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Aufbruch zu den Sternen - Roman

Aufbruch zu den Sternen - Roman

Titel: Aufbruch zu den Sternen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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können wir unsererseits auch ein klein wenig nachhelfen. Du verstehst das am besten – kannst du nicht eine kleine Rede im Sinne unseres ersten Manifests aufsetzen – eine, die Leduc vom Mond aus senden könnte? Betone den astronomischen Standpunkt und lege besonderen Nachdruck darauf, wie stupide auch nur der Versuch wäre, den Nationalismus in den Weltraum hinauszutragen. Meinst du, dass du das noch vor dem Start schaffst? Wenn nicht, ist es auch nicht weiter schlimm, nur dass es vielleicht etwas zu früh nach draußen dringen würde, wenn wir den Text über den Funk nachsenden müssten.«
    »O.K. – Ich werde mir den ersten Entwurf von den politischen Sachverständigen durchsehen lassen und es dann, wie üblich, dir überlassen, die Adjektive einzufügen. Aber ich glaube nicht, dass es diesmal irgendwelcher besonders schön klingender Sätze bedarf. Da es die erste Botschaft sein wird, die vom Mond kommt, dürfte sie durch sich selber wirken.«
     
    *
     
    Nie zuvor hatte irgendein Teil der australischen Wüste eine solche Bevölkerungsdichte gekannt. Die ganze Nacht hindurch waren Sonderzüge aus Adelaide und Perth eingetroffen, und Tausende von Wagen und Privatflugzeugen parkten zu beiden Seiten der Startbahn. Ununterbrochen patrouillierten Jeepstreifen entlang der kilometerbreiten Sicherheitszone und scheuchten allzu Neugierige zurück. Niemand durfte die Fünf-Kilometer-Grenze überschreiten, und an diesem Punkte hatte auch der Baldachin kreisender Flugzeuge ein abruptes Ende.
    »Die Prometheus« lag glitzernd in der tiefstehenden Sonne und warf phantastische Schatten bis weit in die Wüste hinaus. Bis jetzt war sie nur totes Metall gewesen, aber nun schien sie aufzuleben und begierig darauf zu warten, den Traum ihrer Schöpfer zu erfüllen. Als Dirk und seine Begleiter eintrafen, befand sich die Besatzung bereits an Bord. Damit die Wochenschau- und Fernsehleute auf ihre Kosten kämen, hatte man sie mit einer kurzen Zeremonie verabschiedet, aber keine Reden gehalten. Das konnte man, wenn nötig, in drei Wochen nachholen.
    In ruhigem Konversationston verkündeten die Lautsprecher längs der Startbahn: »Überprüfung der Instrumente beendet; Generatoren laufen mit halber Geschwindigkeit. Eine Stunde noch.«
    Von weiter draußen aufgestellten Lautsprechern schallte es gedämpft zurück: »Eine Stunde noch – Stunde n-o-o-o-ch …« und verklang dann in nordwestlicher Richtung.
    »Ich halte es für ratsam, dass wir uns auf Position begeben«, sagte Professor Maxton. »Bei diesem Gedränge werden wir nur langsam vorwärtskommen. Sehen Sie sich ›Alpha‹ noch einmal genau an – es ist die letzte Gelegenheit.«
    Der Ansager sprach wieder, aber diesmal waren die Worte nicht für sie gemeint. Er gab eine Reihe von Instruktionen durch, die um den gesamten Erdball gingen, wie Dirk alsbald merkte.
    »Alle Sondierungsstationen feuerfertig machen. Sumatra, Indien, Iran – Durchgabe eurer Lesarten innerhalb der nächsten fünfzehn Minuten erbeten.«
    In einer Entfernung von vielen Meilen schoss in der Wüste draußen etwas kreischend zum Himmel empor und ließ einen weißen Kondensstreifen hinter sich zurück, der wie mit dem Lineal gezogen aussah. Noch während Dirk hinschaute, begann die lange milchige Säule sich, von den Winden der Stratosphäre gepackt, zu drehen und aufzulösen.
    »Sondierungsraketen«, sagte Collins und kam damit Dirks unausgesprochener Frage zuvor. »Wir lassen eine ganze Kette von ihnen entlang der Flugroute aufsteigen, so dass wir über Druck und Temperatur bis hinaus in die höchste Atmosphäre Bescheid wissen werden. Sollte etwas Ungewöhnliches festgestellt werden, so erhält der Pilot der ›Beta‹ noch kurz vor dem Start eine Warnung. Das ist eine Sorge, die Leduc nicht haben wird. Im Weltraum gibt es kein Wetter.«
    Über ganz Asien stiegen die schlanken Raketen mit ihren Fünfzig-Kilogramm-Instrumenten durch die Stratosphäre auf ihrem Wege in den Weltraum empor. Ihre Treibsätze waren bereits in den ersten paar Flugsekunden ausgebrannt, aber ihre Geschwindigkeit war so groß, dass sie sich ein paar hundert Kilometer von der Erde entfernen konnten. Während sie emporstiegen – einige in der Sonne, andere noch im Dunkeln –, übermittelten sie ihren Bodenstellen laufend Funksignale, die man sofort auswerten und nach Australien weiterleiten würde. Dann würden sie auf die Erde zurückfallen, ihre Fallschirme würden sich öffnen, und die meisten würde man irgendwo wiederfinden

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