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Auferstanden: Thriller (German Edition)

Auferstanden: Thriller (German Edition)

Titel: Auferstanden: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Fernen Ostens erlernten die Priester eine Kampftechnik, eine Form der Selbstverteidigung, die den Schwerpunkt darauf legte, die Stärken und Aggressionen des Gegners in ihre größte Schwäche zu verwandeln. Zudem wurden die Priester in der tödlichsten Angriffsmethode unterrichtet, einer Fähigkeit, die die Macht des Todes in ihre bloßen Hände legte. Die Priester waren zwar das Symbol des Friedens, doch ebenso die Beschützer ihres Erbes und ihres Volkes. Jeden, der versuchte, einem Einwohner ihres Dorfes – sei er auch noch so unbedeutend – etwas anzutun, töteten sie. Sie waren eine Art militärischer Streitkraft, die geräuschlos Eindringlinge töten konnte, ehe diese die Möglichkeit hatten zuzuschlagen und ehe sie überhaupt begriffen, dass sie gleich sterben würden.
    Handgefertigte Mordwerkzeuge aus Metall verabscheuten sie. Dennoch beschäftigten sie sich intensiv mit Waffen und bezogen sie in ihre Verteidigungsstrategie ein, weil sie ahnten, dass sie vielleicht eines Tages Feuer mit Feuer bekämpfen mussten. Sie waren nicht nur im Zweikampf geschickt, sondern auch im Kampf mit dem Schwert, im Bogenschießen und später auch im Umgang mit Waffen.
    Die Cotis verfügten zwar über diese gut vorbereitete Truppe von zwölf Männern, doch es gab insgesamt nur drei Angriffe. Der erste erfolgte im Jahre 1869. Ein britischer Unternehmer, ein arroganter, gieriger Mann, der diesen ›Stamm von Wilden‹ für primitive Einfaltspinsel hielt, drang in ihr Gebiet ein, um dort eine Mine anzulegen. Er wollte mit seinen Männern die reichen Edelsteinvorkommen in dem vulkanischen Boden ausbeuten. Sie schickten sich an, diesen ›Stamm‹ zusammenzutreiben und zu verlegen. Die Folgsamen sollten umgesiedelt und diejenigen, die Widerstand leisteten, entsprechend behandelt werden. Die Fremden verstanden die Cotis und die Fähigkeiten ihrer heiligen Männer und Frauen nicht. Die Leichen des britischen Unternehmers und die seiner Männer wurden nie gefunden.
    Der zweite Angriff auf ihre Kultur erfolgte durch einen Priester einer anderen Religionsgemeinschaft, der anstrebte, sie alle zu seinem Gott, dem wahren Gott, zu bekehren. Nachdem das Volk der Cotis ihn eingeladen, mit ihm gespeist und ihm seine Gastfreundschaft angeboten hatte, erkannte er, dass der Glaube der Cotis sehr stark war. Die friedliebende Gemeinschaft der Cotis sagte, es gebe im Himmel und im Jenseits genug Platz, sodass ihre Götter nebeneinander existieren könnten. Darauf brach der fremde Priester, der es nicht gewohnt war, zurückgewiesen zu werden, abrupt auf. Ein paar Tage später kehrte er mit Waffen zurück, um sie die Rache seines größeren Gottes zu lehren. Seine Mission hörte nie wieder etwas von ihm.
    Der dritte Angriff erfolgte vor zwanzig Jahren durch eine Gruppe, die auch aus zwölf Männern bestand. Es handelte sich um eine militärische Eliteeinheit, eine Söldnertruppe aus verschiedenen europäischen und afrikanischen Ländern. Sie hatten die Absicht, das Dorf zu besetzen und dort eine geheime Operationsbasis aufzubauen, um fernab der Weltöffentlichkeit ihren Geschäften nachzugehen. Die ganz in Schwarz gekleideten Soldaten waren in den labyrinthartigen Gängen des Tempels gefangen und wurden gedrängt, mit leeren Händen zu gehen oder die Konsequenzen ihres Handelns in Kauf zu nehmen. Da sie sich durch ihre gute Ausbildung, ihre Intelligenz und ihre Waffen törichterweise für überlegen hielten, weigerten sie sich, von ihrem Vorhaben abzuweichen, und beharrten auf ihren Forderungen. Sie kehrten nie wieder nach Hause zurück, und ihren Familien wurde mitgeteilt, dass der asiatische Dschungel sie verschluckt habe.
    Für die Außenwelt waren die Cotis ein Volk, das Märchen und Legenden entstammte. Den Menschen wurden magische Kräfte und eine ungewöhnliche Harmonie zur Natur nachgesagt. Und nicht zuletzt eine Kultur, deren beispielhaft friedliches Miteinander viel einflussreicher war als die leeren Worte von Politikern. Später jedoch bekam ihre Gesellschaft Risse, da die Welt sie mit ihren modernen Idealen angesteckt hatte …«
    »Danke für den Geschichtsexkurs«, unterbrach Frank ihn. »Aber was steht denn nun auf Jacks Arm? Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    Zögernd hob Killian den Blick zu Jack und sammelte sich. »Es geht um das Schicksal, als wäre es Teil der Natur und Teil der Winde. Eine Art Gebet für die Toten, eine Art alter Mythos, den ich nicht verstehe.«
    »Das ist alles?«, fragte Jack.
    »Nein.« Killian

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