Auferstanden: Thriller (German Edition)
einer Lebenskrise auf der Suche nach Hoffnung waren oder ihrem Leben einen höheren Sinn zu verleihen versuchten, das Geld aus der Tasche.
Auch das Tattoo, das Mehndi-Kunstwerk auf Jacks Arm, barg in Bezug auf die Prophezeiung ein Fünkchen Wahrheit. Die Wahrheit war ebenso entsetzlich, nur dass der Zeitpunkt und die Todesart nicht übereinstimmten.
Jack hatten unangenehme Schmerzen in der Hüfte zu schaffen gemacht, und er glaubte, den Grund dafür zu kennen. Bei einem Baseball-Spiel im Mai zwischen der Bezirksstaatsanwaltschaft und dem Büro des Bürgermeisters war er mit voller Wucht von einem Ball getroffen worden. Seitdem schoss ihm ab und zu ein stechender Schmerz durch den Körper, was ihn allerdings nicht besonders beeinträchtigte. Jack war sogar ein wenig stolz darauf und ertrug den Schmerz wie eine Kriegsverletzung. Es war nämlich bekannt, dass die Würfe des stellvertretenden Bürgermeisters Brian McDonald eine Geschwindigkeit von neunzig Meilen pro Stunde erreichten. Der angeschnittene Ball flog schneller als erwartet durch die Luft und warf Jack zu Boden. Dennoch schaffte er es trotz der Schmerzen, unter den begeisterten Rufen der mitfühlenden Menge zur ersten Base zu laufen.
Als Jack vor zehn Tagen schließlich mit seinem Arzt und Freund Ryan McCourt darüber sprach, hatte der ihm einen Termin zum Röntgen gegeben, um sicherzustellen, dass kein bleibender Schaden entstanden war.
Sobald Ryan die Röntgenaufnahmen vorlagen, hatte er sie an der beleuchteten Wand unter die Lupe genommen, während Jack in diesem furchtbaren Krankenhaushemd auf dem Tisch gesessen hatte. Nach zwei Sekunden hatte Ryan die Aufnahmen heruntergerissen, sich zu Jack umgedreht und ihn mit ernster Miene angesehen.
Zehn Minuten später wurde von Jack ein Ganzkörper- MRT gemacht. Ihm wurde Blut abgenommen und sein Urin untersucht. Während mehrere Ärzte über die Ergebnisse diskutierten, musste er weitere Untersuchungen über sich ergehen lassen.
Ryan bat ihn, sich auf einen Stuhl zu setzen, und schlug ihm vor, Mia anzurufen und sie zu bitten herzukommen. Doch Jack wollte nichts davon wissen. Seitdem sein Freund sich mit ernster Miene die ersten Röntgenbilder angesehen hatte, ahnte er schon, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte.
Jack forderte ihn auf, ihm die Diagnose mitzuteilen. Er würde schon damit zurechtkommen. Auf jeden Fall war es ihm lieber, etwas Zeit zu haben, um sich zu überlegen, wie er Mia und den Mädchen beibringen konnte, dass er krank war. Nein, sie brauchten sich keine Sorgen zu machen, denn es gab Medikamente, und er würde sich schon bald wieder auf dem Weg der Besserung befinden.
Als Ryan gegenüber von ihm Platz nahm und eine Hand auf Jacks Schulter legte, überwältigten ihn seine Gefühle.
Ryan sagte ihm, er sei an Krebs erkrankt. Der Tumor habe schon gestreut und Metastasen in der Leber, der Bauchspeicheldrüse und – was besonders schlimm sei – im Gehirn gebildet. Die Krankheit habe sich noch nicht manifestiert, doch der Tumor, der ihm die größten Sorgen bereite, drücke auf ein Gebiet in der Großhirnrinde. Dies könne sein Erinnerungsvermögen beeinträchtigen, zu Wahnvorstellungen führen und eine Menge anderer Hirnfunktionen beeinträchtigen.
Mit dem Gefühl, von einem Zug überrollt worden zu sein, verließ Jack Ryans Sprechzimmer.
Das war vor zehn Tagen gewesen. Seitdem hatte Jack immer wieder angestrengt nachgedacht, wie er es Mia beibringen sollte. Er suchte nach den richtigen Worten, um sie zu beruhigen und ihr Hoffnung zu machen, dass alles wieder gut werden würde, obwohl er wusste, dass es nicht der Fall sein würde. Mit der festen Absicht, es Mia zu sagen, sobald sie nach Hause zurückgekehrt waren, hatte er mit seiner Mutter vereinbart, dass sie Hope und Sara für eine Woche zu sich nahm. Doch als Jack Mia in die Arme schloss und sie ihm ins Ohr flüsterte, wie sehr sie seine Berührungen vermisst habe und wie sehr sie ihn brauche, brach ihm fast das Herz. Er würde es ihr später sagen. Sie brauchten diese gemeinsame Zeit. Jack machte vage Andeutungen, indem er sie aufforderte, sich ganz auf den Augenblick einzulassen, das Telefon und das BlackBerry abzustellen und das Hier und Jetzt ungestört zu genießen. Er wusste genau, dass es kein nächstes Jahr, keinen nächsten Sommer und kein nächstes Weihnachtsfest geben würde.
Nicht nur Mia, sondern auch Freunden, Kollegen, Wahlhelfern und sogar seiner Mutter gegenüber hatte Jack eine Fassade errichtet. Als sie heute
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