AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen
gute Hälfte der Bevölkerung das Abitur hat oder gar aus Akademikern besteht, dann erwartet diese Bevölkerung etwas ganz anderes von den Erzieherinnen und Erziehern als früher. Sie merken das an den Diskussionen, ob die englische Sprache im Kindergarten erlernt werden müsste. Am besten wird jedes Kind noch in Blockflöte ausgebildet, lernt viele Lieder singen, das Schwimmen, Heimatkunde und die ersten Schritte im Schreiben und Rechnen.
Diese viel höheren Erwartungen einer mehrheitlichen Abitur-Eltern-Gesellschaft erfordern eigentlich, dass die Erzieherinnen und Erzieher ein Fachhochschulstudium absolviert haben. Finden Sie nicht auch? Wenn unsere Erwartungen an diesen Beruf so hoch sind, muss man ihn ganz anders konzipieren und selbstverständlich viel besser bezahlen. In den USA gibt es schon »Private Schools«, die sehr teuer sind. Es gibt Eltern, die für diese Entwicklungsphase der Kinder extra in Orte umziehen, wo diese exzellente Erziehung gesichert ist. Das ist hier in Deutschland nicht nötig gewesen, weil das Niveau der Erziehung traditionell gleichmäßig hoch war. Nun aber sackt das Niveau relativ zu anderen Staaten ab. Das beäugen wir irritiert bis bestürzt. Wir sehen aber nicht, dass unsere Erwartungen an uns selbst steigen. Eine Wissensgesellschaft braucht andere Kindergärten. Auch hier in Deutschland sind viele Eltern über die Qualität der Kindergärten besorgt und zahlen lieber für garantiert gute private Institutionen. Und natürlich – ich weiß – gibt es auch schon ganz überzogene Erwartungen an Kindergärten, die die Kleinen am besten schon für das Abitur fit machen und die elterliche Erziehung ersetzen sollen. Trotzdem muss das professionelle Erziehen ein Job für Studierte werden.
Arbeit in der Schule
Im Gymnasium haben die Lehrer ja schon fachbezogen studiert. Aber auch hier wandeln sich die Erwartungen. Das Internet ermöglicht ganz neue Inhalte und Unterrichtsformen. Auf dieses Thema komme ich später im Buch unter dem Stichwort »Culture Technologies« noch ausführlicher zurück. Das lexikalische Wissen an sich, dessen Vermittlung einen guten Teil des Unterrichts ausmachte, ist nun aus dem Internet auf jedem Handy verfügbar.
Wenn zum Beispiel mein jetzt 23-jähriger Sohn Johannes, der schon mit dem Computer aufwuchs, uns Enkel bescheren wird, dann werden wir erwarten, dass die Schule für diese Kinder beziehungsweise meine Enkel eine ganz andere sein wird.
Was aber sehen wir? Lehrer, die immer noch nichts von Computern verstehen und sie eher verteufeln. Ausgerechnet diese ältere Generation, die laut Statistik jeden Tag Stunden vor der verdummenden »Glotze« verbringt, befehdet nun die Jüngeren, weil sie an Internetsucht zugrunde gehen wird.
Ich sage: Die Lehrer und die Ausbildung am Gymnasium werden den neuen Erwartungen nicht gerecht und machen insgesamt gesehen keinen wirklichen Versuch einer Veränderung, die über ein staatlich erzwungenes Maß hinausgeht.
Wie schon gesagt: Der frühere Lehrer gehörte mit Pfarrer und Arzt zur kleinen Elite. Heute aber sind große Teile der Eltern der Schüler Akademiker. Sie arbeiten in Berufen, in denen hohe Leistung gefordert ist und schlechte Leistung nicht toleriert wird. Diese Eltern beherrschen Teile des Schulstoffes besser als die Lehrer selbst und sie wissen, welcher Lehrer etwas leistet und welcher nicht. Sie erwarten, dass Lehrer in einen anderen Beruf versetzt werden, wenn sie den Anforderungen nicht genügen – in einen anderen Beruf, nicht an eine andere Schule! Die ewige Rechtfertigung der Schulen, man könne von außen so einen Unterricht gar nicht beurteilen, wirkt in einer Akademikergesellschaft völlig lächerlich.
Auf den Lehrern lasten daher immer mehr Erwartungen. Sie sind heute nur mehr normale Berufstätige, die für Schüler und Eltern Dienstleistungen erbringen, keine Götter mehr, vor deren Notendiktat sich jedermann duckt.
Diese zunehmende »Normalität« schmerzt die Lehrer sicher sehr. Sie ist mit einem Ansehensverlust und einem Machtverlust bei Schülern und Eltern verbunden.
Aber warum stellt sich die Erziehung denn nicht den neuen Erwartungen?
Arbeit in der IT (Informationstechnik)
Sie erinnern sich an das Beispiel der Hi-Fi-Anlage meiner Kindheit? In nächster Zeit werden Rechenzentren schlüsselfertig geliefert. Computer kauft man vielleicht im Beruf nicht mehr selbst, sondern bestellt sie im Internet, wie es heute schon bei Amazon möglich ist. »Ich bin Karosserie-Konstrukteur bei
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