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Auferstanden: Thriller (German Edition)

Auferstanden: Thriller (German Edition)

Titel: Auferstanden: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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rufen – das Donnern eines Zuges, und das laute Pfeifen klang wie ein Signal. Es erfüllte sie mit Hoffnung. Endlich hatte Mia ein Ziel vor Augen, wo sie mit Sicherheit Hilfe finden würde.
    Sie ging weiter, setzte vorsichtig die Füße auf dem Waldboden auf und bemühte sich, möglichst keine Geräusche zu verursachen, als sie auf das Laub und die Zweige trat, die sie in der Dunkelheit nicht sehen konnte.
    Als es am Horizont in etwa fünf Meilen Entfernung blitzte, schienen die riesigen Gewitterwolken in Flammen zu stehen. Jedes Mal, wenn ein Blitz aufleuchtete, sah Mia, dass sich das Unwetter immer weiter näherte. Es hatte sich im Laufe des feuchten Tages gebildet und schickte sich nun an, seinen Zorn auf die Welt unter sich zu entfesseln. Mia zweifelte nicht daran, dass das Schicksal das Gewitter in ihre Richtung trieb.
    In unmittelbarer Nähe erblickte sie eine Lichtung. Das letzte Licht des Mondes erhellte eine weiße, betonierte Straße. Mia blieb stehen, lauschte aufmerksam und versuchte zu erahnen, ob es eine Falle sein könnte. Sie hatte es fast geschafft, ihren Verfolgern zu entkommen. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, denn sie wusste genau, dass gerade dann, wenn die Freiheit zum Greifen nahe war, die Falle oft zuschnappte.
    Als Mia aus dem Wald heraustrat, brach sie beinahe zusammen, denn die Straße, die sie glaubte gesehen zu haben, war etwas ganz anderes. Das Geräusch, das sie gerufen hatte, war nicht von einem Zug gekommen. Rückblickend betrachtet ähnelte diese Sinnestäuschung den mythischen Sirenen, die Odysseus gerufen hatten, um ihn mit ihren verführerischen Gesängen in Versuchung zu führen.
    Mia wurde bewusst, dass all ihre Anstrengungen vergebens waren. Sie würde Jack nicht finden und nicht rechtzeitig bei ihren Kindern sein. Sie war machtlos und saß in der Falle.
    Es gab keine Möglichkeit, von diesem Ort, an dem sie gefangen gehalten wurde, zu fliehen.
    Mia stand am Waldrand und kämpfte gegen das übermächtige Bedürfnis an aufzugeben. Sie hatte sich für besonders clever gehalten, als sie den Wachmann überwältigt und die Flucht ergriffen hatte. Es war ihr nicht nur gelungen, in dem Kugelhagel zu überleben, sondern auch ihren Verfolgern erfolgreich zu entwischen.
    Doch jetzt begriff Mia, warum sie sich Zeit ließen und nicht mehr auf sie schossen. Sie wussten, dass es für sie kein Entkommen gab. Von diesem Ort konnte sie nicht fliehen.
    Mia blickte auf den Sandstrand und das weite Meer. Das Mondlicht tanzte auf den Wellen und glitzerte wie Lichter an einem Weihnachtsbaum. Etwa drei Meilen weiter nördlich fuhr ein Schiff durch den Ozean, dessen Positionslichter aus dieser Entfernung an Glühwürmchen erinnerten. Das leise dumpfe Tuten des Signalhorns hallte über das Wasser. Mias Wunschdenken hatte dieses Geräusch als das Dröhnen eines Zuges interpretiert, das sie an diesen Ort gelockt hatte, wo sie nun mit den Füßen im Sand stand.
    Und dann hörte sie, dass die Verfolger sich ihr näherten.
    Es war halb zwei in der Nacht. Jack wusste nicht mehr weiter. Ihm blieben weniger als viereinhalb Stunden, um Mia zu finden, und er hatte keine Ahnung, wo sie sich aufhielt. Er war sicher gewesen, dass er aus Peter herausbekommen hätte, wo Mia gefangen gehalten wurde. Was sollte er jetzt tun?
    Jack dachte angestrengt nach und fragte sich, ob ihm vielleicht etwas entgangen war. Er hatte geglaubt, alle Trümpfe in der Hand zu halten, die Bücher, die Cristos unbedingt zurückhaben wollte, den Reisepass und die Gebetskette. Jack sah sich alles aufmerksam an und wünschte, die Gegenstände würden mit ihm sprechen und ihn in die richtige Richtung lenken.
    Er betrachtete die beiden schicksalhaften Bilder. Auf dem einen lag er tot am Flussufer …
    Und allmählich dämmerte die Erkenntnis. Es hätte ihm gleich auffallen müssen. Jack schaute sich alle Details auf dem Bild von Mia genau an. Auf der Zeichnung von ihm am Flussufer entsprach alles einschließlich seines zerzausten, nassen Haars der Realität.
    Wenn diesen Bildern ein Funken Wahrheit anhaftete und Mias Bild ebenso lebensecht gezeichnet war wie seines, war Mias Darstellung der Kompass, der ihn zu ihr führen würde.
    Jack schöpfte neue Hoffnung, als er die Zeichnung unter die Lupe nahm, auf der Mias lebloser Körper auf einem Felsen lag. Er kannte das Gebiet, die Felsen und die Bäume. Er kannte den Sandstrand wie seine Westentasche.

40. Kapitel
    SAMSTAG, 2.00 UHR NACHTS
    Die weiße Hatteras-Jacht gehörte Jacks Freund Mitch

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