Aufbruch zu den Sternen - Roman
Erde von dort aus im Halbmondstadium zu sehen sein wird.
Ich möchte wissen, wie Leduc, Richards und Taine ihre letzte Nacht auf Erden verbringen? Sie werden selbstverständlich ihre Angelegenheiten in Ordnung gebracht und kaum noch etwas zu erledigen haben. Was mögen sie tun? Sich Musik anhören, entspannen – oder einfach schlafen?«
James Richards tat weder das eine noch das andere. Er saß mit seinen Freunden in der Kantine, trank sehr langsam und vorsichtig und unterhielt sie mit Geschichten von den Tests, die verrückte Psychologen mit ihm angestellt hatten, um zu sehen, ob er normal wäre, und wenn ja, was man dagegen tun könnte. Die Psychiater, die er persiflierte, bildeten den größten Teil seiner Zuhörerschaft und hörten ihm am amüsiertesten zu. Sie ließen ihn bis Mitternacht reden und schickten ihn dann zu Bett. Es bedurfte ihrer sechs, um ihn dazu zu zwingen.
Pierre Leduc hatte den Abend lesend draußen auf dem Schiff verbracht und einige Tests beobachtet, die auf »Alpha« durchgeführt wurden und bei denen es um die Verdunstung von Treibstoff ging. Für seine Anwesenheit lag nicht der geringste Grund vor; man gab ihm das zwar von Zeit zu Zeit zu verstehen, wurde ihn aber trotzdem nicht los. Kurz vor Mitternacht erschien der Generaldirektor, redete ihm in aller Freundschaft, aber energisch zu und schickte ihn in seinem eigenen Wagen mit dem strikten Befehl zurück, noch ein paar Stunden zu schlafen. Leduc legte sich daraufhin zwar zu Bett, las aber noch für zwei Stunden in La Comédie humaine.
Nur Lewis Taine – der pedantische, unemotionale Taine – hatte seine letzte Nacht auf Erden auf naheliegende Weise verbracht. Er hatte stundenlang vor seinem Schreibtisch gesessen, einen Entwurf nach dem andern angefangen und sie sämtlich wieder vernichtet. Spät am Abend war er dann endlich fertig geworden und hatte den Brief, der ihn so viel Mühe gekostet hatte, sorgfältig abgeschrieben. Dann hatte er ihn zugeklebt und einen Zettel daran geheftet:
»Lieber Professor Maxton.
Sollte ich nicht zurückkehren, so wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie diesen Brief seinem Bestimmungsort zuleiten würden.
Herzlichst L. Taine.«
Brief und Zettel steckte er in einen größeren Umschlag und adressierte ihn an Maxton. Dann nahm er den umfangreichen Hefter mit den verschiedenen, zur Wahl stehenden Flugbahnen zur Hand und machte sich an den Rändern Bleistiftnotizen.
Er war wieder ganz er selbst.
XXXII
Die Mitteilung, die Sir Robert erwartet hatte, traf kurz nach Anbruch der Morgendämmerung mit einem jener schnellen Postflugzeuge ein, die die Filmaufnahmen vom Start später am Tage nach Europa zurückbefördern würden. Es war eine kurze amtliche Notiz, nur mit zwei Anfangsbuchstaben unterzeichnet, die die ganze Welt erkannt haben würde, auch ohne auf die Worte »Downing Street 10« zu achten, die auf dem Briefkopf standen. Dennoch war das Schriftstück keine reine Formalität, denn unter den Anfangsbuchstaben stand in derselben Handschrift: »Viel Glück!«
Als Professor Maxton wenige Minuten später eintraf, überreichte ihm Sir Robert das Schriftstück, ohne ein Wort zu sagen. Der Amerikaner las es langsam durch und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
»Na also, Bob«, sagte er. »Wir haben unser Teil getan. Jetzt liegt es bei den Politikern – aber wir werden trotzdem nicht nachlassen, einen gewissen Druck auf sie auszuüben.«
»Es war gar nicht so schwierig, wie ich befürchtet hatte; seit Hiroshima können die Staatsmänner uns nicht mehr einfach ignorieren.«
»Und wann wird der Plan der Vollversammlung vorgelegt werden?«
»In etwa einem Monat. Die britische und die amerikanische Regierung werden gemeinsam den Antrag stellen, dass ›alle von nichtmenschlichen Lebensformen unbesetzten und unbeanspruchten Planeten oder Himmelskörper etc. als internationale Gebiete anzusehen seien und allen Völkern frei zugänglich sein müssten und dass es keinem souveränen Staate gestattet werden dürfe, irgendeinen dieser astronomischen Körper für seinen ausschließlichen Besitz zu beanspruchen …‹ und so weiter.«
»Und wie steht es mit der vorgeschlagenen Interplanetarischen Kommission?«
»Das muss später noch erörtert werden. Im Augenblick kommt es mehr darauf an, über die ersten Schritte ins Einvernehmen zu gelangen. Da unsere Regierungen sich den Plan jetzt formal zu eigen gemacht haben – es dürfte noch bis zum Nachmittag durch den Funk bekanntgegeben werden –,
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