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Aufbruch zu den Sternen - Roman

Aufbruch zu den Sternen - Roman

Titel: Aufbruch zu den Sternen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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verspürte etwas von der Erregung eines Anglers, der einen Fisch am Haken hat.
    »Darüber haben wir im Kindergarten oft genug gesprochen«, sagte Hassell. »Es gibt keine eindeutige Antwort darauf. Alles hängt von dem betreffenden Individuum ab.«
    Da Dirk schwieg, fuhr Hassell fort:
    »Nehmen wir beispielsweise Taine. Er ist der Wissenschaftler in Reinkultur, dem es nur um Wissen geht und den die daraus entstehenden Folgen kaum interessieren. Deswegen wird er trotz seiner hohen geistigen Fähigkeiten doch immer ein kleinerer Mensch bleiben als der Generaldirektor. Ich übe keine Kritik – wohlgemerkt. Ein Sir Robert kommt in jeder Generation wahrscheinlich nur einmal vor!
    Clinton und Richards sind Techniker, die alles Maschinelle um seiner selbst willen lieben, und trotzdem sind sie menschlicher als Taine. Vermutlich haben Sie schon gehört, wie Jimmy mit Reportern verfährt, die ihm auf die Nerven fallen – das konnte ich mir denken! Clinton ist ein merkwürdiger Bursche, bei dem man nie genau weiß, was sich in seinem Kopfe abspielt. Ihre Fälle liegen jedoch so, dass sie für ihre Arbeit ausgewählt wurden – sie haben sich nicht darum bemüht.
    Wäre noch Pierre. Er ist so verschieden von uns anderen, wie man nur sein kann. Dass er Raketenpilot geworden ist, beruht auf reiner Abenteuerlust. Das war sein großer Fehler, obgleich er es damals nicht gemerkt hat. Raketenfliegerei ist alles andere als abenteuerlich: Entweder verläuft die Sache planmäßig, oder es gibt einen gewaltigen Knall – und aus!«
    Er ließ seine Faust auf den Tisch fallen, beherrschte sich jedoch im letzten Augenblick, so dass die Gläser kaum klirrten. Die unbewusste Präzision der Bewegung erfüllte Dirk mit Bewunderung. Gleichwohl konnte er Hassells Bemerkungen nicht unwidersprochen hinnehmen.
    »Wenn ich mich recht erinnere«, sagte er, »haben Sie auch einmal den richtigen Zeitpunkt verpasst und sind in Schwierigkeiten geraten.«
    Hassell lächelte verächtlich.
    »Dergleichen kommt in tausend Fällen einmal vor. In den übrigen neunhundertneunundneunzig Fällen ist der Pilot nur deswegen vorhanden, weil er weniger wiegt als die automatische Maschinerie, die dasselbe leisten könnte.«
    Er machte eine Pause und blickte über Dirks Schulter, wobei ein Lächeln über sein Gesicht huschte.
    »Der Ruhm hat seine Kompensationen«, murmelte er. »Eine davon nähert sich uns gerade.«
    Ein Hotelangestellter mit dem Aussehen eines Hohepriesters, der das Opfer zum Altar bringt, rollte einen kleinen Wagen auf sie zu. Vor ihrem Tisch machte er Halt und holte eine Flasche hervor, die, wenn Dirk nach ihrem spinnwebüberzogenen Äußeren urteilen durfte, beträchtlich älter als er selbst sein musste.
    »Mit den Empfehlungen der Hotelleitung, Sir«, sagte der Mann und machte eine Verbeugung vor Hassell, der seine Anerkennung auszudrücken versuchte und gleichzeitig ein wenig besorgt dreinschaute wegen der Aufmerksamkeit, die sich von allen Seiten auf sie konzentrierte.
    Dirk war kein Weinkenner und wusste nur, dass die kühle Flüssigkeit selbst bei der größten Geschicklichkeit in dieser komplizierten Kunst nicht einschmeichelnder durch seine Kehle hätte rinnen können. Es war ein so diskreter, wohlgepflegter Wein, dass sie keine Bedenken hatten, auf ihr gegenseitiges Wohl anzustoßen, dann auf das Wohl des Interplanetariums und danach auf die »Prometheus«. Bei der Hotelleitung löste ihre Würdigung des Weines ein solches Entzücken aus, dass eine weitere Flasche sofort zur Stelle gewesen wäre, wenn Hassell nicht verbindlich abgelehnt und zur Erklärung hinzugefügt hätte, dass er sich bereits verspätet habe, was völlig der Wahrheit entsprach.
    Auf den Stufen zur Untergrundbahn trennte man sich in gehobener Stimmung und in dem Gefühl, dass man den Tag mit einem glänzenden Finale beschlossen habe. Erst als Hassell bereits verschwunden war, fiel Dirk ein, dass der junge Pilot nichts, absolut nichts über sich selbst ausgesagt hatte. War das bloße Bescheidenheit oder einfach Zeitmangel? Er hatte eine überraschende Bereitwilligkeit, über seine Kollegen zu reden, an den Tag gelegt; es schien fast, als wäre er bemüht, alle Aufmerksamkeit von sich auf andere abzulenken.
    Dirk dachte eine Weile darüber nach; dann schlenderte er langsam, eine kleine Melodie vor sich hinpfeifend, Oxford Street entlang heimwärts. Hinter ihm ging die Sonne unter und überglänzte seinen letzten Abend in England.

XX
     
    »Der arme Alfred«, sagte

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