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Aufbruch zu den Sternen - Roman

Aufbruch zu den Sternen - Roman

Titel: Aufbruch zu den Sternen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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sich abrupt um – der andere lief jedoch bereits raschen Schrittes auf Hyde Park Corner zu, wo sich seine hohe, schlanke Gestalt in der Menge verlor. Erst jetzt fand Hassell die Sprache wieder.
    »Da soll mich doch der Teufel holen!«, entfuhr es ihm. Dann zuckte er die Achseln und ging weiter in Richtung Marble Arch, um noch einmal den Seifenkistenrednern zuzuhören, die ihm in seiner Jugend so manches Vergnügen bereitet hatten.
     
    *
     
    Dirk sah schon bald ein, dass das Zusammentreffen gar nicht so sehr zufällig war. Er entsann sich, dass Hassell in West-London wohnte. Und warum sollte nicht auch er ausgegangen sein, um einen letzten Blick auf die Stadt zu werfen? Für ihn stand, alles in allem genommen, unendlich viel mehr auf dem Spiele als für Dirk.
    Ihre Blicke begegneten sich in der Menge. Hassell schien ihn zu erkennen, aber Dirk nahm nicht an, dass er seinen Namen noch wusste. Er schob sich durch das Gedränge auf den jungen Piloten zu und stellte sich unbeholfen vor. Hassell wollte vielleicht lieber allein sein, doch schließlich konnte er nicht stumm an ihm vorübergehen. Außerdem hatte er den Engländer schon immer gern kennenlernen wollen, und hier bot sich eine Gelegenheit, wie sie vielleicht nie wiederkehrte.
    »Haben Sie diese letzte Rede gehört?«, begann Dirk die Unterhaltung.
    »Ja«, erwiderte Hassell. »Ich ging gerade vorbei und hörte einiges von dem, was der alte Knabe sagte. Ich habe ihn früher schon oft hier erlebt; er gehört zu den vernünftigeren Leuten. Eine ziemlich gemischte Gesellschaft hier, wie?« Er lachte und deutete auf die Menge im Allgemeinen.
    »Sehr gemischt«, sagte Dirk. »Aber ich bin froh, dass ich das alles einmal gesehen habe. Es ist schon ein ziemliches Erlebnis.«
    Während er sprach, sah er sich Hassell genauer an. Sein Alter war nicht leicht zu schätzen; er konnte fünfundzwanzig, aber auch bereits fünfunddreißig sein. Er wirkte fast zart, hatte klargeschnittene Züge und widerspenstiges braunes Haar. Von einem früheren Raketenunfall lief eine Narbe quer über seine linke Wange, die jedoch nur sichtbar wurde, wenn seine Haut sich spannte.
    »Was wir da eben über das Universum zu hören bekommen haben, klang nicht sehr verlockend, nicht wahr? Kein Wunder, dass so viele Leute lieber zu Hause bleiben möchten.«
    Hassell lachte.
    »Komisch, dass auch Sie das sagen. Ich habe mich gerade mit einem alten Herrn unterhalten, der auf dasselbe hinwies. Er wusste, wer ich bin, stellte sich aber unwissend. Ich machte ihm gegenüber geltend, dass es Menschen von zweierlei geistiger Veranlagung gäbe – die abenteuerlustigen, wissbegierigen Typen und die Zuhausebleiber, die damit zufrieden sind, wenn sie in dem Gärtchen hinter ihrem Hause sitzen können. Ich glaube, beide sind nötig, und beide haben auf ihre Art recht.«
    »Dann muss ich wohl ein Bastard sein«, sagte Dirk lächelnd. »Ich sitze gern in meinem Garten – aber ebenso gern sehe ich dann und wann einen Wanderer hereintreten, der mir erzählt, was er draußen gesehen hat.«
    Er brach abrupt ab und fügte dann hinzu:
    »Wie wär's, wenn wir uns irgendwo hinsetzten und einen Schluck tränken?«
    Er war müde und durstig, und Hassell erging es aus demselben Grund ebenso.
    »Aber nur für einen Augenblick«, sagte Hassell. »Ich muss kurz vor fünf wieder zu Haus sein.«
    Dirk konnte das gut begreifen, obwohl er nichts von den häuslichen Sorgen des anderen wusste. Er ließ sich von Hassell in den Tagesraum des Cumberland führen, wo sie sich dankbar hinter zwei großen Gläsern Bier niederließen.
    »Ich weiß nicht«, sagte Dirk und hüstelte wie zur Entschuldigung, »ob Sie je etwas von meiner Tätigkeit gehört haben.«
    »Das habe ich allerdings«, erwiderte Hassell und lächelte ermutigend. »Wir haben uns schon oft gefragt, wann Sie an uns herantreten würden. Sie sind doch eine Art Sachverständiger für Motive und Einflüsse, nicht wahr?«
    Dirk war überrascht und zugleich ein wenig verlegen, als er merkte, wie weit sein Ruf bereits gedrungen war.
    »Selbstverständlich«, fügte er hastig hinzu, nachdem er Hassells Frage bejaht hatte, »geht es mir in erster Linie nicht um individuelle Fälle, aber es ist doch andererseits ungeheuer aufschlussreich für mich, wenn ich in Erfahrung bringen kann, was die Leute dazu bewogen hat, sich mit Astronautik einzulassen.«
    Er war gespannt, ob Hassell an diesen Köder gehen würde. Nach einem Weilchen begann er tatsächlich anzubeißen, und Dirk

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