Auferstanden: Thriller (German Edition)
Ereignisse nach. »Ich habe sogar noch ein paar Minuten mit Fruck auf dem Küchenboden gespielt, ehe ich mir eine Dose Cola aus dem Kühlschrank genommen habe.«
»Du hast mit Fruck gespielt?«, fragte Ryan und nickte.
»Ja, ich war davon ausgegangen, dass Mia ihm schon etwas zu fressen gegeben hatte. Als ich die Zeitung hereingeholt habe, habe ich ihn rausgelassen.« Jack konzentrierte sich. »Dann bin ich die Treppe hinaufgestiegen …«
»Wie lange habt ihr Fruck schon?«
Jack lächelte. »Mein Gott, keine Ahnung. Jahre …«
»Jack«, sagte Ryan leise, denn das, was er nun sagen musste, brach ihm beinahe das Herz. »Fruck hieß dein Hund, den du als Kind hattest. Wir beide waren zusammen, als er von dem Müllwagen überfahren wurde. Er starb in deinen Armen in der Einfahrt … Du warst siebzehn.«
Jacks Kopf pochte wieder. Er schaute sich um und hatte das Gefühl, sich irgendwo festhalten zu müssen.
Ryan stand auf und gab Emily ein Zeichen, ihm in die Ecke des Raumes zu folgen. Sie unterhielten sich leise. Ryan reichte Emily die vier Akten. Jack hörte zwar besser, aber er verstand kein Wort. Sie nickten sich zu, ehe sie zu ihm zurückkehrten.
»Jack«, begann Ryan in leisem, beruhigendem Ton. »Emily ist Psychiaterin, die beste, die es gibt. Ich schätze ihre Meinung und ihre Erfahrung sehr.«
»Jack«, sagte Emily leise. »Sie werden in eine Spezialklinik gebracht, wo wir uns besser um Ihren Geisteszustand kümmern können. Dort können Sie sich einer Strahlentherapie unterziehen, die die Auswirkungen Ihres Tumors auf die Hirnfunktionen abschwächen könnte. Bis dahin sind Sie eine Gefahr für sich und andere.«
»Was?«, stieß Jack wütend hervor. »Ryan, tu das nicht! Bitte! Mia ist entführt worden. Du musst mich hier rausholen. Wenn du es nicht für mich tust, tu es für sie.«
»Ich weiß. Es bricht mir das Herz, Jack. Ich mag gar nicht daran denken …« Ryan atmete langsam ein und versuchte sich zu beruhigen. Seitdem er vor fünf Minuten in das Zimmer zurückgekehrt war, hatte er gewusst, dass dieser Augenblick kommen würde. Er hatte bereits zu lange gewartet, doch er fand noch immer nicht die richtigen Worte. »Verzeih mir, dass ich es dir nicht sofort gesagt habe, als ich in dein Zimmer zurückgekehrt bin, aber wir mussten uns zuerst ein Bild von deinem Geisteszustand machen.«
»Was soll ich dir verzeihen?«
»Sie haben sie gefunden, Jack«, sagte Ryan leise.
Jack schloss die Augen und spürte Erleichterung in sich aufsteigen, die die Angst vertrieb. Es interessierte ihn nicht mehr, was sie mit ihm machten, solange wenigstens Mia in Sicherheit war. Er interessierte sich nicht mehr dafür, ob er beim nächsten Morgengrauen starb oder nicht. Die Liebe war eine so einfache Sache, die einen Menschen, der sie wahrhaftig empfand, dazu drängte, demjenigen, den er liebte, alles zu geben, was er hatte. Jacks Wut löste sich auf. Es spielte alles keine Rolle, solange Mia in Sicherheit war und zu den Mädchen zurückkehren konnte, um sie für immer zu beschützen.
Als Jack die Augen öffnete, sah er eine Träne auf Ryans Wange, und darüber wunderte er sich. Ryan war nicht gerade für seine starken Emotionen bekannt, seine Frau hatte ihn sogar mehr als einmal als herzlos bezeichnet.
»Jack, ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll. Mia ist tot.«
34. Kapitel
FREITAG, 23.15 UHR
In der vergangenen Stunde hatte Frank all seine Freunde, Bekannten und Feinde beim New York City Police Department kontaktiert, um herauszufinden, wo Jack sich aufhielt. Nachdem sein Freund aus dem Wagen gesprungen und von dem Suburban verfolgt worden war, hatte er ihn aus den Augen verloren. Der Gejagte und seine Jäger waren in der Achtundvierzigsten Straße verschwunden.
Den Gedanken, ihm zu Fuß zu folgen, verwarf Frank wieder, denn er wusste, dass er Jack nirgendwo finden würde. Kurz entschlossen wechselte er stattdessen den linken Vorderreifen, den die Männer aus dem Suburban zerschossen hatten, und er schaffte es tatsächlich wie bei einem Formel-1-Rennen in zwei Minuten. Als Frank den Reifen wechselte, war er froh, dass er regelmäßig Sport trieb und noch immer so kräftige Unterarme hatte. Doch als er mit Schmerzen im Rücken und in der Schulter wieder in den Wagen stieg, spürte er sein Alter. Er startete den Wagen und fuhr die Achtundvierzigste Straße hinunter, in der Jack verschwunden war. Er nahm an, dass er in der Menge der Touristen, die sich freitagabends auf dem Broadway tummelten,
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