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Aufbruch zu den Sternen - Roman

Aufbruch zu den Sternen - Roman

Titel: Aufbruch zu den Sternen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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hätte ebenso gut eine Filmszene mit dem Laboratorium eines wahnsinnigen Wissenschaftlers sein können. Der Fußboden war mit Radioröhren und Drähten bedeckt, und dazwischen lag Clinton und starrte wie hypnotisiert auf ein Kathodenstrahl-Oszilloskop, auf dessen Leuchtschirm sich phantastische geometrische Figuren in ständigem Wechsel abzeichneten. Im Hintergrund spielte ein Radio leise Rachmaninoffs mit Recht sehr unbekanntes Viertes Klavierkonzert, und es dauerte eine Weile, ehe Maxton dahinterkam, dass die Figuren auf dem Leuchtschirm mit der Musik synchronisiert waren.
    Er stolperte auf das Bett zu, das ihm der sicherste Ort zu sein schien, und wartete, bis Clinton sich endlich vom Fußboden erhob.
    »Vorausgesetzt, dass Sie sich selber darüber im Klaren sind«, sagte er endlich, »wäre es sehr nett von Ihnen, wenn Sie mir verraten würden, was all das soll?«
    Clinton stieg auf Zehenspitzen behutsam über die herumliegenden Dinge und setzte sich neben ihn.
    »Es handelt sich um etwas, das mich schon seit Jahren beschäftigt«, sagte er entschuldigend.
    »Nun, hoffentlich haben Sie nicht vergessen, wie es dem verstorbenen Mr. Frankenstein ergangen ist.«
    Clinton, der von ernsthafter Gemütsverfassung war, reagierte nicht auf die Anspielung.
    »Ich nenne es ein Kaleidophon«, sagte er. »Die ihm zugrunde liegende Idee ist die, dass es rhythmische Geräusche wie Musik in gefällige und symmetrische, sich dauernd verändernde sichtbare Figuren umwandelt.«
    »Das könnte ein ganz amüsantes Spielzeug ergeben. Die Frage ist nur, ob sich ein Durchschnittskindergarten diese Menge Radioröhren leisten kann.«
    »Es ist durchaus nicht bloß ein Spielzeug«, sagte Clinton leicht gekränkt. »Die Fernsehleute und die Trickfilmindustrie fänden es bestimmt sehr nützlich. Man könnte es dazu verwenden, längere Musiksendungen, die immer Langeweile erzeugen, durch Zwischenspiele aufzulockern. Rundheraus gesagt, hoffte ich etwas Geld damit zu verdienen.«
    »Mein lieber Freund«, sagte Maxton grinsend, »falls Sie einer der ersten Männer sind, die den Mond erreichen, brauchen Sie, glaube ich, keine Befürchtungen zu haben, dass Sie im Alter im Rinnstein verhungern müssen.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht.«
    »Aber nicht, um Ihnen das zu sagen, bin ich hergekommen. Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass morgen früh als Erstes die Besatzung ausgelost wird. Lassen Sie sich also vorher nicht durch einen elektrischen Schlag umbringen. Ich muss jetzt gehen und Hassell aufsuchen – also gute Nacht.«
    Hassell lag lesend im Bett, als Professor Maxton bei ihm anklopfte und eintrat.
    »Hallo, Professor«, sagte er. »Was führt Sie denn noch her?«
    Maxton kam ohne Umschweife zur Sache.
    »Morgen früh wollen wir das Los über die Besatzung entscheiden lassen. Ich dachte, das würde Sie interessieren.«
    Hassell war für einen Augenblick still.
    »Das bedeutet«, sagte er mit etwas belegter Stimme, »dass wir alle bestanden haben.«
    »Mein Gott, Vic«, protestierte Maxton herzlich, »daran haben Sie doch wohl am allerwenigsten zweifeln können!«
    Hassell schien es bewusst zu vermeiden, ihn anzuschauen. Seine Blicke wichen, wie Maxton bemerkte, auch der Photographie seiner Frau auf dem Toilettentisch aus.
    »Ihr wisst ja doch alle«, sagte er alsbald, »dass ich in ziemlicher Sorge um Maude bin.«
    »Das ist nur natürlich, aber so weit ich es überschauen kann, ist alles O.K. Nebenbei bemerkt, wie soll denn der Junge heißen?«
    »Victor William.«
    »Wenn er ankommt, wird er vermutlich der berühmteste Säugling in der Welt sein. Schade, dass unser Fernsehsystem nur in einer Richtung funktioniert. Um ihn zu sehen, werden Sie sich bis zur Rückkehr gedulden müssen.«
    »Falls wir zurückkehren«, murmelte Hassell.
    »Hören Sie mal her, Vic«, sagte Maxton bestimmt. »Wollen Sie wirklich mit von der Partie sein oder …?«
    Hassell blickte ihn halb beschämt und halb trotzig an.
    »Natürlich will ich«, sagte er kurz.
    »Gut. Sie haben dieselbe Drei-zu-fünf-Chance, dabei zu sein, wie die anderen auch. Aber selbst wenn Sie diesmal Pech haben sollten, werden Sie doch bestimmt an der zweiten Fahrt teilnehmen, die in gewisser Hinsicht noch wichtiger ist, weil wir bis dahin den ersten Versuch dazu unternehmen werden, eine Versorgungsbasis zu errichten. Ist das entgegenkommend genug?«
    Hassell schwieg eine Weile. Dann sagte er, leicht niedergeschlagen:
    »Nur die erste Fahrt wird als geschichtliches Ereignis gelten. Alles

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