständnislos.
    „Wollen wir nicht hineingehen? Vielleicht möchten Sie ja einen Tee?“, fragte sie so rasch, als könne sie ihn gar nicht schnell genug vom Dach bekommen – oder gleich ganz aus dem Haus. Am besten fort aus Yorkshire.
    „Nicht jetzt.“
    „Mylord?“
    „Ich würde mir gern das Dach ansehen, das auf Sie solche Anziehungskraft hat.“
    „Ich … oh.“
    Bildete sie sich das nur ein, oder weidete er sich an ihrem Unbehagen?
    „Mögen Sie mich über die Baustelle führen, Mylady?“
    Er machte sich lustig über sie!
    Grässlicher Mann. Ganz und gar nicht küssenswert .
    „Gewiss.“ Isabel wandte sich zu Jane um, die jetzt besser verschwinden sollte. „Janney, das reicht für heute. Du kannst gehen.“
    Wie ein geölter Blitz war Jane aufgesprungen und eilte dem Dachfenster entgegen, als wäre es die letzte Rettung.
    Was es in gewisser Weise auch war.
    Ehe sie durch die Luke flüchten konnte, hielt St. John sie zurück. „Du solltest besser auf deine Herrin aufpassen.“
    Jane hielt den Kopf gesenkt und nickte stumm.
    „Haben wir uns verstanden?“
    Wieder nickte Jane. Isabel verfolgte die Szene mit angehaltenem Atem. Für Lord Nicholas schien die Sache indes erledigt, und so sagte sie rasch: „Das wäre alles, Janney“, woraufhin Jane flink durch die Luke verschwand.
    Isabel überlegte, welche Möglichkeiten ihr blieben. Zwar war sie nie standesgemäß in Etikette und Kunst der Konversation eingeführt worden, doch war sie ziemlich sicher, dass Dächer nicht zu den Orten gehörten, an denen es sich schickte, mit einem Gentleman ins Gespräch zu kommen.
    „Es gefällt mir nicht, dass Sie schon wieder auf dem Dach sind.“
    Er klang so anmaßend, als könne er über sie bestimmen. In Isabel regte sich Widerstand. Als sie ihn ansah, war sie mindestens so verärgert wie er. Was bildete er sich ein? Hatte sie ihn etwa heraufgebeten? „Da es mein Dach ist und mein Wohlergehen, weiß ich wahrlich nicht, was es Sie kümmert.“
    „Sie könnten stürzen.“
    Sie hob einen Fuß und zeigte ihm ihre flachen Schuhe. „Mit denen habe ich hervorragenden Halt.“
    Sein Blick folgte der Bewegung, glitt von den derben Breeches über ihre bestrumpfte Wade hinab zum Schuh, bis ihr ganz wunderlich wurde. Brüsk setzte sie den Fuß wieder ab. Ziegel knirschten. Mit einer Hand strich sie sich nervös übers Haar, das sie zu einem festen Knoten gebunden trug. „Wir sollten besser hineingehen.“
    Als hätte er sie nicht gehört, ließ er sich auf dem First nieder und besah sich, was sie und Jane bislang geschafft hatten. „Warum haben Sie mich gestern einfach so stehen lassen?“
    „Mylord?“
    „Oder sollte ich fragen: Weshalb sind Sie geflüchtet?“
    „Um Ihnen zu entkommen.“
    Ihre Offenheit überraschte sie beide. Er senkte den Blick. „Ich neige mein Haupt, Lady Isabel.“
    Seine Worte ließen sie noch mehr erröten. „Ich habe nicht die Muße, mich mit Ihnen zwischen den Skulpturen zu ergehen, Lord Nicholas. Ich habe sehr viel zu tun.“
    „Dürfte ich Sie daran erinnern, dass Sie es waren, die mich zu Ihrer Sammlung baten?“
    Ihre Wangen glühten. Er nannte sie unhöflich. Und ganz

Weitere Kostenlose Bücher