Aufbruch zu den Sternen - Roman
auf anderen besser benehmen werde. Und würde sich, vor allem, die erbärmliche Geschichte der Niederwerfung und Versklavung einer Rasse durch die andere nicht endlos wiederholen, wenn man der menschlichen Zivilisation ein Ausbreiten von einer Welt zur anderen gestattete?
Darauf konnte es keine völlig befriedigende Antwort geben: nur ein hartes Aufeinanderprallen gegensätzlicher Überzeugungen – den uralten Konflikt zwischen Pessimismus und Optimismus, zwischen denen, die an den Menschen glaubten, und jenen, die das nicht taten. Auch die Astronomen hatten einen Beitrag zu der Debatte geliefert, indem sie nämlich darauf hinwiesen, dass die historische Analogie falsch wäre. Es wäre unwahrscheinlich, dass der Mensch, dessen Zivilisation kaum erst begonnen habe, auf anderen Planeten Rassen antreffen würde, die primitiv genug wären, sich durch ihn ausbeuten oder versklaven zu lassen. Irgendwelche Schiffe von der Erde, die mit dem Gedanken an ein interplanetarisches Imperium in den Weltraum hinausstießen, sähen sich am Ende ihrer Fahrt wahrscheinlich in derselben Lage wie eine mit ihren Booten langsam in den Hafen von New York eindringende kriegerische Rotte von Eingeborenen und hätten ebenso wenig Aussicht auf Erfolg.
Die Ankündigung, dass die »Prometheus« vielleicht schon in wenigen Wochen startbereit sein würde, hatte all diese Spekulationen und viele andere neu belebt. Presse und Radio sprachen kaum von etwas anderem, und für eine Weile machten die Astronomen ein gutes Geschäft mit bewusst optimistischen Artikeln über das Sonnensystem. Eine während dieser Zeit in Großbritannien durchgeführte Gallup-Rundfrage ergab, dass einundvierzig Prozent der Bevölkerung den interplanetarischen Verkehr für etwas durchaus Gutes hielten. Sechsundzwanzig Prozent waren dagegen, und dreiunddreißig Prozent hatten sich noch keine eigene Meinung darüber gebildet. Diese Zahlen – besonders die dreiunddreißig Prozent – riefen in Southbank eine leichte Verzagtheit hervor und führten zu vielen Konferenzen in der Public-Relations-Abteilung, wo man jetzt mehr zu tun hatte als je zuvor.
Die Besucherschar, an der es im Interplanetarium nie gefehlt hatte, schwoll zu einem mächtigen Strom an, der einige sehr exotische Charaktere ins Haus schwemmte. Matthews hatte für den Umgang mit ihnen ein Standardverfahren ausgearbeitet. Den Leuten, die durchaus an der ersten Reise teilnehmen wollten, wurde eine Rundfahrt in der riesigen Zentrifuge der medizinischen Abteilung angeboten – einem Apparat, der Beschleunigungen bis zu zehn G-Lasten hervorbringen konnte. Nur wenige machten Gebrauch von diesem Angebot, und die anderen wurden, nachdem sie sich erholt hatten, an die Abteilung für Dynamik verwiesen, wo ihnen die Mathematiker den coup de grâce gaben, indem sie ihnen unbeantwortbare Fragen stellten.
Bis jetzt hatte jedoch noch niemand ein wirksames Mittel für die Abfertigung jener Käuze gefunden, die einen echten Tick hatten – wenn man sie auch mitunter durch eine Art gegenseitiger Reaktion unschädlich machen konnte. Matthews wünschte sich nichts sehnlicher, als dass einmal gleichzeitig ein Anhänger der Flachwelttheorie und der Hohlwelttheorie bei ihm erscheinen möchten – ein Wunsch, der ihm leider noch nicht in Erfüllung gegangen war. Ein solches Zusammentreffen würde, davon war er überzeugt, eine hochamüsante Debatte ergeben.
Auch gegen die Psychenforscher war kaum etwas zu unternehmen; gewöhnlich handelte es sich dabei um ältere Jungfrauen, die das Sonnensystem in- und auswendig zu kennen vorgaben und sich nur allzu begierig zeigten, der Welt ihr Wissen mitzuteilen. Matthews hatte sich in seinem Optimismus zwar der Hoffnung hingegeben, dass sie es jetzt, da die Bezwingung des Weltraumes so dicht bevorstand, nicht mehr auf eine Überprüfung ihrer Ideen durch die Realität ankommen lassen würden. Er sah sich jedoch enttäuscht, und einer seiner bedauernswerten Mitarbeiter musste sich fast den ganzen Tag die überschwänglichen und miteinander unvereinbaren Berichte jener Damen über lunare Affären anhören.
Ernster zu nehmen und bezeichnender waren die Briefe und Kommentare, die in den großen Zeitungen erschienen und von denen viele eine offizielle Stellungnahme erforderten. Ein sonst noch nicht weiter hervorgetretener Domherr der englischen Hochkirche richtete ein nachdrückliches und viel besprochenes Schreiben an die Times, worin das Interplanetarium und seine gesamte Tätigkeit verdammt
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