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Aufbruch - Roman

Aufbruch - Roman

Titel: Aufbruch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Hahn
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Priesterweihe.«
    »Aber dä Name: Jodehaad? Wo hätt he den dann her? Dat is ene Heidenname. Der arme Jong. Mit su nem Name.«
    Schließlich brummte der Vater am Abend: »Losse kumme« 23 , und Bertram gab mir einen aufmunternden Fußtritt.

    Das Haus wurde auf den Kopf gestellt. Die Vorkehrungen für Godehards Besuch waren durchgreifender als die für den Ohm. Hausputz vom Speicher bis zum Keller. Es machte mich traurig und wütend zugleich, die Mutter hochrot, verschwitzt, gehetzt fuhrwerken zu sehen; begriff nicht, dass dies ihr Weg war, mit der Unruhe fertig zu werden, in die sie dieser Besuch versetzte.
    »Wat es dann hie los?«, platzte die Tante mitten in die Vorbereitungen.
    »Besuch«, die Mutter schaute kaum auf, pustete sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Besuch. Mir, dat Hilla, kriescht Besuch. Dat bringt ne Jong mit. Ne feine Mensch.«
    »Nä sujet!« Die Tante ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Dat wöt jo och Zick, wat Hilla? Nit immer nur Lating. Wer is et denn?«
    »Ein Student«, sagte ich. »Studiert Gesteinskunde.«
    »Je-ol-lo-jie«, ergänzte die Mutter, erhob sich ächzend, schaute hoch, mich an, stolz, ich nickte bekräftigend. »Un die Eltern haben en Schokoladenjeschäft. In Köln. Un Kakao.«
    »Jonge, Jong.« Die Tante rückte näher an den Tisch. »Dat is lecker! Maria, häs de für dein ärme Schwester ens e Tässje Kaffe? Ävver hier op dr Desch«, die Tante patschte auf das abgeschabte Wachstuch, »do muss jet Besseres drop. Isch bring dir morjen meine Tischdeck mit.«
    »Mir drinke doch nit Kaffe en der Kösch. Mir jonn in et Wohnzimmer«, sagte die Mutter beleidigt. »Mir sin doch nit bei de Müppe.« 24
    Ich vergrub mich im Holzstall in Die Dämonen . Ich brauchte kräftige Kost. Stoff, der mich nach wenigen Sätzen vergessen ließ, wo ich war, wer ich war, was war und was sein würde.
     
    Dann war es so weit. Pfingstsamstag, Besuchstag, kurz vor halb zwei. Um drei wollte Godehard hier sein. Das Haus duftete nach Zimt und Zitronat, Schokoladenguss und heißem Apfel. Kuchen und Torten standen bereit. Die Mutter hatte eine frische
Dauerwelle. Vom Friseur und nicht von Hanni. Der Tisch im Wohnzimmer gedeckt für fünf Personen. Der Vater noch im Garten von Krötz, dem Prinzipal. Ich, im sonntäglichen Kostümkleid - rosa Leinen mit schwarzen Litzen, ein Kunstwerk Hildes, der Schneiderin -, überwachte vom Sofa aus die Straße. Die Mutter stand mit Seife und Waschlappen am Spülstein, schrubbte sich nun selbst wie Tage zuvor Fußböden und Fenster, Herd und Hof. Ein Auto bremste. Godehard. Ehe er klingeln konnte, lief ich ihm entgegen: »Bisschen früh, was?«
    Godehard, im Begriff auszusteigen, hielt einen enormen Blumenstrauß und eine Pralinenschachtel in den Händen. »Lass liegen«, sagte ich hastig, »die Mutter ist noch im Bad. Komm, wir machen einen Spaziergang. An den Rhein.«
    »Gute Idee.« Godehard umarmte mich flüchtig, nach allen Seiten spähend. Sein Blick blieb an der Villa des Holzfabrikanten hängen. »Entschuldige, dass ich zu früh bin.«
    »Macht nichts«, lächelte ich, »komm, wir gehen.« Schon hatte ich die Bewegung einer Gardine hinter dem Fenster der nachbarlichen Doppelhaushälfte bemerkt.
    Godehard bot mir den Arm, und ich schob meine Hand darunter. »Gehen zwei junge Menschen miteinander Arm in Arm, so nimmt man sofort an, dass es zwischen den beiden schon zu gewissen Intimitäten gekommen ist«, warnte der Liebes-Knigge . »Zeigt sich das Mädchen bereit, mit ihrem Begleiter untergehakt zu gehen, so gibt es auch da wieder gewisse Regeln, die nicht missachtet werden sollten. Das Anstandsgefühl verlangt, dass jede Zärtlichkeit eine intime Angelegenheit zwischen zwei Menschen bleibt und keine Zuschauer braucht. Zärtlichkeiten sollten demnach nicht vor einem Dritten ausgetauscht werden. Das Eingehängtgehen darf nach der Anstandsregel in keiner Weise zärtlich aussehen. Stets hat sich die Dame bei dem Herrn, und nicht umgekehrt, einzuhaken: Keinesfalls darf sich der Herr bei der Dame einhaken und dann womöglich noch seine Hand auf ihren Unterarm legen … Unbedingt abzulehnen ist es, wenn der Herr die Dame auf der Straße um die Schulter nimmt, und
ganz unmöglich sieht ein Paar aus, das sich gegenseitig um die Mitte hält. Angenommen, ER ist groß und nimmt sie um die Schulter, und SIE ist sehr klein. Da liegt dann ihr Arm ungefähr in der Höhe seiner Hüften! Solch ein Anblick ist nicht nur lächerlich, sondern auch noch unästhetisch. Dass man

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