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Auferstanden: Thriller (German Edition)

Auferstanden: Thriller (German Edition)

Titel: Auferstanden: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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niemals seine eigene Trauerfeier und Beerdigung vorgestellt und sich niemals gefragt, wer kommen würde und was die Leute nach seinem Tod sagen würden. Jack gehörte nicht zu den Leuten, die sich im Voraus ausmalten, ob Lobreden auf ihn gehalten wurden, ob Freunde oder irgendein Priester auf der Kanzel stehen, seine Tugenden rühmen und hervorhoben würden, was er im Leben geleistet und wo er als Vorbild gegolten hatte. Er fragte sich immer, warum die Menschen niemals ihre wahren Gefühle füreinander ausdrückten, solange sie lebten. Stattdessen sagten sie erst die liebenswürdigsten Dinge, wenn sie einander nicht mehr hören konnten, wenn einer diese Erde verlassen hatte und seinem Schöpfer gegenübertrat.
    Offen gestanden war Jacks Glaube ins Wanken geraten. Er glaubte nicht mehr an ein Leben nach dem Tod. Sein Leben und seine Karriere, all die Toten und die Grausamkeit, die er gesehen hatte, führten dazu, dass er die Existenz Gottes in Frage stellte. Mia hingegen war seit der Kindheit fest in ihrem Glauben verwurzelt, ohne ihre Gläubigkeit nach außen zu tragen. Sie wusste, dass Jacks Glaube nicht mehr so stark war, und darum hatte sie ihm auch das Kreuz geschenkt. Seit zwölf Stunden hing es an seinem Hals, und Jack hoffte, dass es ihn beschützen, seinen Glauben stärken und ihm Gottes Güte schenken würde. Als er mit den Fingern über den Talisman an seinem Hals strich, weigerte er sich, es ihm zuzuschreiben, dass er den Schuss überlebt hatte und nach dem Sturz in den Fluss nicht ertrunken war. Sollte er dennoch eine Rolle gespielt haben, dann hoffte er, dass die Halskette mit den blauen Edelsteinen, die Mia nun trug, ebenfalls spirituellen Schutz bot, am besten noch größeren.
    In diesem Augenblick schwor Jack, dass er an alles glauben würde, wenn es Mia das Leben rettete. Er würde an die Macht des Kreuzes, an Gott, an ein Leben nach dem Tod und an Elvis glauben … an alles, was ihr Überleben garantierte.
    Das Dröhnen des Motors lenkte Jacks Aufmerksamkeit wieder zurück zu dem Kran und den Bergungsarbeiten. Sein weißer Tahoe schwebte über dem Brückengeländer. Während er an dem Drahtseil baumelte und hin und her schwang, drehte der Kran sich langsam und positionierte das Autowrack genau über dem Abschleppwagen. Jack hörte, dass sich das Metall verbog und knirschte, als der schrottreife Wagen heruntergelassen wurde. Das zerquetschte Vorderteil erinnerte ihn daran, welch ein Glück er gehabt hatte. Nicht nur die Schussverletzung, sondern auch den senkrechten Sturz in den Fluss hatte er – eingeschlossen in den Tahoe – überlebt, und er war nicht ertrunken. Mittlerweile erinnerte er sich zwar wieder größtenteils an die Geschehnisse der vergangenen Nacht, aber ihm fehlte jegliche Erinnerung daran, was nach dem Sturz in den Fluss geschehen war. Was diese Ereignisse betraf, herrschte Leere in seinem Kopf.
    Jack beobachtete die Menge, die die Bergung des Tahoes verfolgte, der nun auf dem Abschleppwagen gesichert wurde. Manch einer äußerte leise murmelnd sein Entsetzen oder riss fassungslos den Mund auf. Die dominierenden Geräusche waren das Knirschen des Krangetriebes und das verhaltene Schluchzen der Menschen, die alle für sich allein und kollektiv zu dem Schluss kamen, dass Jack und Mia Keeler nicht mehr unter den Lebenden weilten.
    Während Jack sie noch immer beobachtete, schaute er in ihre Gesichter. Joe Gasparri, der als Letzter in die Bezirksstaatsanwaltschaft gekommen war; Margo Libreros, ein knallharter Staatsanwalt und sein bester Mann; Stanley Boil, der alte Hase mit dem zerfurchten Gesicht, der sich weigerte, in den Ruhestand zu treten. Dort standen Polizisten, Vertreter örtlicher Behörden und trauernde Menschen, die er gar nicht kannte.
    Besonders nahe ging Jack der Anblick einer bestimmten Person, und er schämte sich ungeheuer, sie zu täuschen. Sie stand allein dort, etwas abseits, und weinte leise. Die Tränen rannen ihr übers Gesicht, und sie machte sich nicht die Mühe, sie wegzuwischen. Stattdessen ließ sie sie über ihre Wangen laufen, als würden sie den furchtbaren Schmerz lindern.
    Joy arbeitete seit zwölf Jahren als Assistentin für ihn und hatte ihn begleitet, als er in seine jetzige Position als Bezirksstaatsanwalt aufgestiegen war. Sie hatte entscheidend zu seinem Erfolg beigetragen. Seine Assistentin achtete darauf, dass er alle Termine richtig plante und einhielt. Sie kannte seine Fehler und Schwächen und versuchte immer, ihnen entgegenzuwirken. Joy

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