Auferstanden: Thriller (German Edition)
beschützten Mia und ihren Vater, denn sie wussten, dass dies ihr letzter gemeinsamer Augenblick sein würde.
In der Ferne heulten Sirenen, Soldaten sprachen in ihre Funkgeräte, doch Mia hörte nichts von alledem. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt ihrem Vater.
»Dad!«, bettelte Mia. Tränen liefen ihr über die Wangen. »Bitte …«
Joe Sullivan atmete keuchend und zunehmend flacher, bis alle Muskeln seines Körpers erschlafften.
Schweigend schaute er Mia in die Augen. Sie wechselten einen letzten Blick, der ihre große Zuneigung zueinander offenbarte, dann starb er.
Joe Sullivan hatte in drei Kriegen, in zahllosen Schlachten und Feuergefechten gekämpft und seine Berufsjahre bei der Marine in einigen der feindlichsten Gebiete auf Erden verbracht, um nun in seinem Heimatland von einer Autobombe getötet zu werden.
Zuerst nahm man an, es handle sich um einen Anschlag von internationalen Terroristen. Es stellte sich jedoch heraus, dass das Attentat von einer kleinen amerikanischen Gruppe verübt worden war, die sich »Frieden für alle« nannte. Die Mitglieder predigten Passivität und forderten den Rückzug aller US -Streitkräfte aus allen Ländern und die Abschaffung des US -Militärs. Nach einer einwöchigen Großfahndung wurden die drei amerikanischen Attentäter vom FBI gefasst, vor ein Gericht gestellt und hingerichtet.
Für Mia brach eine Welt zusammen. Ihr Vater hatte ihr alles bedeutet. Ohne seine weisen Worte, seine Führung im Leben und den Klang seiner Stimme, wenn er abends nach der Arbeit nach Hause kam, fühlte sie sich hilflos und verlassen. Das Bild ihres Dads, der in ihren Armen starb, verfolgte sie jede Nacht und brachte sie um den Schlaf. Ihre Mutter Patricia Sullivan tröstete sie zwar, doch sie war ebenfalls am Boden zerstört, oft versunken in ihrer Trauer und kaum mehr in der Lage, den Alltag zu bewältigen.
Nach sechs Monaten nahm sie ihr Leben wieder in die Hand und verliebte sich kurz darauf in den FBI -Agenten, der die Mörder ihres Mannes geschnappt hatte. Niemand sprach von dem freudschen Einfluss auf ihre neue Liebe.
Sam Norris nahm sie beide zu sich. Er adoptierte Mia und erkannte sie als seine Tochter an. Gegen ihren Wunsch veranlasste Mias Mutter, dass sie den Namen Norris annahm. Sie sagte, sie könne es nicht ertragen, immer erklären zu müssen, warum ihre Tochter einen anderen Namen trage. Es würde sie zwingen, so meinte sie, den entsetzlichen Kummer immer wieder zu durchleben. Sie begriff nicht, dass es für Mia Verrat bedeutete.
Sie zogen nach Washington, wo ihr Stiefvater stellvertretender Direktor des FBI wurde. Ein Jahr später wurde er Direktor und behielt den Posten drei Jahre inne. Anschließend trat er in den Ruhestand und zog nach New York, wo er ein Unternehmen für Personen- und Objektschutz gründete, das von seinen großartigen Verbindungen zu staatlichen Behörden profitierte.
Sam Norris’ Unternehmen expandierte, und sie erfreuten sich eines immer größeren Wohlstandes. Mias Mutter liebte das prächtige Haus, ihr tolles Auto, ihr privilegiertes Leben. Für Mia hingegen konnte nichts davon ihren Vater ersetzen. Das viele Geld war ihr unangenehm. Es kam ihr vor wie eine Lackschicht, die den Mangel an Liebe und Zuneigung in ihrer neuen Familie überdeckte.
Und so konzentrierte sie sich auf sich selbst. Die Lücke, die ihr Vater hinterlassen hatte, konnte Sam Norris nicht füllen, aber er erleichterte ihr den Einstieg beim FBI , um solche Menschen wie die Mörder ihres Vaters zu jagen. Als sie sich hocharbeitete und im Zuge ihrer Ermittlungen Verbrecher und Terroristen verhaftete, war es so, als würde sie immer und immer wieder die Mörder ihres Vaters zur Strecke bringen.
Jack hätte ihren Vater gemocht. Sie waren sich in so vielerlei Hinsicht ähnlich: intelligent, selbstlos, extrem sportlich, immer bescheiden und immer überzeugt, dass man alles erreichen konnte.
Mia schaute sich in dem kleinen Raum um, in den die Entführer sie eingesperrt hatten. Sie wusste nicht, wo sie sich aufhielt. Als sie über die Unmöglichkeit einer Flucht nachdachte, durchlebte sie noch einmal diesen Tag, als sie mit ihrem Vater geflogen war. Mia dachte an seine Worte und wusste, dass er recht hatte.
Nichts ist unmöglich.
19. Kapitel
FREITAG, 12.30 UHR
Nachdem sie nun mehr über die unheilvolle Warnung auf Jacks Arm wussten, stimmten Frank, Jack und Joy überein, dass es eine Sache gab, die die Antwort barg und die sie unbedingt haben mussten. Die Dinge, die in der
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