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Auferstanden: Thriller (German Edition)

Auferstanden: Thriller (German Edition)

Titel: Auferstanden: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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ließ es niemals zu, dass die Öffentlichkeit von den Unzulänglichkeiten ihres Chefs erfuhr. Sie war wie eine Schwester, die ihn immer bei der Stange hielt. Wenn sein Ego jemals mit ihm durchging, nachdem er einen wichtigen Fall gewonnen hatte oder ein großer Artikel über ihn in der Zeitung erschienen war, holte sie ihn auf den Boden der Tatsachen zurück.
    Und als Jack sie nun betrachtete, ihr ewig junges Gesicht und die schwarze Handtasche über der Schulter, die er ihr zum Geburtstag geschenkt hatte, begann sein Kopf zu pochen. Das Herz schlug ihm plötzlich bis zum Hals, als die Wut und der Zorn der vergangenen Nacht wieder in ihm aufstiegen.
    Jack spürte, dass die Erinnerung zurückkehrte und dass einzelne Erinnerungsfetzen miteinander verschmolzen. Joys Trauer, ihr Leid und ihre Tränen und sonderbarerweise auch die Handtasche fachten die Erinnerung an. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Gedanken, Gefühle und Bilder der Ereignisse vor zwei Tagen stürmten auf ihn ein, als wäre alles vor wenigen Minuten geschehen und als wäre alles immer in seinem Kopf präsent gewesen.
    Jack erinnerte sich.

13. Kapitel
    ZWEI TAGE ZUVOR
    Es war Mittwoch, 11.00 Uhr morgens. Jack schaute in Joys klare blaue Augen, die weder von Tränen noch von Trauer verschleiert wurden. Als sie ihm die Akte gab, drückte sie mit ihrem gequälten Lächeln die übliche Kritik aus, als wollte sie sagen: »Hab ich Ihnen doch gesagt.«
    »Ich habe Ihnen gestern Abend gesagt, Sie sollen die Richmond-Akte mitnehmen.«
    »Ich bin heute Morgen sofort in den Konferenzraum gegangen.«
    »Hat Mia Ihnen mal wieder den Wagen mit dem leeren Tank in die Garage gestellt?« Joy lachte.
    »Sie hätten die Unterlagen oben in den Konferenzraum bringen können.«
    »Sie hätten heute Morgen zehn Minuten früher losfahren können.«
    Jack gab ihr die Akte zurück. »Jetzt kann ich auch nichts mehr damit anfangen.«
    Ohne eine Miene zu verziehen, nahm Joy die Dokumente entgegen und reichte ihm die Zeitung und eine andere Akte. Jack runzelte fragend die Stirn.
    »Sie müssen sich Ihre Umfragewerte ansehen«, sagte Joy. »Die Times zeichnet kein sehr schmeichelhaftes Bild von Ihrer ersten Amtszeit.«
    Jack schlug die Unterlagen auf und starrte kurz auf die aktuellen Wahlprognosen. Obwohl es erst Juni war, sagten die politischen Kommentatoren und die Umfragen bereits seine Niederlage im November voraus. Sein Gegner hatte doppelt so viel Geld wie er gesammelt, das meiste stammte von einflussreichen Persönlichkeiten, die ihn vier Jahre zuvor unterstützt hatten. Während viele glaubten, die Wähler würden die Wahlen entscheiden, wurden sie in Wahrheit durch Dollar und ein gutes Thema gewonnen.
    In den vergangenen dreieinhalb Jahren hatte Jack zwar viel erreicht, aber ihm fehlte ein mitreißendes Thema, das er zum Aufhänger seines Wahlkampfes machen konnte. Jeder Politiker musste dafür sorgen, dass er in den Köpfen der Leute präsent blieb. Und er brauchte ein entscheidendes Ereignis, das einen guten Wahlslogan lieferte, der den rund zweiunddreißig Prozent der Öffentlichkeit, die am Wahltag ihre Stimme abgaben, mit Hilfe von dreißig Millionen Dollar eingeimpft werden konnte.
    Jacks Gedanken wandten sich wichtigeren Themen zu. Er schlug die Akte zu und ging in sein Büro.
    Der Raum mit der hohen Decke war der größte auf der Etage, und das stand dem Mann, der die Strafverfolgung der in New York City begangenen Verbrechen überwachte, auch zu. Die gemaserte Holzvertäfelung passte gut zu dem vierzig Jahre alten, verkratzten Schreibtisch, der vor dem großen Panoramafenster stand. Der Hafen von New York leuchtete in der Sommersonne. Die breite Wasserstraße war mit Frachtern und kleineren Schiffen übersät, die verschiedene Hafenbecken ansteuerten oder bereits auf dem Rückweg waren. Ein paar Glückliche, die heute frei hatten, schipperten mit ihren Segelbooten, deren Segel sich in der Sommerbrise blähten, durch die Bucht.
    Jack zog das Jackett aus und hängte es über den Stuhl. Dann lockerte er seine blau gestreifte Krawatte und genoss eine Weile die Aussicht. Nach der frühmorgendlichen Besprechung zu den bevorstehenden Prozessen musste er sich zuerst einmal sammeln. Vor ihm lag ein langer Tag. Schließlich schaute er auf die New York Times und überflog den Artikel über seine Erfolge und Niederlagen in der ersten Amtszeit und die schlechten Chancen für eine Wiederwahl. Als Jack sich umdrehte, bekam er einen mächtigen Schreck.
    Auf der Couch saß

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