AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen
ist diese Sorge unbegründet, denn es bleibt eine Menge zu tun: Es ist unglaublich viel Arbeit und Intelligenz nötig, um all diese Systeme zu entwerfen und einzurichten, die uns dann viele Dienstleistungen vollautomatisch liefern. Wir können leider nicht Systeme auf der grünen Wiese so bauen, wie wir wollen! Versuchen Sie einmal, ein gutes Internetbezahlsystem zu bauen oder ein neues Gesundheitssystem! Geht ja nicht – Sie ersticken sofort in politischen Diskussionen und Machtkämpfen von Krankenkassen und Landesregierungen. Wir stehen also vor einer langsamen Evolution der Systeme, bis sie dereinst einmal gut funktionieren. Das Internet macht alle diese Dienstleistungssysteme möglich. Wir stehen aber erst am Anfang.
Es gibt heute gar nicht so viele Experten, die solche Systeme erdenken oder bauen können, sodass sie funktionieren und sogar politisch akzeptiert werden, so, dass man sie gerne nutzt und dass sie nicht viel kosten. Die Systeme werden also in vielen Stufen und Schichten entstehen, von Wahlperiode zu Wahlperiode. Jeder Schritt dieser Evolution muss so groß sein, dass man dabei sogar Geld spart – investieren will ja heute niemand mehr so richtig.
Nach und nach wird sich eine ganze Industrie des Großsystembaus entwickeln. So wie große Ingenieursfirmen Flughäfen, Raffinerien, Jumbojets, Kreuzfahrtschiffe oder Mondfähren bauen, so werden große Dienstleistungssysteme entstehen, in denen – ich sage das immer wieder – nur noch wenige Dienstleistungsmenschen tätig sein werden. Dienstleistungen gibt es nach wie vor, nur eben viel weniger Menschen in Dienstleistungsberufen.
Daneben wird es unzählige Spezialunternehmen geben, die sich in besonderen Entwicklungsgebieten auskennen: Solartechnik, Windkraftnutzung, Turbinenbau, Nanotechnologie, Umwelttechnologie, Oberflächenphysik – es gibt unendlich viel Arbeit, für die es heute noch viel zu wenige Arbeitskräfte gibt.
Dies sind natürlich die Traumberufe der neuen Wissensgesellschaft! Die neuen Berufe haben viel mit Verhandeln, Managen, Designen, Planen, Entwerfen, Erneuern, Entwickeln, Marketing zu tun. Es geht darum, Energien freizusetzen, die Veränderungen bringen und Neues erschaffen. Dazu braucht man Ideen, Verhandlungsgeschick, politisches Gespür, Willen, Kreativität, Beharrlichkeit, Überzeugung, Begeisterung – eine gute Persönlichkeit und viel Wissen. Hier sind wieder Mitarbeiter und Vorarbeiter gesucht – reine Abarbeiter braucht man hier gar nicht.
Wir sollten deshalb die Chance ergreifen, uns mit dem Design, der Entwicklung, dem Bau und dem Verkauf von Anlagen und Systemen zu beschäftigen und damit eine große Vielzahl und Vielfalt von Jobs zu schaffen. Wir sollten die Berufsfelder in den neuen Anlagen besetzen, die Wissen, Einfühlungsvermögen und Handwerkskunst verlangen.
Die restlichen Arbeiten betreffen letzte, nicht automatisierbare Aufgaben wie Putzen, Fahren, Haareschneiden oder Ausbessern. Diese Arbeiten müssen auch verrichtet werden, aber sie sollten vom Anteil her so klein werden, dass wir sie, per Mindestlohn abgefedert, menschenwürdig bezahlen können.
Diese hier angedeutete Entwicklung zu einer Wissensgesellschaft, in der die meisten Menschen höherwertige Aufgaben übernehmen, will ich in diesem Buch beschreiben und Ihnen die Aspekte vor Augen führen, die ein anderes Handeln als bisher erfordern.
Viele von Ihnen – das weiß ich von Diskussionen auf Konferenzen – fühlen sich bei dem Gedanken unwohl, dass sich nun alle bilden und um höherwertige Berufe kümmern müssen. Kann man das von ihnen verlangen? Und dann bekomme ich oft vorgeworfen, zu lässig mit dem Schicksal derer umzugehen, die nicht studiert haben.
Ich aber gehe mit nichts lässig um, ich verlange gar nichts von Ihnen! Es ist das Leben selbst, das es von Ihnen verlangt. Weichen Sie bitte der Notwendigkeit nicht aus, indem Sie mit mir als Person streiten und mir Unrecht geben.
»Muss es denn nicht immer Leute geben, die putzen oder Bäume beschneiden?«, so ruft man mir oft zu. Aber Sie selbst bezahlen dann zu Hause diese Tätigkeiten nicht gut und tragen selbst zum Untergang dieser Jobs bei. Alle solche Tätigkeiten werden zu Nebenjobs für Studenten, Rentner oder Arbeitslose. Multi-Jobber werden viele solche Jobs gleichzeitig erledigen – vormittags Post austragen, am Nachmittag PC s reparieren und Nachhilfestunden geben. Diese Jobs werden in den Schwarzarbeitsmarkt abdriften, ein halb illegales Zubrot für Arbeitslose bieten und
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