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Aufbruch zu den Sternen - Roman

Aufbruch zu den Sternen - Roman

Titel: Aufbruch zu den Sternen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Ansichten über dieses Thema zum Besten geben, als er Matthews erblickte, der vom anderen Ende des Raumes wie wild zu ihm herübergestikulierte. Für einen Augenblick glaubte er, mit seiner Kleidung wäre etwas nicht in Ordnung. Dann stieg ein anderer Verdacht in ihm auf, und mit einer hingemurmelten Entschuldigung trennte er sich von seinem Gefährten.
    Ein paar Sekunden danach bestätigte Matthews seine Befürchtungen.
    »Mike Wilkins ist einer der besten – wir haben früher einmal zusammen für die News gearbeitet. Aber überlegen Sie sich um Himmels willen gut, was Sie zu ihm sagen. Wenn Sie Ihre Frau umgebracht hätten, so würde er Ihnen das entlocken, indem er Sie hauptsächlich über das Wetter ausfragt.«
    »Ich glaube nicht, dass ich ihm viel verraten könnte, was er nicht bereits weiß.«
    »Irren Sie sich nur nicht! Sonst finden Sie sich plötzlich als ›wichtigen Beamten des Interplanetariums‹ in der Zeitung wieder, und ich muss die üblichen wirkungslosen Dementis herausgehen lassen.«
    »Ich verstehe. Wie viele andere Reporter sind denn noch unter unseren Gästen?«
    »Ungefähr zwölf sind eingeladen worden«, verkündete Matthews düster. »An Ihrer Stelle würde ich vertrauliche Gespräche mit Leuten, die Sie nicht kennen, überhaupt vermeiden. Und jetzt müssen Sie mich entschuldigen – meine Pflicht ruft.«
    Was ihn selber betraf, so fand Dirk das ganze Fest ein wenig matt. Die Public-Relations-Abteilung schien von einem Bedürfnis nach Sicherheit besessen, das Dirk ein wenig übertrieben vorkam. Gleichwohl konnte er Matthews' Abscheu vor inoffiziellen Interviews begreifen – hatte er doch selbst miterlebt, was dabei manchmal herauskam.
    Danach wurde Dirks Aufmerksamkeit für eine ganze Weile durch ein erstaunlich hübsches Mädchen gefesselt, die ohne Begleitung gekommen zu sein schien – etwas an sich Überraschendes. Er hatte sich nach anfänglichem Zögern gerade dazu entschlossen, in die Bresche zu springen, als es sich zeigte, dass sie in Gesellschaft war. Dirk hatte keineswegs eine Gelegenheit verpasst, sondern überhaupt keine gehabt. Er versank wieder in seine Grübeleien.
    Während des Essens jedoch besserte sich seine Stimmung merklich. Die einzelnen Gänge waren ausgezeichnet, und sogar die Rede des Generaldirektors (die alle anderen zeitlich begrenzte) dauerte nur zehn Minuten. Soweit Dirk sich entsinnen konnte, war es eine außerordentlich witzige Ansprache, gespickt mit Anzüglichkeiten, die bei einigen Gruppen lautes Gelächter und bei anderen ein erzwungenes Lächeln hervorriefen. Im Interplanetarium hatte man sich privat schon immer gern über sich selbst lustig gemacht; den Luxus, das auch vor aller Öffentlichkeit zu tun, konnte man sich indes erst seit kurzem leisten.
    Die übrigen paar Ansprachen waren sogar noch kürzer; einige Redner hätten sich offensichtlich gern mehr Zeit gelassen, wagten es aber nicht. Zuletzt brachte McAndrews, der sich durchgehend als tüchtiger Zeremonienmeister erwiesen hatte, einen Trinkspruch auf den Erfolg der »Prometheus« und ihrer Besatzung aus.
    Später wurde zu den zärtlichen und Heimweh verursachenden Rhythmen, die in den siebziger Jahren populär waren, ausgiebig getanzt. Dirk, der selbst in seinen besten Stunden ein sehr schlechter Tänzer war, machte ein paar regellose Runden mit Mrs. Matthews und den Frauen einiger anderer Beamter, bevor ein zunehmender Mangel an Muskelkoordination ihn warnte, das Feld lieber zu räumen. Dann saß er in irgendeiner Ecke und beobachtete die Vorgänge mit innerem Wohlwollen, fand alle seine Freunde prächtige Menschen und schnalzte mitunter leise, wenn er Tänzer bemerkte, die offensichtlich ein wenig zu viel »Treibstoff« getankt hatten.
    Es musste schon gegen Mitternacht sein, als er sich plötzlich bewusst wurde, dass jemand mit ihm redete. (Er hatte selbstverständlich nicht geschlafen, aber es tat wohl, die Augen hin und wieder für ein Weilchen zu schließen.) Er schaute sich um und erblickte einen Mann mittleren Alters, der neben ihm Platz genommen hatte und ihn amüsiert musterte. Zu Dirks Überraschung trug er keinen Abendanzug und schien auch nicht weiter bekümmert darüber.
    »Ich habe Ihre Verbindungsnadel bemerkt«, sagte der andere, indem er sich vorstellte. »Ich bin selber ein Sigma Xi und eben erst aus Kalifornien zurückgekommen – natürlich zu spät zum Essen.«
    Das erklärt den Anzug, dachte Dirk und kam sich bei dieser Schlussfolgerung auch noch ziemlich geistreich

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