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Aufbruch zu den Sternen - Roman

Aufbruch zu den Sternen - Roman

Titel: Aufbruch zu den Sternen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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und aufs Neue verwenden. Andere würden im Meer landen oder ihr Dasein unter Umständen als Götzenbilder in den Dschungeln von Borneo beschließen.
    Man brauchte fast zwanzig Minuten, um die fünf Kilometer auf der überfüllten und recht primitiven Straße zurückzulegen, und Professor Maxton sah sich mehr als einmal zu einem kurzen Abstecher in jenes Niemandsland gezwungen, dessen Betreten er selber verboten hatte. An der Fünf-Kilometer-Grenze gebot eine Sperre aus rot angestrichenen Stangen ein abruptes Halt. Hier war die Anhäufung von Fahrzeugen und Zuschauern am größten.
    Aus alten Kisten war hier ein kleines Podium errichtet worden, und dieser improvisierte Stand war bereits von Sir Robert Derwent und einigen Angehörigen seines Stabes eingenommen. Hassell und Clinton waren ebenfalls anwesend, wie Dirk interessiert feststellte. Er fragte sich, was wohl in ihrem Inneren vor sich gehen mochte.
    Von Zeit zu Zeit sprach der Generaldirektor ein paar Worte in ein Mikrophon. Mehrere transportable Sendegeräte standen herum. Dirk, der die unbestimmte Erwartung gehegt hatte, eine großartige Ansammlung von Instrumenten vorzufinden, war ein wenig enttäuscht. Hier handelte es sich, wie er alsbald merkte, nur um einen Beobachtungsposten; die eigentlichen technischen Operationen wurden an anderer Stelle vorgenommen.
    »Noch fünfundzwanzig Minuten«, verkündeten die Lautsprecher. »Die Generatoren zur Erzeugung der Startgeschwindigkeit werden jetzt auf volle Touren gebracht. Allen Radarstationen und Observatorien, die an das Hauptnetz angeschlossen sind, wird nahegelegt, sich in Bereitschaft zu halten.«
    Von der niedrigen Plattform aus konnte man fast die gesamte Startbahn überblicken. Zur Rechten drängte sich die Menschenmenge, und dahinter sah man die niedrigen Flughafengebäude. Die »Prometheus« hob sich deutlich gegen den Horizont ab, und wenn die Sonnenstrahlen auf ihren Rumpf fielen, warf das Metall die Reflexe spiegelartig zurück.
    »Noch fünfzehn Minuten!«
    Leduc und seine Kameraden lagen jetzt wahrscheinlich in jenen seltsamen Sitzen, die unter der ersten Beschleunigungswoge nachgeben würden. Und dennoch war es befremdlich, wenn man daran dachte, dass sie für fast eine Stunde überhaupt nichts zu tun haben würden und sich gedulden mussten, bis die Schiffe sich hoch über der Erde trennten. Die Verantwortung für den ersten Teil der Fahrt ruhte voll und ganz auf dem Piloten der »Beta«, der indes nur wenig Dank für seinen Beitrag zum Gelingen des Ganzen ernten würde – wenn es für ihn auch nur eine Wiederholung dessen war, was er schon oft getan hatte.
    »Noch zehn Minuten! Alle Flugzeuge werden an ihre Sicherheitsinstruktionen erinnert!«
    Die Minuten verstrichen; ein Zeitalter ging zu Ende, und ein neues dämmerte herauf. Und plötzlich gemahnte die unpersönliche Lautsprecherstimme Dirk an jenen Morgen vor fünfunddreißig Jahren, als eine andere Gruppe von Wissenschaftlern in einer anderen Wüste die letzten Vorbereitungen zur Entfesselung jener Energien getroffen hatte, die die Sonne regieren.
    »Noch fünf Minuten! Alle Hochspannungsgeräte abstellen! Alle örtlichen Stromkreise werden unmittelbar nach dieser Durchsage unterbrochen!«
    Ein großes Schweigen hatte sich über die Menschenmenge gelegt; alle Augen waren auf jene schimmernden Flügel am Horizont gerichtet. Durch die plötzliche Stille erschreckt, begann ganz in der Nähe ein Kind zu weinen.
    »Noch eine Minute! Warnraketen abfeuern!«
    Aus dem leeren Wüstengelände zur Linken zischte es weithin hörbar auf. Rote Leuchtkugeln trieben in gezackter Linie am Himmel hin und senkten sich langsam herab. Einige Hubschrauber, die sich ziemlich weit vorgewagt hatten, gingen schleunigst in Rückwärtsgang.
    »Automatische Startvorrichtung jetzt in Betrieb. Synchronisiertes Zeitzeichen – Achtung – Jetzt!«
    Man hörte ein Knacken in der Leitung, und aus den Lautsprechern drang das leise Rauschen von Langstreckenstörungen.
    Dann hallte plötzlich ein Glockenton über die Wüste, der allen wohlvertraut war und eben deswegen völlig unerwartet kam.
    In Westminster, auf der anderen Seite der Welt, setzte Big Ben zum Stundenschlag an.
    Dirk streifte Professor Maxton mit einem Seitenblick und sah, dass auch er völlig überrumpelt war. Nur um die Lippen des Generaldirektors spielte ein feines Lächeln, und Dirk entsann sich, dass für ein halbes Jahrhundert Engländer in aller Welt vor ihren Radioapparaten auf jenen Klang aus der Heimat

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