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Auferstanden: Thriller (German Edition)

Auferstanden: Thriller (German Edition)

Titel: Auferstanden: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Torheiten gepflegt und seinen Enkel immer so geliebt hatte, wie er war.
    »Ich habe die E-Mail mit den Schriftzeichen erhalten. Die Sprache kann ich zwar identifizieren, aber für eine Übersetzung brauche ich den Originaltext. Stammt er eigentlich von einem Pergament oder aus einem Buch?«
    Ohne ein Wort zu sagen, streckte Jack den linken Arm aus und krempelte den Ärmel auf. Er kam sich vor wie ein Kind in der Praxis eines Arztes.
    Killian runzelte neugierig die Stirn. »Dann schauen wir uns das doch einmal an.«
    Er umfasste Jacks Arm und strich mit seinen knorrigen Fingern über die Haut, während er die sorgfältig aufgetragenen Schriftzeichen aufmerksam betrachtete.
    »Das ist die Sprache der Cotis«, sagte Killian mit gelehrter Miene, ohne den Blick von Jacks Arm abzuwenden. »Einige nennen sie die Sprache der Priester, weil sie außer von Gelehrten und Geistlichen so selten benutzt wird. Ähnlich wie die Sprache, die ihren Ursprung in Latium und dem alten Rom hatte, sich erst ausbreitete, dann aber zur Sprache der Theologen, Gelehrten und Wissenschafter wurde, ist sie aus dem täglichen Gebrauch verschwunden. Und wie das Lateinische auch wird sie nicht mehr gesprochen. Die Cotis sind ein kleines asiatisches Volk. Ihre Isolation führte dazu, dass die ohnehin geringe Bevölkerungszahl noch weiter schrumpfte, ihre Kultur in Vergessenheit geriet und die Menschen beinahe von dem Dschungel, in dem sie leben, verschluckt wurden. Noch gibt es sie allerdings.
    Die Cotis haben die Jahrhunderte überlebt. Sie blühten in ihrer Isolation auf und entwickelten sich, indem sie in Harmonie mit der Natur, der Erde und dem Jenseits lebten. Ihre wichtigste Stadt ähnelte – wenn auch in viel kleinerem Maßstab – Angkor, der hinduistischen Tempelstadt, die auf geheimnisvolle Weise vom Dschungel Kambodschas verschlungen wurde, ohne dass es den geringsten Hinweis auf das Schicksal dieses Volkes und seine Kultur gibt.«
    »Wir haben es ein wenig eilig …«
    »Wenn Sie wissen wollen, was die Übersetzung bedeutet, müssen Sie die Kultur verstehen«, unterbrach Killian Frank.
    Frank atmete frustriert aus und schwieg.
    »Die Steintempel der Cotis teilten das Laub und überragten die Baumkronen, als wollten sie sich in den Himmel erheben. Sie wurden vor Tausenden von Jahren von geschickten Handwerkern erbaut. Die acht unterschiedlich angeordneten Haupttürme ähnelten Lotusknospen, und die Fundamente waren durch lange, gewundene Gänge miteinander verbunden. An den Wänden wurden in Flachreliefen Geschichten dargestellt: ein König aus vergangenen Zeiten, der auf einem majestätischen Elefanten reitet; Priester, die Sterne vom Himmel holen; schreckliche Ungeheuer, die in lodernden Flammen verbrennen; wilde Tiere, die mitten unter den Menschen leben.
    Am Rande befand sich eine aufwendig gestaltete Begräbnisstätte, deren Eingang nach Westen, dem Land der Toten, zeigte, während der Ausgang Richtung Osten lag, dem Land der Geburt. Der zentrale Palast war das Heim des Hohepriesters und seiner Familie. Doch im Gegensatz zu der Isolation der Monarchen, wie sie in den Königreichen der Welt praktiziert und von Präsidenten und Diktatoren übernommen wurde, blieben die Türen des Palastes immer geöffnet. Der Hohepriester, seine Söhne, seine Töchter und seine Frau lebten inmitten des Volkes und sahen alle als gleichwertig an. Die hohe Stellung des Herrschers war ein Ausdruck für seine persönlich erlangte Erleuchtung und Weisheit und nicht von hoheitlicher Gewalt und herausragender gesellschaftlicher Stellung.
    Den Hohepriestern wurde nachgesagt, mit den Toten und mit Gott kommunizieren zu können. Die schmale Grenze zwischen den beiden Welten wurde von den selbstlosen Jüngern mühelos durchbrochen. Dies führte bei den Cotis dazu, dass sie sich nicht vor dem Tod fürchteten, weil sie glaubten, ihre Zeit auf Erden sei nur eine Phase ihres ewigen Lebens.
    Dem Volk standen immer zwölf Mönche vor, die man als Ältestenrat bezeichnen könnte. Sie waren die höchsten Mitglieder des Priesterordens, und ihnen wurde großer Respekt entgegengebracht. Im Gegensatz zu vielen religiösen Orden konnten die Priester der Cotis heiraten, denn die Liebe wurde als eines der größten Geschenke ihres Gottes angesehen. Sie glaubten, dass sie einem Menschen, der sein Leben der Religion gewidmet hatte, nicht verweigert werden sollte. Der Rat beschränkte sich nicht auf Männer, sondern es gab Priester und Priesterinnen.
    Wie in vielen Tempeln des

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