AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen
Dienstleister wieder Geld für die Betreuung und den Service des Kunden. Deshalb werden die Internetprozeduren mit erheblichem Aufwand über die Zeit besser und besser programmiert – am besten überall einheitlich, damit der Kunde möglichst breit einsatzfähig ist und viel selbst erledigen kann.
Die Infrastrukturen der Automaten bieten dem arbeitswilligen Kunden einen immer komfortableren Arbeitsplatz. Der Kunde erbringt den Service selbst und hat dabei sogar noch ein Serviceerlebnis. Die Mitarbeiter aber, die früher Reisen gebucht haben und Geburtsurkunden ausstellten, die Belege prüften oder Rechungsdaten von Papier in Computer übertrugen – die werden nicht mehr gebraucht. Ihre Arbeit und ihr Job fallen weg. In dieser Weise tragen auch die Kunden zum Ende der Dienstleistungsgesellschaft bei, weil sie die Arbeiten in ihrer Freizeit freiwillig erledigen.
Der Kunde missbraucht Services und
schafft sie dadurch ab
Viele Kunden schauen sich im Buchladen alles schön an, fleddern Bücher, fassen alles an – und gehen wieder nach Hause, um die ausgesuchten Bücher im Internet zu bestellen. Die Bücher kommen frei Haus. Die Kunden schauen sich generell Markenartikel im Laden an, probieren die Größen der Textilien, lassen alles in der Kabine liegen und bestellen im Internet. Sie gehen in Möbelhäuser und lassen sich reihum fünfmal von Innenarchitekten eine Küche entwerfen, wählen die schönste aus und kaufen sich die Teile in einem schwedischen Möbelhaus.
Die Markenkaufhäuser müssen nun für jeden verkauften Artikel mehrmals beraten. Das macht die Waren im Kaufhaus teurer. Dadurch wird der Preisabstand zum Internet größer. Nun kaufen immer mehr im Internet, die Markenkaufhäuser sterben.
Die Dienstleistungen sterben, weil wir sie durch solches unethisches Verhalten erschleichen. Wir honorieren die Dienstleistungen und die Beratung nicht mehr durch einen Kauf.
Machen Sie so etwas auch? Dann sind auch Sie einer der Totengräber der Dienstleistungsgesellschaft.
»Ich bin zu zehn Banken gegangen und habe den Kleinkredit verhandelt. Dann eine zweite Runde, bei der ich sie gegeneinander ausgespielt habe. Dadurch habe ich in zwanzig Verhandlungen ein halbes Prozent raushandeln können.« Zählen Sie einmal mit, wie viele Minuten zu ein bis zwei Euro Kosten so eine Totengräberei erzielt hat? Deshalb werden Kredite bald von Computern vergeben. Und deshalb wird bald niemand mehr mit Ihnen viel reden, Ihr Arzt nicht, Ihr Scheidungsanwalt nicht – keiner. Sie bezahlen es ja nicht. Ein Kassenarzt bekommt pro Patient und Quartal pauschal um die 40 Euro. Wie lange sollte er mit Ihnen reden, wenn die Praxis insgesamt etwa 2,50 Euro die Minute kostet? 220 Tage im Jahr Praxis mal 8 Stunden mal 60 Minuten = 105600 Minuten; eine Praxis hat durchschnittlich etwa 230000 Euro Umsatz im Jahr. Was also verlangen Sie für 40 Euro im Quartal? »Ich verlange, dass der Arzt ausgiebig Zeit für mich hat. Sonst gehe ich zu einem anderen. Ich lasse mich übrigens kaum jemals ohne eine zweite Meinung behandeln.« 40 Euro aber sind 16 Minuten pro Quartal.
Und gerade als ich an diesem Abschnitt schreibe, gab es eine Diskussion vor der Sparkasse in Waldhilsbach. Jemand aus dem Gemeinderat mahnte die Bürger, die Bankdienstleistungen nicht online zu tätigen. »Lassen Sie uns alle die Überweisungen hier vom Bankangestellten ausführen. Lassen Sie uns hier Geld abheben. Dadurch hat er viel Arbeit und wir demonstrieren, dass wir ihn alle brauchen. Dann kann die Sparkasse Heidelberg die Zweigstelle hier nicht schließen.« Das hat mich fast umgehauen! Ich erklärte: »Wenn jeder hier die Überweisungen von der Bank ausfüllen lässt, dauert es immer zwei Minuten. Dann brauchen sie für den ganzen Ort doch noch einen zweiten Angestellten, verstehen Sie das nicht?« – »Ja, klar! Wir schaffen Arbeitsplätze!« – »Liebe Leute, Sie schaffen keine Arbeit, sondern Sie machen welche, das ist etwas anderes. Arbeit schaffen bedeutet, jemanden eine Arbeit ausführen lassen und ihn dafür bezahlen, damit er davon leben kann. Sie aber verursachen für den Angestellten da drin Mehrarbeit, ohne seine Arbeit mit der Überweisung zu bezahlen, weil die in der Kontopauschale schon abgegolten ist. Wenn das die Sparkasse Heidelberg merkt, rechnet sie nach, dass ein Automat statt einer Zweigstelle billiger wäre. Wenn Sie also alle hier dem Menschen da drin mehr Arbeit machen, ohne sie zu bezahlen, wird er ineffizient und sofort entlassen.
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