Auferstanden: Thriller (German Edition)
töten durfte außer mir.«
In aller Seelenruhe klappte Cristos den Deckel der Kassette zu. Das einzige Geräusch war Gallaghers schwerer Atem, als er vom Boden aufstand.
»Sie haben sechs Stunden, um die Kassette zu finden.«
Die drei Männer verließen den Raum.
Cristos griff in die Tasche, zog den Umschlag heraus und starrte einen Augenblick darauf. Er kannte den Text, der auf dem Blatt stand. Wie der Verfasser allerdings auf die Idee gekommen war, ihn zu schreiben, wusste er nicht. Nur eine kleine Gruppe Auserwählter wusste, dass er sich in diesem Land aufhielt. Auf Cristos’ Gesicht spiegelten sich Ruhe und Gelassenheit, doch in seinem Inneren sah es ganz anders aus.
Der Brief in der gestohlenen Kassette war nämlich an ihn adressiert.
12. Kapitel
FREITAG, 8.45 UHR
Frank eilte die hohe Böschung hinunter, die zum Flussufer führte. Nach dem starken Regen in der vergangenen Nacht führte der Fluss noch immer Hochwasser. Die tosenden Wassermassen behinderten die Bergungsarbeiten, die begonnen hatten. Seinen Jeep hatte Frank etwa vierhundert Meter weiter die Straße hoch hinter einer Reihe von Rettungs- und Feuerwehrfahrzeugen geparkt. Er zeigte seine alte Dienstmarke, um sich Zugang zum Tatort zu verschaffen. Als er den Blick zu der Rider’s Bridge hob, sah er die schweigende Menschenmenge, die das Geschehen in gespannter Erwartung verfolgte. Das waren nicht die üblichen Schaulustigen, die sensationsgierigen Gaffer, die hofften, eine Leiche zu sehen. Es handelte sich um Mitarbeiter verschiedener Strafverfolgungsbehörden, um Freunde von Jack und Mia vom FBI , aus dem Büro des Bezirksstaatsanwalts und von der Polizei aus dem Ort und aus New York. Sogar aus fünfzig Metern Entfernung erkannte er den Kummer in ihren Gesichtszügen und in ihrer Haltung.
Als Frank die Menschen auf der Brücke beobachtete, machte ihm sein schlechtes Gewissen zu schaffen, weil er sie täuschte und es zuließ, dass so viele glaubten, Jack und Mia seien ums Leben gekommen. Als er vom Tod seiner Freunde erfahren hatte, war er schrecklich traurig gewesen, und er wusste, dass all ihre Kollegen diese Erschütterung teilten. Einerseits hätte er ihnen gerne zugerufen, dass Jack überlebt hatte, doch dadurch hätte er Mia, deren Aufenthaltsort niemand kannte, möglicherweise in noch größere Gefahr gebracht.
Frank wandte seine Aufmerksamkeit dem riesigen Kran zu, der mitten auf der Brücke stand und dessen dickes Drahtseil in dem aufgewühlten Fluss unten verschwand. Zuerst stiegen nur ein paar Blasen auf, woraufhin das Wasser zu sprudeln begann. Ein kräftiger Mann, der über eins neunzig groß war und mindestens hundertzehn Kilogramm wog, tauchte aus dem Wasser auf und stieg das Ufer hinauf. Er nahm den Atemregler aus dem Mund und schob die Tauchermaske auf den Kopf.
Die beiden Männer nickten sich zu.
»Ich hasse das«, sagte der Mann mit tiefer Stimme und strich sich das nasse blonde Haar aus dem Gesicht.
»Ich weiß. Sobald ein Rettungsteam nur noch Leichen bergen kann, ist es für alle furchtbar schwer.« Frank wich dem Blick des Mannes aus und hoffte, er sah ihm nicht an, dass er ihn täuschte. »Hör mal«, sagte Frank langsam und überlegte sich jedes Wort ganz genau. »Du musst mir einen Gefallen tun, und ich bitte dich um Diskretion.«
Frank kannte Matt Daly schon seit zwanzig Jahren. Er wohnte in dem Ort und war fester Bestandteil der Gemeinde. Seinen Job bei der Polizei in Byram Hills hatte er im Alter von neununddreißig Jahren an den Nagel gehängt. Inzwischen gehörte ihm eine Kneipe in dem Ort namens GG ’s North. Aber als Mitglied des Taucherteams sprang er immer noch ein, wenn er gebraucht wurde.
»Diskretion …« Matt nickte. »Ein bedeutungsvolles Wort.«
»Die beiden da unten in dem Fluss gehören zu uns.«
»Ja, das kann man wohl sagen.« Daly schaute zu der Menschenmenge auf der Brücke hoch.
»Es ist für alle entsetzlich, aber meine Frau und ich sind eng mit ihnen befreundet gewesen. Weißt du, wie lange es dauern wird, bis ihr die Leichen geborgen habt?«, fragte Frank, der wusste, dass sie bei den Bergungsarbeiten keine Leichen finden würden.
Daly atmete tief ein. »Sechs Taucher suchen im Fluss nach den Leichen. Die Strömung ist sehr stark und der Grund steinig. Sie können überall sein zwischen der Brücke und einer halben Meile flussabwärts im Abflusskanal. Das kann niemand sagen.«
»Wenn du eine Schätzung abgeben müsstest …«
Daly spürte, dass irgendetwas nicht stimmte,
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