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Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maclean
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eine Einladung der anderen.“
    Damit hatte er wahrscheinlich recht. Es war lang her – Jahre –, seit sie sich über die Gepflogenheiten und Fallstricke der feinen Gesellschaft Gedanken gemacht hatte. Sie wüsste nicht einmal mehr, wie sie ein Debüt bewerkstelligen, wie sie überhaupt irgend eine Einladung ergattern sollte, und allein die Vorstellung, all die Regeln und Restriktionen des ton zu lernen – und zu befolgen –, ließ Panik in ihr aufsteigen.
    Nein, London war wirklich nichts für sie.
    „Dazu ist es jetzt zu spät“, erwiderte sie knapp. „Zudem scheinen Sie meine gesellschaftlichen Fertigkeiten zu überschätzen. Auch der Tochter eines Earls werden sie nicht in die Wiege gelegt.“
    Er legte den Kopf schräg und sah sie fragend an.
    Mit einem leisen Seufzen wandte sie sich ab. Gedankenverloren fuhr sie mit der Hand über einen blank polierten Marmorsockel und gestand: „Wo sollte ich wohl anfangen, um eine Dame der Gesellschaft zu werden? Bei der Konversation vielleicht? Gleich bei der ersten Gelegenheit würde ich ins Fettnäpfchen treten und alle in Verlegenheit bringen. Und obwohl ich nähen kann, habe ich in meinem ganzen Leben noch keine Stickerei gemacht – und habe das auch nicht vor. Ich verstehe nichts von Mode, und tanzen kann ich gleich gar nicht.“ Sie hörte mit Schrecken, was da alles aus ihr hervorbrach. Was würde er jetzt nur von ihr halten?
    Nicht, dass es sie kümmerte, was er von ihr hielt.
    Lügnerin .
    „Sie können nicht tanzen?“, fragte er ungläubig.
    Da siehst du, was du angerichtet hast. „Nein, nicht so richtig.“
    „Nun, das ließe sich leicht ändern.“
    Da konnte sie nur lachen. „Falls Sie es noch nicht bemerkt haben, Mylord, aber Tanzlehrer sind in Yorkshire etwas rar gesät.“
    „Welch ein Glück, dass Sie mich haben! Ich könnte es Ihnen beibringen.“
    Ungläubig starrte sie ihn an. „Wie bitte?“
    „Wir könnten gleich heute Abend beginnen. Das Haus hat doch einen Ballsaal, oder?“
    „Schon …“ Das konnte nicht sein Ernst sein.
    „Hervorragend. Dann also nach Tisch?“
    „Nach Tisch?“, wiederholte sie.
    „Ich fasse das als begeisterte Zustimmung auf.“
    „Aber ich …“
    „Sie haben doch nicht etwa Angst?“
    Das hätte er nicht sagen dürfen.
    Sie räusperte sich. „Nein, natürlich nicht. Sollte ich?“
    Er lächelte. „Nicht dass ich wüsste. So, und wenn Sie mich nun nicht länger von der Arbeit abhielten – wir sehen uns dann bei Tisch.“
    „Ich … natürlich.“ Wie benommen eilte sie zur Tür. Ein Wunder, dass sie nicht gegen eine der Skulpturen stieß.
    „Ach, und noch etwas, Isabel.“
    Jedes Mal wieder, wenn sie ihren Namen von seinen Lippen hörte, drohte sie schwach zu werden – auch jetzt, wo sicherer Abstand zwischen ihnen war. Mit einmal außer Atem, drehte sie sich um. „Ja?“
    „Könnten Sie heute Abend wohl eine Ausnahme machen und keine Trauer tragen?“
    Sie hörte es mit einem leisen Schauer der Erregung und konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass alles sich ändern würde, wenn Sie seiner Bitte nachkam.
    Eine Erwiderung lag ihr schon auf den Lippen, doch sie zögerte. Aber wem versuchte sie etwas vorzumachen? Sie war nicht gefeit gegen diesen Mann, gegen seine Reize. Er war die Versuchung schlechthin. Und sie wollte ihr nachgeben. Wollte ihm nachgeben.
    Sie holte tief Luft.
    „Eine gute Idee.“

13. KAPITEL
    N ick zog sich gerade zum Dinner um, als es an seiner Zimmertür klopfte. Nervös fuhr er zusammen und schalt sich sogleich für seine Unruhe.
    Wenn er indes ehrlich mit sich wäre, müsste er sich eingestehen, dass er seit seiner nachmittäglichen Begegnung mit Isabel etwas überreizt war und voller Ungeduld dem Abend entgegenfieberte.
    Aber wozu ehrlich mit sich sein?
    Als es ein zweites Mal klopfte, drehte er sich um und sah James den Kopf zur Tür hereinstecken.
    „Ich habe gehört, dass Sie mit uns essen werden.“
    Nick hob eine Braue. „Das hatte ich vor, ja.“
    James nickte ernst. „Gut.“
    Etwas unschlüssig blieb der Junge auf der Türschwelle stehen, von wo er Nick beobachtete, der sich wieder dem Spiegel zugewandt hatte und seine dunklen Locken mit einem Kamm zähmte.
    Eine Weile schwiegen sie beide, bis Nick schließlich meinte: „Möchten Sie nicht eintreten, Lord Reddich?“
    Das ließ der Junge sich nicht zweimal sagen. Im Nu war er hereingehuscht und hatte die Tür hinter sich geschlossen. „Danke, sehr gern.“
    Nick musste sich ein Lächeln verkneifen

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