Auferstanden: Thriller (German Edition)
Dankbarkeit dafür durch ein schönes großes Geschenk zu meinem Geburtstag in der nächsten Woche beweisen.«
»Tue ich das nicht immer?«
Joy lächelte, wurde dann aber sofort ernst. »Kann ich das Tattoo mal sehen?«
Jack krempelte den Ärmel hoch.
Joy betrachtete lächelnd das Tattoo.
»Was ist daran so lustig?«, fragte Jack.
»Das ist gar kein richtiges Tattoo. Es wurde nicht in die Haut gestochen, sondern mit Henna aufgemalt«, sagte Joy und strich über die dunkle Tinte. »Sie haben Glück. Mehndi-Kunstwerke in dieser Art tragen asiatische Frauen auf den Händen, bevor sie heiraten.« Joy musste lachen.
»Joy …«, drängte Jack sie.
»In ein paar Wochen wissen Sie gar nicht mehr, dass Sie es mal hatten.«
»Großartig. Lange Ärmel im Sommer.«
»Besser, als lange Ärmel für den Rest des Lebens.«
Joy legte eine Hand auf Jacks Arm und schaute ihn fragend an, um sicher zu sein, dass er nichts dagegen hatte. Als er zustimmend nickte, umfasste sie den Arm und drehte ihn so, dass sie das Bild aufmerksam betrachten konnte.
»Eine komplizierte Schrift. Sie ist schön, doch irgendwie auch unheimlich. Einigen meiner Gothic-Freunde würde das gut gefallen. Sieht aus wie eine Kombination aus Sanskrit und einer anderen asiatischen Sprache.«
»Wie kommen wir jetzt schnell an eine Übersetzung?«
»Das wird an dem Freitag vor dem langen Wochenende des vierten Juli nicht einfach sein.«
»Rufen Sie bei den Universitäten an, Columbia, NYU , Yale. Mir ist es wirklich egal, wie Sie das machen, Hauptsache, Sie finden jemanden, der uns hilft, Joy«, sagte Jack mit ernster Stimme und reichte ihr sein BlackBerry mit dem Bild des Tattoos auf seinem Arm.
Jacks Assistentin nahm es mit einem Schulterzucken zur Kenntnis. Joy verstand, dass Jack große Angst um seine Frau hatte. Sie versuchte seit jeher, Stress mit Humor zu bekämpfen, mitunter auch mit schwarzem Humor. Das verhinderte, dass sie in ein tiefes Loch fiel, aus dem sie erfahrungsgemäß nur schwer wieder herauskam.
Joy wählte eine Nummer nach der anderen und bat in Fachbereichen und bei Professoren, an die sie sich häufig wandte, wenn sie den Rat eines Sachverständigen brauchten, um Unterstützung. Jacks Assistentin war schon immer einfallsreich und clever gewesen. Aus diesem Grunde hatte sie in der Schule gute Leistungen erbracht und war im Job so erfolgreich. Sie konnte unglaublich hartnäckig sein und ein Kaninchen aus einem Hut zaubern, wenn die Situation es erforderte.
Und in diesem Augenblick musste sie mehr denn je zeigen, was sie draufhatte.
»Haben Sie ihr die Kette gegeben?«, fragte Joy, ohne den Blick von dem BlackBerry zu heben.
»Ja«, sagte Jack. »Gestern Nacht.«
Joy nickte. »Das ist gut. Das richtige Timing ist alles.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Frank.
»Jack hat bei einem Abendessen im Rahmen eines UN -Friedenskongresses vor ein paar Wochen eine Rede gehalten. Sie kam sehr gut an, und das vor allem, weil ich ihm geholfen habe, sie zu schreiben. Um sich zu bedanken, haben sie ihm eine wunderschöne Halskette geschickt. Ihr neuer Vertreter Manirak Coulhuse …«
»Marijha Toulouse«, korrigierte er sie.
»Richtig. Sie waren alle ganz begeistert von Jack.«
»Es war nur eine Rede, und es ist nur eine Halskette«, sagte Jack in schroffem Ton, um das Thema zu beenden.
Die blaue Halskette hatte er am Montag in einer hübschen Schachtel mit einem persönlichen Brief erhalten.
Zuerst reagierte Jack verhalten. Er hatte eine tief verwurzelte Angst, sich bestechen zu lassen. Als er stellvertretender Bezirksstaatsanwalt wurde, war er ausdrücklich auf diese Gefahr hingewiesen worden. Er hatte die Worte noch im Ohr: Nehmen Sie sich vor Fremden in Acht, die Ihnen Geschenke machen.
Jack zeigte Joy den handgeschriebenen Brief. Sie beruhigte ihn, dass das schlichte Geschenk nur eine uneigennützige Geste sei, die ihn auf gar keinen Fall politisch, ethisch oder moralisch in Bedrängnis bringen könne. Sie hatten überlegt, ob er die Kette zurückschicken sollte. Joy meinte jedoch, dass es sich lediglich um eine nette Aufmerksamkeit handelte, und wenn Jack sich weigerte, die Kette anzunehmen, würden die Geber das als Beleidigung ansehen. Daher legten sie eine Akte mit einer detaillierten Dokumentation an, die alle Informationen über das Geschenk, Jacks Rede, Joys Nachforschungen und den Friedenskongress enthielt. Und ehe Jack den Brief in die Akte heftete, las er ihn noch einmal durch:
Lieber Mr Keeler,
im Namen unseres
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