Auferstanden: Thriller (German Edition)
Schuler. Sie hatten ihren Abschluss an der juristischen Fakultät zur gleichen Zeit erworben, doch Mitch hatte die Juristerei nie richtig gepackt. Stattdessen war er gleich nach dem Studium an die Wall Street gegangen, um dort Millionen zu machen. Wenn Jack ihn um einen Gefallen bat, zögerte Mitch nie, ihm zu helfen. Als Mitch nun erfuhr, dass sein Freund überlebt hatte, sprang er beinahe durchs Telefon, um ihn zu umarmen. Er sorgte dafür, dass seine zwanzig Meter lange Jacht aufgetankt und startklar gemacht wurde. Bereitwillig spielte er das Spiel mit und tat so, als wäre Jack tot. Er informierte den Hafenmeister des Jachthafens, dass Frank Archer seine Jacht gemeinsam mit einem Freund in dieser Nacht abholen und erst am nächsten Tag zurückbringen würde.
Es regnete in Strömen, als sie mit Vollgas zum Jachthafen fuhren. Der Hafenmeister erwartete sie, der Motor lief bereits. Frank begrüßte ihn schnell, drückte ihm hundert Dollar in die Hand und stieg an Bord.
»Hören Sie«, sagte Jack zu Joy, als sie aus Jacks Jeep stiegen und er schützend einen Regenschirm über ihren Kopf hielt. »Es tut mir leid, dass ich Ihnen nichts von meiner Krebserkrankung erzählt habe.«
»Sie stehen also von den Toten auf, und an der nächsten Ecke wartet der Tod bereits wieder? Ich schaffe das nicht noch einmal. Sie wissen nicht, wie es mir ergangen ist, als ich gehört habe, dass Sie und Mia tot sind.«
»Es tut mir leid.«
»Nein.« Joy beruhigte sich und schlang die Arme um Jack. »Es tut mir leid. Ich kann mir wohl kaum vorstellen, was Sie im Augenblick durchmachen. Ich hab Sie schrecklich gern und Mia auch. Und das wird sich niemals ändern bis zu dem Tag, an dem ich sterbe.« Joy wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. »Bringen Sie sie gesund zurück.«
Als eine von Mitch Schulers Limousinen auf dem Parkplatz neben ihnen anhielt, reichte Jack Joy den Regenschirm. Sie setzte sich auf den Rücksitz und schloss wortlos die Tür, worauf der Wagen davonfuhr.
Jack rannte durch den Regen, den Anlegesteg hinunter und sprang auf die Jacht. Er löste schnell die Achterleine und lief zum Bug.
Frank stand am Ruder und machte sich gerade mit der Steuerung vertraut, als sein Handy klingelte. Er meldete sich sofort und brachte gleichzeitig den Motor auf Touren. »Ja?«
»Frank, hier ist Matt Daly.«
»Was gibt’s«, fragte Frank zerstreut, während er Hebel und Knöpfe bediente.
»Ich sollte dich anrufen, wenn wir was finden.«
Frank erstarrte. Seit ihrem letzten Gespräch hatte er nicht mehr an Matt gedacht und ganz vergessen, dass er vermutlich noch immer in seinem Taucheranzug im Fluss nach Leichen suchte, die sie dort nicht finden würden. Seitdem hatten sich die Ereignisse überschlagen. Im Grunde spielte es nun keine Rolle mehr, wenn die Öffentlichkeit erfuhr, dass Jack und Mia nicht tot im Fluss lagen. Matts dringlicher Ton ließ Frank aufhorchen. Er verharrte reglos und konzentrierte sich auf das Gespräch. »Habt ihr etwas gefunden?«
»Ja, eine Leiche.«
Frank wirbelte herum und schaute Jack an, der die Bugleine losmachte. »Wessen Leiche?«
»Das wissen wir noch nicht genau. Sie hängt im Abflusskanal fest. Es könnte etwas dauern, bis wir sie geborgen haben. Es ist ziemlich schwierig, nachts unter Wasser zu arbeiten.«
»Das kann ich mir gut vorstellen.« Frank war so verwirrt, dass er kaum richtig zuhörte. »Tu mir bitte einen Gefallen, und ruf mich an, sobald du weißt, wer es ist.«
»Mach ich«, sagte Matt und legte auf.
Jack drehte sich zu Frank um, als er die letzte Leine losmachte und die Fender einholte. »Wer war das?«
Frank rang nach Worten. »Nur meine Frau.«
41. Kapitel
SAMSTAG, 2.05 UHR NACHTS
Als Mia dort stand und aufs Wasser blickte, jagte ihr nicht etwa die Gewissheit, dass sie von diesem Ort kaum würde fliehen können, die größte Angst ein. Das, was sie etwa zwei Meilen entfernt in westlicher Richtung am Horizont sah, stellte ihre mentale Stabilität auf eine noch stärkere Probe. Jetzt wusste sie, von wo die Fotos von ihren Töchtern beim Spielen, die Cristos ihr gegeben hatte, aufgenommen worden waren. Offenbar hatten ihre Kinder die ganze Zeit unter Beobachtung gestanden. Mia starrte auf das Strandhaus in der Ferne, in dem Jack aufgewachsen war, das Haus ihrer Schwiegereltern, in dem ihre Mädchen derzeit schliefen.
Wenn sie an dem Sandstrand hinter dem Haus seiner Kindheit saßen, erzählte Jack ihr oft Geschichten aus seiner Jugend und Anekdoten aus Zeiten, bevor er
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