Aufbrach aus der nacht (Liebesromane) (Tagebücher der Dunkelheit: Band 3) (German Edition)
Einfluss und der Fuchtel von eben diesem Mann gestanden.
Angefeuert von dem Hass wegen der körperlichen Misshandlungen, einem unterschwelligen Konkurrenzdenken und dem absurden Wunsch als außergewöhnlich – als würdig – wahrgenommen zu werden in den Augen seines Vaters, hatte Quent, schon seit er ein Teen gewesen war, zugelassen, dass diese Gefühle seine Handlungen vorantrieben. Fast alles, was er getan hatte – die Verführung und das Schlafen mit einer schönen Frau nach der anderen, das Aufbrechen zu waghalsigen und gefährlichen Abenteuern auf der Suche nach Schätzen und Reichtum, die nicht von seinem verhassten Vater stammten ... selbst das öffentliche Spenden von seinem Geld und auch der Einsatz seiner Zeit für wohltätige Zwecke oder Leute und Orte in Not – all das war ein großes Fick-Dich an Fielding gewesen.
Ein Weg, seinem Vater den Mittelfinger mitten ins Gesicht zu stoßen. Ein Weg, damit Fielding ihn als ebenbürtig wahrnehmen würde, als stark und selbstsicher aus eigener Kraft heraus.
Fielding hatte Recht. Er hatte die Kontrolle über Quents Leben.
„Was ist mir dir?“ Zoë unterbrach das Schweigen und er merkte, dass er völlig erstarrt war, als diese unangenehme Erkenntnis sich über ihn legte. „Quent? Bist du in der dunklen Grube?“
Sein Mund wurde schmal. Genau. Das hier war eine ziemlich finstere Grube der Selbsterkenntnis. Er war sich gar nicht so sicher, ob er sich selbst gerade in diesem Moment leiden mochte. „Es geht mir gut. Ich .... lausche nur. Bist du bereit?“
„Schon längst“, sagte sie mit charakteristischer Ungeduld. „Und du ?“
Er fühlte die Beständigkeit, die Gewissheit von Zoës Hand hier in der seinen und auf einmal fragte Quent sich, ob er hier einen Fehler machte.
Sie könnten hier jetzt fortgehen. Fortgehen und wahrscheinlich über diesen Steg entfliehen oder sogar eines der geschützten Boote aus den Docks stehlen. Er hatte seine Schockpistole, Zoë hatte Pfeil und Bogen. Zusammen wären sie eine Mannschaft, mit der man nicht spaßen sollte.
Und am allerwichtigsten: er hatte Zoë.
Er könnte sie jetzt hier rausschaffen, absolut sicher und unversehrt, und ihr sagen, was er ihr noch erzählen musste. Einen Weg finden, sie wissen zu lassen, wie er sich fühlte. Und wenn sie dann nicht bei ihm blieb, wenn sie ihn wieder verließ ... dann könnte er wieder zurückkommen.
Denn jetzt im Moment war dieser rasende, unglaubliche Drang Fielding auszulöschen nur noch ganz, ganz schwach. Nicht etwa, weil er dem Mann jemals vergeben würde, sondern weil ihm aufging, dass alles, was passiert war, schon eine sehr lange Zeit zurücklag. Fielding hatte keine Macht mehr über ihn. Er konnte ihm nicht mehr wehtun.
Und wenn er jetzt ging, ohne sein Leben auszulöschen, könnte Quent die Macht seines Vaters über ihn aufkündigen, indem er Fielding nicht mehr zur Triebfeder seines Handelns machte.
Er verabscheute den Mann immer noch. Hasste ihn dafür, was er Quent angetan hatte und dem Rest der Welt. Parris Fielding stand Hitler in nichts nach.
Er schluckte und schaute auf Zoë hinab. Sie hatte noch nie schöner ausgesehen als in diesem Moment: ihr Haar, das in alle Himmelsrichtungen abstand, plattgedrückt auf der einen Seite, die abstehenden Locken silbrig umglänzt vom Mondlicht, ihre mandelförmigen Augen groß und dunkel, ruhig; der Schwung ihrer Wange, die lange Kurve ihres Halses hin zu ihrer Kehle, bis zu ihren zarten Schlüsselbeinen, durchtrainierte Arme, nackt, die im Licht fast aufglühten.
Ich liebe dich.
Die Worte lagen ihm auf der Zunge. Aber er hielt sie zurück. Es war nicht der richtige Augenblick. Er war nicht so weit. Seine Handflächen waren feucht und er schob seine schwachen Nerven beiseite.
„Wir könnten jetzt gehen. Alles vergessen und hier abhauen. Oder wir könnten versuchen den Atlantis Kristall zu stehlen. Was willst du tun?“
Ihre Augen wurden weit, sie war überrascht und sie zog ihre Hand aus seiner, tat einen Schritt zurück und schaute ihn an. „Und Fielding?“
Quent holte einmal tief Luft und zuckte mit den Achseln. „Weggehen.“
„Du fragst mich, was wir tun sollen?“
Er nickte. Es ist der einzige Weg, wie ich dir zeigen kann, wie sehr ich dich liebe. Dir die Entscheidung zu überlassen.
Er öffnete den Mund, um das zu sagen, um über den Abgrund zu springen, aber sie ergriff das Wort zuerst. „Der Kristall. Wir müssen den Kristall
Weitere Kostenlose Bücher