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AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

Titel: AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Dueck
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beliebte Professoren schmeißen deshalb im Wesentlichen den Lehrbetrieb. Ist das nun effizient?
    Warum braucht man eigentlich so viele Professoren, um die paar Studenten in der Vorlesung zu haben? Gewöhnlich bekommt man hierauf die Antwort: Man muss alle Unterfächer der Mathematik in der Universität lehren können und deshalb für jedes Spezialgebiet einen Professor haben. Die Zahl der Professoren richtet sich also nach der Anzahl der Fachgebiete (die »unendlich« ist), nicht nach der Zahl der Studenten. Deshalb braucht man einen Topologen, einen Statistiker, einen Zahlentheoretiker usw. Die haben aber zu wenig zu tun. Man wird deshalb leicht darauf kommen, eine eigene, ganz große bundesweite »Universität« für Mathematik zu gründen, die einfach nur ausgelastet ist, oder? Dann könnte man zwei Drittel der Kosten einsparen. Man könnte jetzt einwenden, dass dadurch ja auch die Forschung auf ein Drittel schrumpft. Gut. Aber warum nehmen wir dann nicht ein paar beliebte Professoren nur zum Lehren und gute Forscher nur zum Forschen? Ich weiß, ich weiß. Forschung und Lehre gehören zusammen, sagen Sie, obwohl von ein paar Spitzenstars abgesehen die meisten Professoren nur gut in einem Bereich sind, wenn überhaupt. Das will ich hier nicht hitzig erörtern. Ich sage nur: Nach Kriterien der Dienstleistungseffizienz ist die Organisation der Universitäten genauso katastrophal wie die des Gesundheitswesens. Man kann aber wie dort nicht wirkliche Reformen durchführen, weil es bei Diskussionen um Reformen sofort in einen Streit der heiligen Krieger mündet. Trotzdem zeichnet sich hier nur allzu deutlich das Ende der Dienstleistungsgesellschaft ab.
    Ich kann viele Beispiele mehr anführen. Ich will Sie aber nicht langweilen. Denken Sie einfach kurz selbst nach, zum Beispiel über:
     
Zentren, die im Auftrag von Versicherungen die Schadensabwicklung regeln
Zentren, die für Firmen die Lohnbuchhaltung übernehmen
Zentren zur Schulung von Mitarbeitern aller Art, dazu Managementcoaching
Zentren für die Organisation von Firmenevents und Kongressen
Gebäudemanagement-Konzerne, die Reinigung, Post, Schlüssel, Zugang kontrollieren
Reisekonzerne
Rechenzentren jeder Art
     
    Viele Dienstleistungen lassen sich eben noch viel effizienter erbringen, wenn sie in der richtigen Weise wie am Fließband erledigt werden können. Die Auslastung ist einfach sagenhaft besser und die Mitarbeiter »drehen immer dieselbe Schraube«, wie am Fließband – wie bei Charlie Chaplin im Film Moderne Zeiten . Dieser Film handelte von Fabriken, nicht von Dienstleistungen. Deshalb sollten Sie ihn nochmals anschauen. Jetzt! Moderne Zeiten für Dienstleistungen.

 
    Was bleibt denn noch vom Menschen zu tun?
     
    Die großen Dienstleistungssysteme zergliedern die einzelnen Arbeitsschritte in vollautomatische Prozesse, die auf Computern laufen, und in verbleibende Arbeiten, die Menschen noch in Form körperlicher Arbeit erledigen müssen.
    Systeme werden die Welt der Arbeit steuern. Hydroblumen mit Funksensoren zeigen beim Hausmeister an, dass sie gegossen werden müssen, Neonröhren, dass sie kaputt sind (wie heute schon im Auto die Lampen in den Scheinwerfern). Taxifahrer werden bald von Navigationssystemen zentral verteilt und geleitet (man braucht dann nur noch die Hälfte der Taxis – sie warten nur noch wenig).
    Der Mensch fährt von A nach B, gießt Blume 17 und wechselt die Neonröhre. Der Computer findet Inkonsistenzen in der Einkommensteuererklärung von Mr. X und ein Experte prüft genauer nach. Menschen nehmen Anrufe in Callcentern an und schicken Kataloge oder nehmen Aufträge entgegen. Die Arbeiten werden immer einfacher. Sie sind so etwas wie Körperaktionen des Systems, das den Kopf des Ganzen bildet. Menschen werden immer mehr zu bloßen Handlangern des Systems. Sie braten einen BigMac, wenn es auf ihrer Jobtafel angezeigt wird, sie bringen als Kellner eine Latte Macchiato an Tisch 10, weil ein Gast den Knopf dafür drückte.
    Das ist der Teil unserer Zukunft, der Sie täglich bei der Arbeit bedrückt, weil Sie schon seit Jahren fühlen, dass alles auch mit Ihnen selbst so geschehen wird. Früher waren Sie Mitarbeiter, bald werden Sie nur noch Abarbeiter sein. Sie glauben die ganze Zeit, dass es nicht so weitergehen kann. Es muss doch Menschen geben! Wo bleibt der Mensch?, so die oft gestellte Frage. Was sollen wir alle tun? Werden wir Sklaven der Computer, wie es in vielen Filmen vorgefühlt und dramatisierend gezeigt wird?
    Dabei

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