Aufbruch zu den Sternen - Roman
prallen eben überall aufeinander, und zwischen den technischen und nichttechnischen Berufsgruppen scheint eine unvermeidliche Rivalität zu bestehen. Manchmal äußert es sich als harmloser Spaß, aber häufig steckt auch eine gewisse Bitterkeit dahinter.«
Während Maxton sprach, hatte Dirk ihn aufmerksam betrachtet. Sein erster Eindruck hatte sich bestätigt. Der stellvertretende Generaldirektor war nicht nur ein geistvoller, sondern auch ein Mensch von umfassendem Wissen und tiefem Mitgefühl. Dirk fragte sich, wie er wohl mit seinem gleich geistvollen, aber eigenwilligen Kollegen, Sir Robert, auskommen mochte. Zwei so gegensätzliche Persönlichkeiten konnten nur sehr gut zusammenarbeiten – oder gar nicht.
Mit fünfzig Jahren galt Professor Maxton allgemein als der Welt führender Atomingenieur. An der Entwicklung von Kernpropulsionssystemen für Flugzeuge hatte er entscheidenden Anteil gehabt, und die Antriebsvorrichtungen der »Prometheus« gründeten sich fast ausschließlich auf seine Entwürfe. Die Tatsache, dass ein solcher Mann, der von der Industrie fast jede Summe hätte fordern können, willens war, hier für ein Nominalgehalt zu arbeiten, erschien Dirk höchst bedeutsam.
Maxton rief einem blonden jungen Mann, der Ende zZwanzig sein mochte und gerade vorüberging, etwas zu.
»Kommen Sie doch mal für eine Minute her, Ray – ich habe noch eine andere Arbeit für Sie!«
Der andere trat kläglich grinsend näher.
»Hoffentlich nichts allzu Kniffliges. Ich habe einen ziemlichen Brummschädel heute morgen.«
Der stellvertretende Generaldirektor grinste Dirk an, schluckte die Bemerkung, die ihm auf der Zunge schwebte, jedoch hinunter.
Er machte sie kurz miteinander bekannt.
»Dr. Alexson – Ray Collins, mein persönlicher Assistent. Sein Fachgebiet ist die Aerodynamik im Zusammenhang mit Überschallgeschwindigkeiten. Ray – Dr. Alexson ist ein Geschichtsspezialist, und Sie werden sich wahrscheinlich wundern, was er hier will. Er möchte der Gibbon der Astronautik werden.«
»Hoffentlich wird nicht ein ›Niedergang und Fall des Interplanetariums‹ daraus! Freut mich, Sie kennenzulernen.«
»Ich möchte gern, dass Sie sich Dr. Alexsons annähmen und ihm jede gewünschte technische Auskunft geben. Ich habe ihn gerade erst den Klauen der McAndrews-Leute entrissen, sein Kopf ist also wahrscheinlich mit den seltsamsten Vorstellungen angefüllt.«
Er drehte sich um, betrachtete das chaotische Durcheinander im Zimmer, stellte fest, dass seine Assistenten die Hälfte verkehrt machten und wandte sich einer anderen Kiste zu.
»Ich schicke wohl am besten voraus«, fuhr er fort, »obwohl Sie das wahrscheinlich bereits wissen, dass unser kleines technisches Imperium aus drei Hauptabteilungen besteht. Ray hier ist einer der Luftlandeexperten; sein Bestreben richtet sich darauf, dass das Schiff mit einem Minimum an Verschleiß nach beiden Richtungen heil durch die Atmosphäre gelangt. Die Weltraumwölfe pflegten diese Abteilung sehr von oben herab zu betrachten, für sie war die Atmosphäre weiter nichts als eine lästige Plage. Ihr Geheul ist jedoch sehr viel leiser geworden, seit wir ihnen gezeigt haben, dass man die Luft als kostenlosen Treibstoff benutzen kann – zum Mindesten für den ersten Teil der Fahrt.«
Das war einer von den vielen Punkten, die Dirk nie recht begriffen hatte, und er nahm sich vor, gleich zuerst danach zu fragen.
»Dann kommen die Astronomen und Mathematiker, die unter sich eine geschlossene kleine Gewerkschaft bilden – was allerdings nicht verhindert hat, dass eine ganze Anzahl von Hochfrequenztechnikern samt ihren Kalkulationsmaschinen eingesickert sind. Ihre Aufgabe besteht darin, Flugbahnen auszurechnen und die mathematische Kleinarbeit zu leisten, die außerordentlich umfangreich ist. Sir Robert selbst steht an ihrer Spitze.
Endlich wären dann noch die Raketeningenieure, Gott segne sie. Hier werden Sie kaum einem begegnen, da sie fast alle in Australien sind.
So viel zur Struktur des Ganzen, wobei ich allerdings nur das Wichtigste hervorgehoben und einige Gruppen wie den Nachrichten- und Überwachungsdienst sowie die medizinischen Sachverständigen überhaupt nicht erwähnt habe. Ich werde Sie jetzt Ray überantworten, der sich weiter Ihrer annehmen wird.«
Dirk wand sich innerlich ein wenig bei dieser Redensart; er hatte das Gefühl, als hätten sich schon viel zu viele Leute »seiner angenommen«.
Collins ging mit ihm in ein kleines nicht weit entferntes
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