Aufbrach aus der nacht (Liebesromane) (Tagebücher der Dunkelheit: Band 3) (German Edition)
verkrampften Mundwinkeln konnte sie erkennen, wie schwer das ihm hier fiel, und sie spürte, dass es noch einen weiteren Grund gab, warum er auf Abstand zu ihr ging. Hatte er mit jemand anderem geschlafen?
Aber sie fragte nicht.
Sie war trotz allem wohl doch ein zu großer Feigling.
Zoë schob sich langsam vom Bett runter, das Kleid hing ihr um die Hüften runter, die Bändel, um es an ihrem Nacken festzubinden, baumelten runter, fast bis zum Boden herab. „Ich habe nichts anzuziehen außer dem hier. Die haben meine Sachen mitgenommen“, sagte sie, während sie die Bändel aufsammelte. „Ich weiß. In Filmen rennen die Frauen so rum und kämpfen scheißgut da drin, aber das ist totaler Bockarschmist. Ich kann ja verdammt nicht mal atmen. Und dann ist das Ding auch noch zu lang und ich werde nicht mal versuchen in den Schuhen da zu rennen.“
Quents Lippen verzogen sich verdächtig, aber er setzte sich hinter ihr auf, streckte seine Arme um sie nach vorne und nahm ihr die Bändel ab. Und befestigte sie schnell und problemlos. Ganz offensichtlich kannte er sich mit komplizierten Frauenklamotten gut aus. „Wir können es unten abschneiden“, sagte er. „Aber keine Ahnung, was wir wegen der Schuhe tun können.“
„Barfuß ist besser als in den verdammten Dingern“, meinte sie, stand auf und machte einen Schritt von ihm weg. Das Problem war, dass sogar diese leichte Berührung da hinten an ihrem Nacken, diese kleine Freundlichkeit ihr zu helfen, sich wie Wärme um sie legte. Wie war es nur so weit gekommen, dass selbst ein Finger – nur kurz über ihre Haut gestreift – sich so genau richtig anfühlte?
Während er sich vor sie hinkniete, um kurzen Prozess mit dem Rock zu machen, schaute sie runter auf sein dichtes, goldenes Haar, was sie an ihre wütende Aufforderung erinnerte, er solle gefälligst ein Kopftuch tragen. „Du musst es noch kürzer machen als so. Wie zum Teufel soll ich so denn wegrennen? An den Knien.“
„Du hast vor wegzurennen?“, fragte er und schaute hoch.
„Ich habe das Gefühl, wir werden hier verteufelt nicht einfach rausspazieren“, entgegnete sie ihm. „Vielleicht könntest du den Reißverschluss hinten auch ein wenig öffnen, so dass ich auch verdammt atmen kann. Also, wie ist der Plan?“
„Alles klar. Der Plan ist“, sagte er und stellte sich vor ihr auf – mit einem breiten Streifen von schimmerndem, weißem Stoff in seiner Hand, „wir werden den Kristall von Atlantis klauen. Und anschließend bringen wir meinen Vater um.“
19. Juli 2012
11:00 nachts
Ich vermag kaum das hier niederzuschreiben. Vergib meine lange Abwesenheit.
Devi hat den Kampf gegen den Krebs schließlich aufgegeben, der sich die letzten paar Monate durch seinen ganzen Unterleib gefressen hat. Er ist heute am frühen Nachmittag von uns gegangen. Von David und mir.
Ich habe nichts mehr außer David. Aber ich bin stark. Ich werde weitermachen.
– aus dem Tagebuch Mangala Kapoor –
ACHTZEHN
Quent hatte sich vergewissert , dass niemand ihm zu Zoës Zimmer folgte, und es war schon weit nach Mitternacht gewesen, bis er sich schließlich aus dem Schlafzimmer schlich, das Fielding ihm zugewiesen hatte. Das Gefühl im Haus seines Vaters herumzuschleichen, war wie ein Echo jener Nächte vor vielen, vielen Jahren, als er eben das getan hatte, um Fielding tunlichst aus dem Weg zu gehen … und ebenso die Fäuste und die Reitgerten zu meiden.
Es war ihm gelungen, seine Tasche und seine Kleidung zu behalten, indem er alles, was als gefährlich angesehen werden könnte, in seinem Zimmer versteckt hatte und die Tasche ganz offen rumliegen ließ, damit man sie durchsuchen konnte. Und er war sich sicher, dass man genau das getan hatte. In dieser halben Ewigkeit, die er bei dem Abendessen gewesen war. Jetzt hatte er sich wieder seine bequeme Kleidung übergezogen – Cargohose aus Nylon und ein T-Shirt mit einem langärmeligen Hemd drüber. Und seine leichten Stiefel inklusive der darin versteckten Schockpistole. Er hatte sich auch die Gehstock-Waffe durch eine der hinteren Gürtelschlaufen gesteckt, wo sie nicht im Weg aber doch gut erreichbar sein würde.
Der schwierigste Teil bei der Suche nach Zoë war nicht ihr durch das ganze verdammte Gebäude nachzuspüren – sie schien wirklich jede Wand angefasst zu haben, die sie nur berühren konnte, und er war schon viel besser darin geworden, nur die Erinnerungen
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