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AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

Titel: AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Dueck
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handschriftlich in ein Kontobuch eintragen und abstempeln zu lassen. (Gedruckte Auszüge gab es damals noch nicht. »Papierverschwendung!«, hetzte man später bei der Einführung und tobte über diesen stark verschlechterten Service.) Ein Aktienkauf war mit Mehrfachformularen und Anrufen zur Hauptstelle und dann zur Börse verbunden – mit einer Ausführung am nächsten Tag.
    Heute ist die Kasse geschlossen, wir arbeiten an Automaten. Wir überweisen per Internet an andere und auf unsere Tagesgeldkonten, wir drucken Auszüge selbst oder gar nie mehr, weil im Internet alles gespeichert ist. Wir klicken ein paar Mal für einen Kredit oder legen Geld in Fonds oder Aktien an. Es dauert nur noch Sekunden. Und ich stelle fest: Das kann im Prinzip jeder , man muss keine Banklehre von drei Jahren bestanden haben, nicht wahr? Man muss auch keine mittlere Reife haben. Oder andersherum: Was kann ich eigentlich nicht im Internet selbst, wobei muss mir ein Bankangestellter noch helfen? Was kann er, was ich nicht kann?
    Das wäre zum Beispiel eine profunde Beratung, ob ich lieber einen geschlossenen Immobilienfonds, eine Schiffsbeteiligung oder doch lieber ein »sicheres« AAA -Lehman-Zertifikat erwerben soll. Genau dafür brauche ich eigentlich meine Bank. Den einfachen Rest mache ich ja schon selbst. Die eben erwähnte Beratung aber erfordert tiefe Kenntnisse über den Immobilien- und Frachtratenmarkt. Wie entwickeln sich die Zinsen in welchen Währungen? Steigt der Baltic Dry Index wieder, der die Frachtraten von Erzen nach China misst? Eine solche Beratung bekomme ich aber, generell gesehen, eher nicht.
    Oder: Ich versuche, bei meiner Direktbank eine Aktie an der Londoner Börse zu kaufen. Das geht im Internet nicht – dort klappt es nur mit deutschen und amerikanischen Börsen. Das Internetsystem der Bank ist nicht für andere Börsen ausgebaut. Ich rufe also den Service an. Der Callcenter-Mitarbeiter stutzt, weil ich London will. Ich sage aus Erfahrung: »Sie müssen das System wechseln.« Er: »Ja, klar, weiß ich doch. Einen Moment.« – Stille. – Etwas später: »Einen Moment bitte – ganz kurz.« Jetzt habe ich Musik in der Leitung. Der Callcenter-Mitarbeiter läuft jetzt ganz sicher zum einzigen Mitarbeiter, der etwas mehr kann und kommt gleich wieder zurück. »So jetzt habe ich es. Welche Aktie?« An der Börse in London werden alle Kurse immer in Pence gehandelt. Das ist historisch so! Im System der Bank gibt man aber den Kurs in Pfund ein. Stellen Sie sich vor, der Mitarbeiter verwechselt das! Ich sage es einfach jedes Mal, und das ist wirklich gut so gewesen!
    Fazit: Die Callcenter-Mitarbeiter können nicht wirklich mehr, als ein normaler Mensch mit Internetkenntnissen auch hinbekommt.
    Ist dann aber der Beruf eines Bankangestellten noch dieses sehr Besondere der alten Zeit?
    Heute haben beispielsweise um Heidelberg herum gut die Hälfte der Menschen das Abitur. Sie erwarten eine professionelle Beratung, möchten nicht Bankprodukte lediglich empfohlen bekommen. Ist es dann zeitgemäß, den Bankberuf als eine Lehre für Mittelschüler auszubilden? Sind Bankangestellte der alten Zeit adäquate Gesprächspartner für Akademiker, die sich nach Riesterrenten oder Fremdwährungskonten erkundigen?
    Ich will sagen: Die Erwartungen an den Bankberuf wandeln sich rapide mit dem Internet. Was tun aber die Banken oder Bankangestellten? Lernen sie? Nein, nicht wirklich. Sie gründen Platin-Kundencenter für gute Kunden und haben dann nur noch in diesen Zentren sehr gut bezahlte Mitarbeiter, die so gut beraten, wie wir es von allen Bankangestellten erwarten. Und weil die Banken nicht die Konsequenzen ziehen und die Berater eben nicht nur nach einem Fachhochschulstudium einstellen und dann gut bezahlen, werden sie langsam ins Internet verschwinden. Dafür entstehen jede Menge freiberufliche Vermögensberater, die ihr Handwerk verstehen.
    Arbeit im Kindergarten
    Früher spielten wir auf der Straße, es gab nur wenige Kindergärten. Später mussten Kinder dorthin, wenn beide Eltern arbeiteten. Das war in meiner Jugend sehr selten und Alleinerziehende gab es auch kaum. Die Kindergärten waren zuerst damit befasst, mit den Kindern zu spielen und auf sie aufzupassen, wenn die Eltern nicht da waren.
    Heute gehen fast alle Kinder dorthin. Sie sollen dort etwas lernen – spielend lernen. Sie werden auf die Schule vorbereitet, gut erzogen und zu sozialem Verhalten angeleitet.
    Und ich komme wieder mit demselben Argument: Wenn eine

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