Auferstanden: Thriller (German Edition)
nicht. »Herrgott nochmal Ryan, was ist hier eigentlich los?«
»Entspann dich, Jack. Ich bin dein Freund, vergiss das nicht.«
»Freunde müssen ihre Freunde nicht daran erinnern, dass sie ihre Freunde sind.«
»Du weißt schon, was ich meine. Ich spreche mit dir, damit du nicht mit ihnen sprechen musst.« Ryan zeigte auf die Tür. »Ich bin dein Arzt und dein … nun, du weißt schon.«
»Würdest du diese Gurte bitte aufmachen?«, fragte Jack.
Ryan warf Emily einen Blick zu, die schweigend auf dem Bett saß und deren Hand noch immer auf Jacks Fuß lag. Sie nickte.
Der Arzt beugte sich über ihn und öffnete die Metallschnallen an dem Gurt, der um Jacks Brust geschlungen war, und die Klettverschlüsse der Gurte an den Handgelenken. »Erzähle mir etwas von diesem Cristos.«
Jack holte tief Luft und fuchtelte erleichtert mit den Armen durch die Luft. »Haben sie dir etwas von ihm erzählt? Seine Geschichte? Unsere Geschichte?«
»Ja. Tierney hat mir gerade alles erklärt. Es steht alles hier drin.« Ryan hielt eine dicke Akte hoch.
»Er hat Mia in seiner Gewalt.«
»Woher weißt du das?«
»Er hat es mir gesagt. Aber größere Bedeutung hat noch, dass ich mit ihr gesprochen habe. Sie hat es mir gesagt, verdammt.«
Ryan setzte sich aufs Bett, rieb sich übers Gesicht und dachte nach. »Und du hast ihn gesehen, diesen Cristos?«
Jack nickte. »Ich habe ihn nicht nur gesehen.«
»Ich habe es gehört.« Ryan verstummte kurz. »Vor über einem Jahr hast du diesen Kerl des Mordes angeklagt, die Todesstrafe beantragt und durchgesetzt. Du warst damals der Letzte, der mit ihm gesprochen hat. Er hatte darum gebeten. Was hat er gesagt?«
»Nichts. Er sprach über das Leben, das Wetter … und den Tod.«
»Was hat er gesagt? Erinnerst du dich?«
Jack erinnerte sich: Der Tod ist nicht immer endgültig, nicht immer von Dauer; der Tod ist niemals das Ende . Doch als er jetzt in Zusammenhang mit dem gegenwärtigen Gespräch über diese Worte nachdachte, begriff er, dass sie aus Ryans Perspektive eine ganz andere Bedeutung haben könnten. »Ich erinnere mich nicht.«
»Im letzten Frühjahr hast du gesehen, dass Cristos in der Cronos-Justizvollzugsanstalt hingerichtet wurde. Du hast ihn sterben sehen.«
»Rede nicht mit mir wie mit einem kleinen Kind, Ryan. Er ist nicht gestorben. Leute … Leute aus unserer Regierung haben beschlossen, ihn zu retten.«
Emily und Ryan wechselten einen Blick.
»Jack, mehr als zwanzig Personen haben gesehen, dass er gestorben ist. Der Gerichtsmediziner hat seinen Tod bestätigt.«
»Er war gekauft.« Jack hatte das Gefühl, mit einem Kind zu diskutieren. »Würdest du bitte auf den Punkt kommen? Sie haben dir offenbar eine Menge Lügen aufgetischt und dich zum Narren gehalten.«
»Okay.« Ryan richtete sich auf und sammelte sich. »Jack, um sieben Uhr heute Abend haben sie …«
»Wer sind sie ?«
»Der Typ vom FBI draußen, dieser Tierney, hat gesagt, du hast die Eingangshalle des Detention Centers allein betreten. Du hast mit einem Officer Knoll gesprochen und bist in den Keller gefahren. Sie sagen, Charlie Brooks hat dir die Tür geöffnet … und dann …«
Jack konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, aber er begriff langsam, welche Schlüsse sein Freund aus diesen Informationen ziehen musste. »Das ist nicht wahr.« Jack versuchte es zwar zu vermeiden, aber dennoch klang seine Stimme verzagt.
»Jack …«
»Ich habe Charlie nicht umgebracht, verdammt. Ich bring doch keinen Kollegen um. Die Cops hab ich auch nicht getötet. Der einzige Mann, den ich erschossen habe, das war der Typ, der auf Mia losgegangen ist, weil er mich umlegen wollte. Es muss doch Videoaufzeichnungen der Überwachungskameras geben.«
»Ich habe keine Videoaufzeichnungen gesehen, sondern nur Bilder, die nach dem Gemetzel aufgenommen wurden. Es sieht da aus, als wäre eine Schlacht geschlagen worden.«
»Ja, und Cristos befand sich mittendrin. Und vor allem hat er dieses Blutbad angezettelt. Für einen toten Mann hat er sich da ganz schön ausgetobt.«
»Jack …«
»Haben sie mit Larry Knoll gesprochen, dem Wachmann an der Pforte? Er hat uns hereingelassen. Was ist mit den Überwachungskameras in der Eingangshalle? Cristos muss auf den Filmen zu sehen sein.«
»Das habe ich sie auch gefragt«, sagte Ryan. »Sie haben gesagt, dass die Kameraaufzeichnungen gestört wurden und nur Schnee zu sehen ist. Und dieser Wachmann, Larry Knoll, hat jetzt eine Menge Ärger am Hals, weil er dich
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