Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

Titel: AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Dueck
Vom Netzwerk:
ist am leichtesten, sich die Kulturformen als geschichtliche Entwicklung vorzustellen, dann lernt und versteht man sie auch mühelos. Zuerst herrscht das »Ich«-Gesetz des Dschungels, nur die Stärke des Einzelnen zählt. Danach kommen »Wir«-Stammeskulturen auf, die von einem Ältesten regiert werden. Man glaubt an Zauber und die Geister der Toten, die noch aus dem Jenseits ins Leben hineinregieren. Als die Völker größer wurden, herrschten einzelne »Iche«, nämlich Tyrannen, Diktatoren, Adelskasten oder Könige – vielfach Despoten, die das Volk unterdrückten. Es bildeten sich auch einige »Wir«-Demokratien und Stadtstaaten heraus, die das Gemeinsame der Bürger in den Vordergrund stellten und eine hierarchische Staatsverwaltung einsetzten. Daneben gab es schon früh die christlichen Urgemeinden (»Wir«) und die losen Diskussionsgemeinschaften von Wissenschaftlern, Künstlern, Dichtern und Philosophen (»wetteiferndes nicht-feindliches Ich«).
    Das Buch Spiral Dynamics bespricht die Aufwärtsdynamik von Stufe zu Stufe. Das Buch ist voller Weisheit, und ich habe viele, viele Tage und Wochen damit zugebracht. Die Grundüberzeugung einer Aufwärtsbewegung zu einem Weltganzen teile ich aber nicht. Ich glaube an das, was ich unter »Phasic Instinct« in meinem Buch Abschied vom Homo Oeconomicus beschrieben habe: Je nach Wirtschaftsentwicklung schwanken die Ansichten über Mensch und Wirtschaft hin und her. Wenn es für längere Zeit finster wird, breitet sich überall Egoismus aus – bis zum Crash der verbrannten Erde. Im frühen Aufschwung arbeiten die Menschen dann wieder Hand in Hand am Wiederaufbau und mögen sich wieder als Gemeinschaft. Später haben sie es alle zu Wohlstand gebracht – und sofort geht der Zank wieder los. Die Gesellschaft schwankt entsprechend zwischen »Ich« und »Wir«, und das Menschenbild hält den Menschen entsprechend eine Zeit lang für ein Raubtier oder eines in einer friedlichen Herde.
    Angelehnt an die Idee der Kulturformen, die in Spiral Dynamics zugrunde gelegt wird, schildere ich hier einige Grundformen menschlicher Gesellschaft. Ich will danach argumentieren, dass das Ende der Dienstleistungsgesellschaft und das Öffnen der Schere zwischen Arm und Reich sehr stark mit einem Kulturwandel in Deutschland verbunden ist, den wir gerade nach dem Crash der Finanzmärkte fast schon laut verfluchen: Wir befinden uns auf dem Weg vom »braven Deutschen« zum »egoistischen Vorteilsschinder«.
    Für den Weg in die Wissensgesellschaft aber brauchen wir einen neuerlichen Kulturwandel – nicht einen zurück in eine Kultur der deutschen Normalbürger, sondern in eine der Wissensarbeiter.
    Um hierin noch klarer zu sehen, habe ich eine Beschreibung der Kulturen einer Diktatur, eines Großsystems, einer Leistungsgesellschaft, einer arbeitenden Gemeinschaft und einer losen Ansammlung verschiedener Meister ihres Fachs zusammengestellt.
    Tyrannei unter einem Diktator (Ich, Macht): Jeder nimmt, was er kann
Die Grundsituation: Ein Herrscher, ein Diktator, Alleineigentümer oder eine Führungskaste herrscht. Alles dreht sich um Macht, Machterhalt, Kampf. Spione oder Geheimdienste tragen Information zusammen, die nur oben verfügbar ist. Der Herrscher ist »stattlich und groß«. Er beutet das System aus. Selbstverständlicher Selbstgenuss ohne Skrupel (unter Stress neurotische Züge des Narzissmus und Sadismus).
Das Menschenbild : »Menschen hören auf zu arbeiten, wenn sie genug zu essen haben.« Menschen in einer Diktatur werden wie Sklaven gehalten, arbeiten unter Fron und Überlast nur noch bei Androhung der Peitsche. Ohne Peitsche schuften sie unter diesen Umständen tatsächlich weniger, also immer dann, wenn das Auge des Diktators oder seiner Stellvertreter nicht zusieht. Das führt zu der Sicht des Diktators, dass Menschen ursprünglich faul wie Tiere sind und deshalb gezwungen werden müssen, ihre wahre Tiernatur zu unterdrücken. Wer stark ist, kann es zu etwas bringen. Wer schwach ist, hat nichts verdient. Wer es versteht, Menschen zu beherrschen, zu unterdrücken oder in seinen Bann zu ziehen, ist zu Recht Herrscher und darf andere für sich nutzen.
Die Arbeit : Die Arbeiter führen Instruktionen aus, so wie Soldaten Befehle in der Armee, die nicht hinterfragt werden.
Der Kunde : Unternehmen mit diktatorischen Tendenzen versuchen, marktbeherrschende Stellungen einzunehmen, aus denen heraus sie ihre Kunden ausbeuten können.
Die Erziehung : Nur so viel Bildung wie zur Fronarbeit

Weitere Kostenlose Bücher