Auferstanden: Thriller (German Edition)
verstummte kurz, und die bis jetzt unbewegte Miene des Wissenschaftlers ließ erahnen, dass er nichts Gutes zu verkünden hatte. »Das Hauptthema dieser Mehndi-Bemalung ist … Dort steht, dass Sie im Morgengrauen sterben werden, am ersten Tag des siebten Monats, getötet von einem wütenden Mann, der alles, was er liebt, verloren hat.«
»Was ist das denn für ein Stuss?«, stieß Frank verärgert hervor. »Du sollst morgen sterben?«
»Entspann dich«, sagte Jack.
»Mich entspannen? Ich glaub, ich spinne! Was ist mit heute? Bist du heute Morgen nicht gestorben? Wo wird das denn erwähnt? Was ist mit dem Wetter? Gibt es auf seinem Arm auch einen Hinweis auf das Wetter, Herr Professor?«
Killian schaute Jack in die Augen. »Ich nehme an, der Bericht über Ihren Tod heute Morgen in der Zeitung hat etwas damit zu tun?«, sagte er und verstummte kurz. Dann trat der Wissenschaftler in den Hintergrund, und auf Killians Gesicht spiegelte sich aufrichtige Sorge. »Jemand warnt Sie … und wie Sie bereits am eigenen Leibe erfahren haben, versucht jemand, Sie zu töten, Jack.«
Jack rieb sich über die Schulter und zuckte zusammen, als er die Wunde berührte. Er drehte sich zu Frank um.
»Okay«, sagte Frank und spähte auf das Tattoo. »Das war reine Zeitverschwendung.«
»Wenn sie hinter mir her waren, warum haben sie mich nicht einfach umgebracht und sich davon überzeugt, dass ich auch tot bin? Warum nimmt sich jemand die Zeit, eine Warnung auf meinen Arm zu kritzeln? Warum weckt er mich nicht einfach auf und sagt mir, was Sache ist?«
Killians Blick wanderte zwischen den beiden Freunden hin und her, ehe er auf Jacks Arm zeigte. »Ich kann Ihnen versichern, dass derjenige, der das geschrieben hat, Ihnen mit dieser detaillierten, aufwendigen Bemalung eine wohlüberlegte Botschaft zukommen lassen wollte.«
Schließlich ließ Killian Jacks Arm wieder los.
»Und Sie können sich nicht erinnern, wer das war?«, fuhr Killian fort. »Die Komplexität des Tattoos beweist, dass der Autor sich nicht beeilt und es aus einem bestimmten Grund auf Ihren Arm geschrieben hat. Ich weiß nicht, ob es eine Warnung oder eine Mahnung ist oder Sie abschrecken soll …«
Sie schwiegen alle, als Jack über die Worte nachdachte.
»Sag mir, dass du den Quatsch nicht glaubst«, sagte Frank schließlich.
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, erwiderte Jack. »Nach dem, was heute Morgen passiert ist und nach dem, was ich heute gesehen habe …«
»Das ist doch nicht dein Ernst.«
»Hör zu, ich glaube es nicht, aber sagen wir mal … sagen wir einfach mal, es stimmt, und ich finde Mia nicht rechtzeitig …«, meinte Jack, ohne den Satz zu beenden.
»Wir werden sie finden«, versicherte Frank ihm. »Und zwar noch vor der Morgendämmerung.«
Jack krempelte den Ärmel herunter und bedeckte die Worte, als würde er die Prophezeiung auf diese Weise nicht nur aus seinem Blick, sondern auch aus seinem Sinn vertreiben. Und auf diese Weise, so hoffte er, würde er auch verhindern, dass sie eintreten könnte. So skeptisch Jack auch war und so sehr ihm die Logik auch sagte, dass es so etwas wie Schicksal nicht gab, so wenig konnte er verhindern, dass Angst in ihm aufstieg. Nicht um sich – er fürchtete den Tod nicht –, aber um Mia. Wenn er morgen in der Morgendämmerung sterben würde, hatte er weniger als achtzehn Stunden, um sie zu retten.
17. Kapitel
FREITAG, 11.00 UHR
Als Jack auf seinen Arm starrte und über die schicksalhaften Worte nachdachte, schüttelte er den Kopf über die Ironie des Schicksals. So oft im Leben hören wir Vorhersagen über das Wetter am nächsten Tag, das Meisterschaftsspiel in der nächsten Woche oder die möglichen Oscar-Gewinner. Und während solche Vorhersagen meistens nicht eintrafen, so haftete ihnen dennoch oft ein Fünkchen Wahrheit an. Ob sie es nun purem Zufall, analytischen Auswertungen, reinen statistischen Wahrscheinlichkeiten oder einfach großem Glück verdankten, jedenfalls trafen Wahrsager moderner Zeiten manchmal ins Schwarze. Sie trafen zwar nicht immer ins Ziel, erweckten aber gleichwohl den Anschein, zu einer präzisen Aussage fähig zu sein.
Im alten Griechenland war es das Orakel von Delphi, das Mittelalter hatte Nostradamus und das frühe zwanzigste Jahrhundert Rasputin. Und seit etwa hundert Jahren gab es Astrologen und Wahrsager, die mit Hilfe von Tarot-Karten oder anhand des Verlaufs der Handlinien die Zukunft vorhersagten. Auf diese Weise zogen sie Menschen, die in
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