Auferstanden: Thriller (German Edition)
Beweismittel-Kassette lagen, hatten Mia eine solche Angst eingejagt, als hätte sie dem Tod ins Auge gesehen. Jack hätte sich ohrfeigen können, dass er ihren Wunsch respektiert und sie nicht gezwungen hatte, ihm zu sagen, in was sie verstrickt war. Die Einsicht kam leider zu spät. Sie waren alle drei der Meinung, dass die Antwort, die sie brauchten, um Mia zu finden, nicht in dem Tattoo auf Jacks Arm zu finden war, sondern in der Kassette.
Um kurz nach halb eins betrat Frank die Eingangshalle des Detention Centers. Er brauchte seinen Dienstausweis nicht vorzuzeigen, denn an allen Kontrollpunkten, die er passieren musste, wurde er mit Vornamen begrüßt.
»Dein Ausscheiden aus dem Polizeidienst war nur ein Gerücht, was?«, sagte der dürre Wachmann mit der hellen Haut, als er von seinem Stuhl hinter der Anmeldung aufstand.
»Ich freue mich, dich zu sehen«, sagte Frank und schüttelte Larry freundlich die Hand.
»Ich wusste, dass du es nicht lange im Ruhestand aushältst. Willst du ins fünfte Untergeschoss?«
Frank war schockiert, dass der junge Wachmann wusste, wohin er wollte. »Ehrlich gesagt …«
»Ich hasse es, wenn das FBI sich in unsere Arbeit einmischt.«
Frank erwiderte nichts und dachte angestrengt nach.
»Ich wundere mich, dass sie dich nicht früher gerufen haben.« Larry drückte auf den Knopf unter seinem Schreibtisch, woraufhin die Sicherheitsschranke geöffnet wurde und Frank hindurchgehen konnte.
Frank durchquerte die Eingangshalle, lief auf die Aufzüge auf der gegenüberliegenden Seite zu und drehte sich dann noch einmal zu Larry um.
»Danke, Larry.«
»Ich bin froh, dass du zurück bist«, erwiderte dieser mit einem Nicken, ehe er auf seinen Posten zurückkehrte.
Als Frank auf den Aufzugknopf drückte, wusste er, dass die Sache ihnen entglitt. Wenn das FBI sich im fünften Untergeschoss aufhielt, war die Situation nicht nur schlimm, sondern eine wahre Katastrophe.
Als die Aufzugtüren sich im fünften Untergeschoss öffneten, sah Frank, dass der Vorraum mit gelbem Flatterband abgesperrt war. Mehrere schwarze Rollcontainer verschiedener Größe standen in einer Ecke, als wollte hier jemand einziehen. Zwei Männer in dunklen Anzügen sagten kein Wort, als sie in den Aufzug stiegen und ohne zu warten, bis Frank ausgestiegen war, auf die Taste für das Erdgeschoss drückten.
Frank stieg kopfschüttelnd aus, duckte sich und ging unter dem Absperrband hindurch und auf das Glasfenster zu. Er zog seinen Dienstausweis aus der Tasche, drückte ihn auf die Scheibe und klopfte mit den Fingerknöcheln dagegen.
Charlie drehte sich auf dem Schreibtischstuhl um. Sein in der Regel fröhliches Gesicht war von Kummer gezeichnet.
»Frank«, stieß Charlie erleichtert hervor.
»Hallo, Charlie.« Frank nickte.
»Das ist echt beschissen«, sagte Charlie, der sich normalerweise im Dienst immer sorgfältig kleidete. Heute hing seine Krawatte auf halb acht, und er hatte total zerzaustes Haar. Er sah aus, als hätte er gerade eine Achtundvierzig-Stunden-Schicht hinter sich, und dabei war er gerade erst gekommen. »Die armen Kinder. Wie sagst du einem Kind, dass seine Mutter und sein Vater nicht mehr wiederkommen?«
Frank nickte. Er wünschte, er hätte Charlies Kummer vertreiben können, indem er ihm die Wahrheit sagte, doch das stand im Augenblick nicht zur Debatte.
Charlie spähte auf Franks Dienstausweis und drückte auf den automatischen Türöffner. Als Frank das Summen hörte, zog er die Sicherheitstür aus Stahl auf und betrat Charlies kleines Büro.
»Absperrband?«, sagte Frank. »Was zum Teufel hat das zu bedeuten?«
»Das FBI ist hier und sucht eine Beweismittel-Kassette, die angeblich ihnen gehört.«
»Und warum soll die hier sein?«
»Sie sagen, Jack Keeler hat sie hier für seine Frau versteckt.«
»Hat er?« Frank wusste nicht genau, inwieweit Charlie in die Sache involviert war.
»Die werden nichts finden«, sagte Charlie mit einem bedeutsamen Unterton. »Sie sind hierhergekommen und glauben, sie sind cleverer als wir. Uns halten sie nur für eine Bande Cops aus einem Keystone-Film.«
»Die FBI -Agenten sind immer so charmant.«
»Ja, sind wir.«
Frank drehte sich zu einem großen, drahtigen Mann mit schütterem, kurz geschorenem Haar um, der kerzengerade in der Tür stand. Sein Kopf schien etwas zu groß für seinen Körper zu sein, und das erschöpfte Gesicht ließ keinen Zweifel daran, dass er seit Tagen nicht geschlafen hatte. Man war es nicht gewohnt, Gene Tierney mit
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