Auferstanden: Thriller (German Edition)
gleichzeitig verstummte.
Joe schnallte sich ab, stand auf und gab Mia ein Zeichen, es ebenfalls zu tun. Er reichte ihr die Hand, und gemeinsam gingen sie zu der gegenüberliegenden Wand.
»Vergiss niemals, Mia«, sagte Joe mit liebevollem Blick, »nichts ist unmöglich.«
Das Licht an der anderen Wand wurde grün. Mia spürte, dass ihr Körper leicht wurde, und plötzlich schwebte sie Hand in Hand mit ihrem Vater durch die Luft. Das Gewicht der Welt war praktisch verschwunden.
»Stoß dich mit den Füßen an der Wand ab«, sagte ihr Vater, was sie beide daraufhin mühelos taten.
Joe hielt ihre Hand fest, und sie stießen sich ab.
Mia stiegen Tränen in die Augen. Ihr Traum war wahr geworden. Sie flog.
Leicht wie Federn schwebten sie wie Vögel auf unsichtbaren Schwingen durch die Luft.
Mia fühlte sich so lebendig wie nie zuvor. Sie machte etwas, was eigentlich unmöglich war. Ihre Mutter sagte immer, dass es nicht möglich sei, aber ihr Vater hatte recht.
Hand in Hand schwebten sie durch die Luft und durchquerten die ganze Kabine des Jets. Als sie auf der anderen Seite ankamen, ließ ihr Vater sie los. Sie drückten ihre Füße beide gegen die Wand und stießen sich ab.
Mia flog allein, wie sie es sich immer vorgestellt hatte. Sie streckte die Arme aus und drehte sich in der Luft. Ohne dass ihr schwindelig wurde und ohne dass es sie die geringste Anstrengung kostete, schlug sie einen Salto nach dem anderen.
Zwei Minuten lang trotzten sie der Schwerkraft.
Als das Licht an der Wand gelb wurde, ergriffen Joe und Mia die Leiter auf dem Boden und zogen sich zur Wand. Dann setzte plötzlich das Dröhnen der Triebwerke ein, und Mia spürte wieder ihr Gewicht.
Ihr Vater erklärte ihr, dass sie in einer umgebauten 757 flogen, die von einigen Leuten, denen die Schwerelosigkeit zu schaffen machte, liebevoll »Kotzkomet« genannt wurde. Die Maschine flog in langen Parabeln hoch und runter, wodurch innerhalb des Flugzeugs ein Zustand der Schwerelosigkeit entstand. Diese 757 wurde eingesetzt, um die Schwerelosigkeit zu erforschen, um Astronauten auszubilden und Experimente durchzuführen. Heute diente sie dazu, Mia das Fliegen beizubringen.
Noch elf Mal leuchtete das grüne Licht auf. Noch elf Mal konnte Mia fliegen. Es war zweifellos das großartigste Erlebnis ihres Lebens, und das nicht nur, weil sie fliegen konnte, sondern auch, weil ihr Vater ihr zeigte, welche Möglichkeiten das Leben bot. Er bewies ihr, dass nichts unmöglich war.
FÜNFZEHN MINUTEN NACH IHRER LANDUNG GING DIE BOMBE HOCH.
Mia und ihr Vater zogen sich schnell um, nahmen ihre Sachen und stiegen ins Auto. Als sie durch die Schranke fuhren, verabschiedeten sie sich von den drei Wachleuten und fuhren nach Hause.
Fünfzig Meter hinter dem Tor hielt Joe an. Er schaute auf die Tasche mit dem Proviant, den sie nicht verzehrt hatten.
»Lass mich das machen«, sagte Mia. Und ohne eine Antwort abzuwarten, nahm sie die Tasche mit den Süßigkeiten, den Chips und dem Mineralwasser und lief auf das kleine Wachhäuschen zu.
Die Soldaten nahmen die Tasche mit einem dankbaren Lächeln entgegen und winkten dem Lieutenant zu.
In diesem Moment zerriss eine gewaltige Explosion den vorderen Teil von Joes Wagen. Ein großer Feuerball und eine schwarze Rauchwolke stiegen in den Himmel auf.
Mit wackeligen Beinen stieg Joe aus dem Wagen und hielt nach Mia Ausschau. Als er sah, dass sie auf ihn zurannte und unversehrt war, brach er zusammen.
Die drei Wachleute standen mit gezogenen Waffen zehn Meter hinter Mia und schrien, dass sie stehen bleiben sollte, weil sie befürchteten, eine zweite Bombe könnte hochgehen. Doch Mia konnte nichts davon abhalten, zu ihrem Dad zu rennen.
Joe Sullivan lag mitten auf der Straße, hinter ihm brannte das Auto. Seine stark verbrannte Kleidung war blutbefleckt. Sein Brustkorb hob sich, als er verzweifelt nach Atem rang. Mia rannte zu ihm und kniete sich an seine Seite. Sie zog ihren im Sterben liegenden Vater auf ihren Schoß und drückte ihn an ihre Brust. Ihr Vater war für sie immer der Größte gewesen, und jetzt …
»Dad? Sieh mich an.«
Joe bekam kaum Luft, und sein Körper zuckte krampfartig. Er hatte Mühe, die Augen offen zu halten.
»Bitte!«, schrie Mia. »Mein Gott, bitte nicht …«
Die drei Wachleute sahen zu Joe hinüber und versuchten einzuschätzen, wie es um ihn stand. Während sie mit gezogenen Waffen nach den Attentätern Ausschau hielten, schirmten sie den Lieutenant und seine Tochter ab. Sie
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