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Aufbruch zu den Sternen - Roman

Aufbruch zu den Sternen - Roman

Titel: Aufbruch zu den Sternen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Danachfolgende wird davor verblassen.«
    Damit war der Augenblick gekommen, da er so tun musste, als sei seine Geduld erschöpft, sagte sich Professor Maxton. Er hatte große Geschicklichkeit und Übung darin.
    »Verdammt noch mal, Vic«, wetterte er. »Und was sollen die Leute sagen, die das Schiff gebaut haben? Meinen Sie etwa, uns machte es Spaß, im Winkel zu sitzen und darauf zu warten, bis die zehnte, die zwanzigste oder hundertste Überfahrt stattgefunden hat, ehe wir eine Chance bekommen? Und wenn Sie närrisch genug sind, nach Ruhm zu verlangen – guter Gott, Mann, haben Sie denn vergessen, dass in der Pilotenkabine des ersten Schiffes nach dem Mars schließlich auch jemand sitzen muss! «
    Der temperamentvolle Ausbruch legte sich. Hassell wandte sich mit einem kurzen Auflachen an Maxton.
    »Darf ich das als ein Versprechen betrachten, Professor?«
    »Es ist nicht an mir, ein solches Versprechen zu geben, verdammt noch mal.«
    »Nein, das stimmt wohl. Aber worauf Sie hinauswollen, ist mir klar – und wenn ich diesmal den Anschluss verpassen sollte, so soll mich das nicht weiter aufregen. Und jetzt werde ich mich hinlegen und schlafen.«

XXIV
     
    Der Anblick, den der Generaldirektor bot, als er mit einem Papierkorb unter dem Arm in Professor Maxtons Büro trat, hätte unter normalen Umständen Gelächter erregt, aber diesmal wurde sein Eintritt von allen Anwesenden mit einer gewissen Feierlichkeit quittiert. Wie es schien, war in ganz Luna City kein steifer Hut aufzutreiben gewesen, so dass man sich mit einem Papierkorb als Ersatz begnügen musste.
    Außer den fünf Besatzungsmitgliedern im Hintergrund, die möglichst unbeteiligt dreinzuschauen versuchten, waren nur noch Maxton, McAndrews, zwei Angehörige des Verwaltungsstabes und Alexson anwesend. Für Dirks Anwesenheit gab es keinen besonderen Grund, nur dass McAndrews ihn aufgefordert hatte. Es war nett von dem Public-Relations-Direktor, dass er immer wieder an derartige Dinge dachte, aber Dirk hatte den nicht ganz unbegründeten Verdacht, dass er es nur tat, um in dem offiziellen Geschichtswerk Erwähnung zu finden.
    Professor Maxton nahm etwa ein Dutzend schmale Papierstreifen von seinem Schreibtisch und ließ sie durch seine Finger gleiten.
    »Fertig?«, erkundigte er sich. »Gut. Jeder von euch bekommt einen Zettel und schreibt seinen Namen darauf. Wer zu nervös dazu ist, kann einfach ein Kreuz machen und seine Unterschrift durch einen Zeugen beglaubigen lassen.«
    Der kleine Scherz trug viel zur Herabminderung der Spannung bei. Aus den Bemerkungen, mit denen man sie unterzeichnete und zusammengefaltet zurückgab, klang gutmütiger Spott.
    »Schön. Ich vermische sie jetzt mit den unbeschriebenen – so. Wer möchte die Ziehung vornehmen?«
    Man zögerte einen Augenblick. Dann trat Hassell, von den anderen vier wie auf Verabredung geschoben, einen Schritt vor. Verlegenheit spiegelte sich auf seinem Gesicht, als Professor Maxton ihm den Papierkorb hinhielt.
    »Aber nicht betrügen, Vic!«, sagte er. »Und immer nur einen einzigen Zettel ziehen. Schließen Sie die Augen, und greifen Sie hinein.«
    Hassell griff in den Korb und zog einen der Zettel heraus und reichte ihn an Sir Robert weiter, der ihn sofort entfaltete.
    »Niete«, sagte er.
    Ein kaum hörbares Aufatmen ging durch den Raum, man wusste nicht, war es Enttäuschung oder Erleichterung?
    Noch ein Zettel. Und wieder …
    »Niete.«
    »He, hat etwa jemand unsichtbare Tinte verwendet?«, fragte Maxton. »Noch einmal, Vic.«
    Diesmal hatte er Glück.
    »P. Leduc.«
    Pierre murmelte etwas auf Französisch vor sich hin und blickte äußerst selbstzufrieden drein. Man beglückwünschte ihn und wandte seine Aufmerksamkeit dann sogleich wieder Hassell zu.
    Gleich darauf erzielte er einen zweiten Treffer.
    »J. Richards.«
    Die Spannung hatte jetzt ihren Höhepunkt erreicht. Als aufmerksamer Beobachter sah Dirk, dass Hassells Hand beim Herausziehen des fünften Zettels ein wenig zitterte.
    »Niete.«
    »Da geht es wieder los!«, stöhnte jemand und hatte recht.
    »Niete.«
    Und noch ein drittes Mal …
    »Niete.«
    Jemand, der den Atem angehalten hatte, holte tief und hörbar Luft.
    Hassell reichte den achten Zettel an den Generaldirektor weiter.
    »Lewis Taine.«
    Die Spannung löste sich. Alles umdrängte die drei auserwählten Männer. Hassell verharrte für einen Augenblick völlig regungslos; dann wandte er sich den anderen zu. Seine Miene verriet absolut nichts von seinen Empfindungen.

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